Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist dank einer leichten Frühjahrsbelebung zurückgegangen: Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozentpunkte und belief sich im April auf 6,3 Prozent, wie die Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung gehen zwar zurück, saisonbereinigt ändern sie sich aber nur wenig. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nimmt nur noch leicht zu und die Arbeitskräftenachfrage bleibt insgesamt schwach.
Im April waren 2,93 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet, 182.000 mehr als vor einem Jahr. Von März auf April hat die Arbeitslosigkeit um 36.000 abgenommen, bereinigt um jahreszeitliche Effekte hat sich die Arbeitslosigkeit mit plus 4.000 jedoch kaum verändert.
Bei der Kurzarbeit bewegt sich wenig: Zuletzt wurde für 0,7 Prozent der Beschäftigten, das sind 244.000, Kurzarbeitergeld gezahlt. Die Inanspruchnahme von konjunktureller Kurzarbeit ist im Vergleich zu Januar und Februar etwas zurückgegangen, im langfristigen Vergleich bewegt sie sich aber nach wie vor auf einem deutlich erhöhten Niveau, erklärte Nahles.
Trotz der Stabilisierung durch Kurzarbeit hinterlässt die aktuelle Wirtschaftsschwäche ihre Spuren in der Beschäftigungsentwicklung: Im Februar waren 34,84 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, das sind 67.000 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der Beschäftigten nimmt also nach wie vor zu, das Wachstum hat aber deutlich an Kraft verloren.
Industrie leidet unter Zolldynamik
Im verarbeitenden Gewerbe hinterlassen Transformation und Konjunkturflaute ihre Spuren: Im Februar 2018 hat die Beschäftigung gegenüber dem Vorjahr noch um rund 125.000 zugenommen, aktuell ist sie um ebenso viel geschrumpft. „Auch für die nächsten Monate lassen die einschlägigen Frühindikatoren bislang keine kräftige Beschäftigungsdynamik erwarten. Ein großer Unsicherheitsfaktor bleibt die US-Zollpolitik, die vor allem im exportorientierten Verarbeitenden Gewerbe die Einstellungsbereitschaft dämpft“, sagte Volkswirt Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research.
Der Forschungsbereichsleiter am Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung, Enzo Weber, sagte: „In den Erwartungen der Arbeitsagenturen gibt es einen ersten Hoffnungsschimmer – mehr aber noch nicht“. Demnach könnten die angekündigten Finanzpakete einen Stimmungsumschwung bewirken, aber die Krise der Industrie und der Handelskonflikt würden die Aussichten weiter belasten, sagte Weber.
In den meisten anderen Branchen ist das Beschäftigungswachstum ebenfalls zum Erliegen gekommen oder hat deutlich nachgelassen. In den staatsnahen Dienstleistungsbereichen hingegen, öffentliche Verwaltung, Erziehung, Gesundheit und Pflege ist das Beschäftigungswachstum aktuell genauso hoch wie vor sieben Jahren, also um die 200.000. Aufgrund des demografischen Wandels sind Beschäftigte in Gesundheits- und Pflegeberufen wahrscheinlich auch langfristig gefragt.
Eine Trendwende bei der Beschäftigung zeichnet sich derzeit nicht ab, denn die Nachfrage nach neuen Mitarbeitenden bleibt auch im April insgesamt schwach. Die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen lag in diesem Monat bei 646.000, das sind 55.000 weniger als noch vor einem Jahr. „Die neue Bundesregierung hat sich vorgenommen, umfassend zu investieren, und ich persönlich hoffe, dass einige der guten Ansätze aus dem Koalitionsvertrag jetzt auch tatsächlich Impulse für den Arbeitsmarkt bringen, denn auf diese Impulse warten wir dringend.“ Da der Arbeitsmarkt generell den Entwicklungen hinterherläuft, hofft Nahles, dass die neue Bundesregierung „schnell ins Tun kommt“.
Diese Hoffnung teilt auch Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger, denn „der Blick auf die aktuellen Arbeitsmarktzahlen zeigt deutlich: Ohne wirtschaftspolitische Impulse gibt es keine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt“. Er fordert: „Die neue Bundesregierung muss die Rahmenbedingungen für Unternehmen und Beschäftigte zügig verbessern.“
Die anhaltende Arbeitslosigkeit schlägt sich nicht zuletzt im Haushalt der Bundesagentur für Arbeit nieder: Im ersten Quartal 2025 hat die Bundesagentur für Arbeit 6,6 Milliarden Euro für Arbeitslosengeld ausgegeben, bei einem Budget von insgesamt 22,1 Milliarden. Das sind rund 1,1 Milliarden Euro mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Bundesagentur verfügt über Rücklagen in Höhe von 3,2 Milliarden Euro. Nahles geht jedoch davon aus, dass wenn sich die Situation wie geschildert fortsetze, die Bundesagentur für Arbeit ins Defizit laufen wird.