Karsten Wildberger soll Deutschlands neuer Digitalminister werden. Der Topmanager könnte vieles richtig machen und die Weichen für die Zukunft stellen.
Die Berufung von Karsten Wildberger zum Digitalminister ist für Deutschlands digitale Zukunft Chance und Risiko zugleich. Der Vorstandschef des Ceconomy-Konzerns und Vorsitzende der Geschäftsführung der MediaMarktSaturn Retail Group bringt wertvolle Erfahrungen aus der digitalen Transformation eines traditionellen Einzelhandelskonzerns mit. Doch das allein macht noch keinen erfolgreichen Digitalminister.
Die Herausforderungen, vor denen Deutschland steht, sind gewaltig: marode Infrastruktur, behäbige Verwaltungsprozesse und ein erheblicher Rückstand bei der digitalen Bildung. Hier braucht es mehr als Managementfähigkeiten und betriebswirtschaftliches Denken. Es braucht ein tiefgreifendes Verständnis für die gesellschaftlichen Dimensionen der Digitalisierung.
Wildbergers Werdegang lässt befürchten, dass wirtschaftliche Interessen dominieren könnten. Zwar hat er Transformationsprozesse erfolgreich gestaltet, doch die Frage bleibt: Wird er als Minister Themen wie digitale Teilhabe, Datenschutz und digitale Souveränität mit dem gleichen Eifer vorantreiben wie Effizienzsteigerungen in einem Unternehmen?
Und doch: Genau diese Erfahrung könnte das sein, was Deutschland jetzt braucht. Wildberger hat bewiesen, dass er verkrustete Strukturen aufbrechen und digitalen Wandel gegen Widerstände durchsetzen kann. Er kennt die Schwierigkeiten der digitalen Transformation aus erster Hand – ein Wissen, das die träge deutsche Verwaltung gut gebrauchen kann.
Der Schlüssel zum Erfolg wird sein, ob Wildberger über seinen wirtschaftlichen Horizont hinauswachsen kann. Wenn er seine Managementfähigkeiten mit einer echten gesamtgesellschaftlichen Vision verbindet und die nötige politische Durchsetzungskraft entwickelt, könnte er der Digitalisierung in Deutschland tatsächlich neuen Schwung verleihen.
Die Ernennung ist ein Risiko – aber eines, das sich auszahlen könnte. Deutschland braucht einen Neuanfang in der Digitalpolitik. Wildberger bekommt nun die Chance, zu beweisen, dass er mehr ist als nur ein erfolgreicher Manager: ein Digitalminister mit Vision.
