Taipeh legt dem Chiphersteller engere Fessel an

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Der taiwanische Chiphersteller TSMC wird künftig schärfere heimische Gesetze für die Ausfuhr von Spitzentechnologien befolgen müssen. Mit der Überarbeitung des Gesetzes zur industriellen Innovation wird der Export neuester Technologien zur Fertigung von Computerchips strenger reguliert, überwacht und notfalls unterbunden. Damit soll das sogenannte Siliziumschutzschild des Landes gestärkt, die Sicherheit der Inselrepublik gewährleistet und der militärische Abwehrschirm der Schutzmacht Amerika erhalten bleiben. Darüber hinaus soll die Gesetzesnovelle die dominante Rolle taiwanischer Unternehmen auf den globalen Halbleitermärkten untermauern.

So können Chips mit den neusten Fertigungsmethoden nur noch auf Taiwan, nicht aber in den Vereinigten Staaten produziert werden. Washington hoffte, taiwanische Herstellungstechnologie der Spitzenklasse nach Amerika zu holen. Hatte TSMC doch vor zwei Wochen erst angekündigt, seine Investitionen in den Vereinigten Staaten über die kommenden Jahre um 100 Milliarden Dollar auf alles in allem 165 Milliarden Dollar zu erhöhen. Für das Geld sollten fünf neue Chipfabriken in Phoenix im US-Bundesstaate Arizona errichtet werden. Dort werden bereits heute Chips für US-Konzerne wie Apple, Google, Nvidia oder Microsoft gefertigt.

Für diese Kundschaft ist TSMC schon seit Jahren als Auftragsfertiger aktiv. Die Amerikaner entwerfen die Chips, die Taiwaner fertigen sie im industriellen Maßstab. Sie stellen nahezu jeden Spitzenchip her, der in neuen Computern, Smartphones oder in den Datenzentren der Welt eingesetzt wird. TSMC ist das weltweit einzige Unternehmen, das die komplizierten industriellen Fertigungsprozesse beherrscht und elektronische Bauteile mit Strukturen herstellen kann, die kleiner sind als drei Nanometer. Chips dieser Art werden etwa für die Entwicklung von KI-Systemen benötigt.

Politische Macht durch Halbleiter

Die Taiwaner nutzen ihre einzigartigen Fähigkeiten bei der Halbleiterproduktion nicht nur dazu, eine wichtige Rolle in den Lieferketten der westlichen Hightech-Industrien zu spielen. Die daraus resultierende Macht wird von ihnen auch politisch eingesetzt. Gibt sie doch den Amerikanern gute Gründe, sich schützend vor die kleine Inselrepublik zu stellen und alle Eroberungsgelüste des großen und aggressiven chinesischen Nachbarn abzuwehren. Peking betrachtet Taiwan nicht als souveränes Land, sondern als abtrünnige Provinz. Fällt Taiwan an China, würde der Westen eines der wichtigsten Glieder seiner IT-Wertschöpfungskette verlieren.

Um den politischen Status-quo zu wahren, hat das Parlament in Taipeh die Novelle des Gesetzes zur industriellen Innovation nach der dritten Lesung am Dienstag verabschiedet. Wie die Commercial Times berichtet, werden in den kommenden Wochen die Einzelheiten der Umsetzung des Gesetzes erarbeitet. Ende des Jahres soll es dann in Kraft treten. Bislang gab es derartige Beschränkungen und Kontrollen für Chipproduktionsprozesse nicht. Mit dem jüngsten Schritt will Taiwans Politik sicher gehen, dass ein Unternehmen wie TSMC seine fortschrittlichsten Fertigungstechnologien auch weiterhin ausschließlich in Taiwan entwickelt und einsetzt. In Amerika sollen allenfalls die vorletzten Technologien zum Einsatz kommen.