Hinter einer Nachtblindheit können unterschiedliche Ursachen stecken. Erfahren Sie, welcher Vitaminmangel dabei eine Rolle spielen kann.
Menschen mit Nachtblindheit (Fachausdruck: Nyktalopie) können bei Dunkelheit oder in der Dämmerung ungewöhnlich schlecht sehen. Während ihr Sehvermögen tagsüber in der Regel normal ist, fällt es ihnen im Dunkeln schwer, Hindernisse wahrzunehmen oder sich zu orientieren. Das kann vor allem beim Autofahren in der Nacht oder in der Dämmerung problematisch sein, wenn Betroffene etwa Verkehrsschilder oder andere Verkehrsteilnehmer kaum erkennen können.
- Nachtblindheit: Was ist das?
Eine Nachtblindheit kann verschiedene Ursachen haben. Auch ein Mangel an Vitamin A kann dazu zählen, denn das Vitamin spielt eine wichtige Rolle für die Sehfähigkeit.
Das Auge besitzt zwei Arten von Lichtsinneszellen in der Netzhaut: Zapfen und Stäbchen. Während die Zapfen für das Sehen von Farbe bei Licht zuständig sind, ermöglichen die Stäbchen das Hell-Dunkel- beziehungsweise Schwarz-Weiß-Sehen bei wenig Licht (wie in der Dämmerung oder nachts).
Bei einer Nachtblindheit funktionieren die Stäbchen nicht richtig, sodass es zu einer gestörten Dunkeladaption kommt. Das bedeutet, die Augen können sich nicht ausreichend an die Dunkelheit anpassen und sehen selbst nach längerer Zeit im Dunkeln noch gleichermaßen schlecht.
Vitamin A (Retinol) benötigen die Stäbchenzellen, um den Sehfarbstoff Rhodopsin herzustellen. Mithilfe des sogenannten Sehpurpurs kann sich das Auge an schwaches Licht anpassen und die Pupillen bei Dunkelheit weiten, sodass mehr Licht einfällt.
Besteht jedoch ein Mangel an Vitamin A, wird nicht mehr genügend Rhodopsin gebildet. Das kann die Anpassung des Auges an schwache Lichtverhältnisse stören und eine Nachtblindheit hervorrufen.
Ein Vitamin-A-Mangel kann sich auf unterschiedliche Weise bemerkbar machen. Zu den möglichen Anzeichen zählen neben einem gestörten Hell-Dunkel-Sehen beziehungsweise einer Nachtblindheit:
- erhöhte Lichtempfindlichkeit
- tränende Augen
- brennende Augen
- trockene Haut und Schleimhäute
- häufigere Infekte
- Wachstumsstörungen bei Kindern
Zu einem ernährungsbedingten Vitamin-A-Mangel kommt es in Deutschland nur selten. Die meisten Menschen nehmen hierzulande über die Nahrung ausreichend Vitamin A auf.
Risikogruppen für einen Vitamin-A-Mangel sind daher vor allem Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen, welche die Aufnahme des Nährstoffs erschweren oder zu einem erhöhten Bedarf führen, wie zum Beispiel:
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Zöliakie)
- chronische Nierenkrankheiten
- Mukoviszidose
- exokrine Pankreasinsuffizienz (eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse)
- Gallenstau (Cholestase)
- Alkoholkrankheit
(Wie hoch der Tagesbedarf an Vitamin A ist und wie sich dieser decken lässt, lesen Sie hier.)
Wer den Verdacht hat, an Nachtblindheit zu leiden, sollte einen Augenarzt aufsuchen. Spezielle Sehtests können Aufschluss über das Dämmerungssehen geben. Liegt tatsächlich ein gestörtes Hell-Dunkel-Sehen vor, wird der Arzt gegebenenfalls weitere Untersuchungen veranlassen. Besteht der Verdacht auf einen Vitamin-A-Mangel als mögliche Ursache, kann eine Blutuntersuchung Aufschluss geben.
Stellt sich bei Personen mit Nachtblindheit heraus, dass ein Vitamin-A-Mangel vorliegt, lässt sich dieser durch eine angepasste Ernährung oder durch Nahrungsergänzungsmittel beheben. Häufig bessert sich dadurch das Sehen im Dunkeln wieder.
Besteht der Vitaminmangel jedoch über längere Zeit, können bleibende Schäden an den Augen entstehen, die das Sehen unwiederbringlich beeinträchtigen. Das betrifft überwiegend Kinder in Entwicklungsländern – dort zählt ein Mangel an Vitamin A zu den häufigsten Ursachen für Erblindung.
Nachtblindheit kann die Folge eines Vitamin-A-Mangels sein – ernährungsbedingt kommt dieser in Deutschland jedoch nur selten vor. Wer sich ausgewogen ernährt, ist in der Regel gut versorgt. Wer das Gefühl hat, bei Dunkelheit oder in der Dämmerung anhaltend schlecht zu sehen, sollte einen Augenarzt aufsuchen. So lassen sich mögliche Ursachen abklären und eine passende Behandlung finden.