Viele der im Film “Konklave” dargestellten Vorgehensweisen sollen zwar nicht offiziell bestätigt, jedoch über Jahrhunderte hinweg überliefert worden sein. Auf solchen Überlieferungen beruht laut “Hollywood Reporter” auch eine Szene, in der dem verstorbenen Papst sein Ring abgenommen und zerstört wird. Über dieses Ritual sprach der katholische Ordenspriester Paulus Terwitte mit t-online und erklärte, wozu es dient: “Damit ist amtlich bestätigt, dass der Heilige Stuhl unbesetzt ist.” Erst danach beginnen die Vorbereitungen der Beerdigungsfeierlichkeiten, die aber oft schon im Voraus geplant sind. Das ganze Interview lesen Sie hier.
Kathleen Sprows Cummings ist Historikerin für Katholizismus an der Katholischen Universität Notre Dame im US-Bundesstaat Indiana. Sie zeigte sich von der Arbeit des “Konklave”-Filmteams beeindruckt: “Es ist bemerkenswert, wie sie etwas Geheimnisvolles genommen und wirklich vieles davon richtig gemacht haben”, sagte sie im Gespräch mit der britischen Tageszeitung “The Guardian”.
Die Kardinäle kommen in “Konklave” in der Casa Santa Marta unter anderem im Speisezimmer und in kleineren Gruppen in anderen Räumen zusammen. Dort tauschen sie sich hinter vorgehaltener Hand darüber aus, wer zu welchem Papstkandidaten hält und versuchen sich teils zu beeinflussen.
Der Film vermittle laut Cummings “einen Eindruck von den Gesprächen, die vor einem Konklave stattfinden”. Nach Papst Franziskus’ Tod werde es zu ähnlichen Szenen kommen, prophezeite die Expertin: “[Die Kardinäle, Anm. d. Red.] werden zu Abend essen und sich in Wohnungen treffen.” Sie ist überzeugt: “Es wird Fragen geben: ‘Wer unterstützt wen? Gibt es eine klare Mehrheit? Gibt es einen klaren Spitzenreiter?’ Das alles passiert.”
In “Konklave” werden die verschiedenen Ausrichtungen innerhalb der katholischen Kirche anhand der Charaktere dargestellt. So steht etwa der italienische Kardinal Goffredo Tedesco, gespielt von Sergio Castellitto, für erzkonservative Ansichten, während Schauspieler Stanley Tucci als Kardinal Aldo Bellini die liberale Fraktion verkörpert.
Das sei laut Bill Cavanaugh, Professor für Katholische Studien an der DePaul University in Chicago, jedoch “etwas übertrieben”. Denn Kardinäle ließen sich nicht eindeutig in progressive und konservative Lager einteilen, sagte er “The Guardian”.
Im Film erscheint der mysteriöse Kardinal Vincent Benítez, gespielt von Carlos Diehz, erst kurz vor Beginn der Papstwahl im Vatikan, ist beinahe allen Anwesenden unbekannt. “Die Vorstellung, dass ein Kardinal in pectore einfach zum Konklave kommen und sagen könnte: ‘Hey, ich bin hier, um abzustimmen’ – das wäre schlichtweg unmöglich”, stellte Cummings klar. So erhalte ein Kardinal mit dem Titel einhergehende Privilegien erst, wenn er öffentlich als solcher bekannt gegeben werde. Das Wahlverfahren in der Sixtinischen Kapelle sei laut Cummings jedoch richtig dargestellt worden.