Roboter für den Haushalt: Erlöse uns vom Geschirrspüler

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Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 18/2025.

你笑起来真好看 singt Bella, wenn sie das Essen bringt. Das ist der durchdringend quietschige Song “Dein Lächeln ist so schön” des chinesischen Kinderstars Li Xinrong. Bella sieht aus wie eine Katze auf Rädern. Sie trägt bis zu drei beladene Tabletts und umkurvt Tische, Stühle und Gäste.

Im Restaurant Red Sun in der nordrhein-westfälischen Kreisstadt Mettmann gehört ein Roboter zum Servicepersonal. Das Liedchen verscheucht Personen, die im Weg stehen. Zum Geburtstag viel Glück hat Bella auch drauf. Ansonsten ähnelt sie einem vergrößerten Staubsaugroboter.

Das Gerät wird für etwa 16.000 Euro von Pudu Robotics aus Shenzhen angeboten. Die menschliche Mettmanner Bedienung wirkt erfreut über Bellas Hilfe. Wie viel sie am Abend rennt?” Ich laufe 30 Kilometer in der Spitze”, sagt die Serviererin. Bella wird niemals seufzen.

Zusammen mit Mährobotern, automatischen Fensterputzern und Saugrobotern für drinnen markiert Bella den Istzustand der Robotisierung unseres Alltags. Erst haben sie nur gesaugt. Heute wischen viele schon nass. Sauberes Waschwasser und Lappenwäsche gibt es an einer Waschstation, wo auch die Batterie geladen wird. Knapp jeder Fünfte nutzt in Deutschland bereits einen Roboter im Haushalt. Laut einer Befragung des Branchenverbandes Bitkom können sich 45 Prozent der Deutschen vorstellen, sich in Zukunft von einem Roboter helfen zu lassen.

Wenn ein singender Servierwagen das “Ist” der Alltagsrobotik beschreibt, was ist dann das “Soll”? Der dafür zuständige Prophet heißt natürlich Elon Musk: 10 Milliarden humanoide, also äußerlich menschenähnliche Roboter, glaubt er, werden in 20 Jahren auf der Erde herumrennen. Womöglich mehr Roboter als Menschen.

Wird man 2025 einmal das Jahr nennen, in dem der Robotik der Durchbruch gelang? In dem der Menschheitstraum wahr wurde, dass Roboter endlich den Geschirrspüler einräumen und den Müll runtertragen? Selbst ansonsten nüchterne Wissenschaftler gestatten sich diesbezüglich vorsichtigen Optimismus. “Es tut sich gerade auf dem Feld extrem vieles und extrem schnell – ich würde fast sagen, im Wochentempo gibt es neue Ergebnisse.” Das sagt Alin Albu-Schäffer, einer der bekanntesten deutschen Robotiker und Chef des Instituts für Robotik und Mechatronik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt Oberpfaffenhofen. Noch vor einem Jahr formulierte er, nach intelligenten Haushaltsrobotern gefragt, deutlich vorsichtiger. Die seien frühestens in fünf bis zehn Jahren zu erwarten.

Der Grund für die Aufregung, sagt der Professor, seien “die KI-Entwicklung und der Einstieg großer Firmen wie Tesla in die humanoide Robotik”. Tatsächlich war künstliche Intelligenz das ganz große Thema, als im Januar dieses Jahres in Las Vegas die CES eröffnet wurde, die Consumer Electronics Show. ChatGPT nutzen heute Kinder und Senioren, die noch vor kurzer Zeit mit dem Kürzel “KI” nichts anzufangen gewusst hätten.