FC Bayern: “Er hat gelitten” – so erlebte Kane das 3:3 in Leipzig

9

News folgen

Bayern verpasst in Leipzig die vorzeitige Deutsche Meisterschaft. Torjäger Kane kann nur zuschauen, erlebt dabei eine emotionale Achterbahn – und hat nun eine große Chance.

Harry Kane stand schon am Spielfeldrand, applaudierte seinen Teamkollegen, bereitete sich möglicherweise auch schon mental auf den ersten Meistertitel seiner langen Karriere vor. Und musste am Ende aus nächster Nähe dabei zusehen, wie RB Leipzigs Yussuf Poulsen in der Nachspielzeit noch das 3:3 erzielte – und dem FC Bayern die vorzeitige Meisterschaft verdarb. Trotz beispielloser Aufholjagd nach 0:2-Rückstand – ohne den gelbgesperrten Kane – in einer furiosen zweiten Halbzeit muss der deutsche Rekordmeister nun wohl noch mindestens eine Woche warten, bis die 34. Deutsche Meisterschaft auch rechnerisch offiziell ist.

Kane erlebte den Großteil der Achterbahnfahrt seiner Teamkollegen auf der Tribüne im Leipziger Stadion, gemeinsam mit Bruder Charlie. Direkt hinter der Bayern-Führungsetage um Sportvorstand Max Eberl, Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen und Präsident Herbert Hainer. Nahm dort mit versteinerter Miene das 0:1 und 0:2 durch die Leipziger hin, litt mit seinen Teamkollegen. Sah mit an, wie sich die Münchner schwertaten im ersten Durchgang.

Und dann, wie es Trainer Vincent Kompany schaffte, nach dem Seitenwechsel eine von Grund auf veränderte Mannschaft auf den Platz zu schicken: aggressiv, offensiv, spielfreudig, dominant. Kurz vor Spielende hielt es der 31-Jährige dann wohl nicht mehr aus. Er verließ seinen Platz auf den Rängen. Begab sich direkt an den Rasen. Und wurde dort dann direkter Augenzeuge der dramatischen Nachspielzeit. Wieder Essig mit dem vorzeitigen Meistertitel.

Anspannung vorüber: Kane scherzt bereits wieder mit Thomas Müller.Vergrößern des Bildes
Anspannung vorüber: Kane scherzt bereits wieder mit Thomas Müller. (Quelle: IMAGO/Christian Schroedter/imago-images-bilder)

Ganz der einwandfreie Sportsmann, als der Kane gilt, klatschte der Angreifer nach Abpfiff alle seine Mitspieler auf der Bank ab, nahm auch seine Teamkollegen auf dem Feld in Empfang. Ging mit vor die Kurve. “Deutscher Meister wird nur der FCB”, sangen dort die mitgereisten Fans, feierten die Münchner für diese mitreißende zweite Halbzeit. Und dann fand auch Kane langsam sein Lachen wieder, scherzte sichtlich mit Thomas Müller.

Leicht waren die 90 Minuten plus Nachspielzeit zuvor aber trotzdem nicht – weder für Kane auf der Tribüne noch für die Bayern auf dem Platz. “Es ist trotzdem sehr viel Freude da, dass wir es umgebogen haben”, meinte Müller danach bei Sky. Man habe gezeigt, “was in der Mannschaft steckt. Wir haben einige Verletzte, und trotzdem haben wir das Ding gezogen.”

Ganz anders der große Torjäger auf der Tribüne. Kane habe “gelitten”, meinte Eberl danach in der Mixed Zone auf Nachfrage von t-online. “Du möchtest dabei sein in so einer Situation. In der ersten Halbzeit hätte er gerne geholfen, in der zweiten wäre er gerne dabeigewesen, hätte wahrscheinlich auch die eine oder andere Möglichkeit gehabt, ein Tor zu schießen.” Stattdessen war der Rekordtorschütze der englischen Nationalmannschaft zum Zusehen verdammt, hat sein großes Ziel Meisterschaft noch immer nicht ganz erreicht. “Ich sehe das jetzt nicht so dramatisch, nicht so schlimm”, meinte Eberl weiter.

“Ich glaube, es haben zwei Herzen in seiner Brust geschlagen”, meinte auch Bayern-Präsident Herbert Hainer nach der Partie auf Nachfrage von t-online. “Einerseits hätte er sich für die Mannschaft gefreut, wenn sie Deutscher Meister geworden wäre – für ihn der erste große Titel. Auf der anderen Seite wäre er natürlich ganz gerne dabei, das ist klar. Jeder Spieler will auf dem Platz stehen, wenn es Titel zu gewinnen gibt.”

Eberl haderte indes dann doch mit den zahlreichen Chancen, die die Bayern nach der Pause in Leipzig hatten, aber nicht nutzen konnten. “Es ist ärgerlich, wir hätten hier diese großartige Party gefeiert, mit diesem Zurückkommen nach dem 0:2, dann das Spiel zu gewinnen und die Meisterschaft zu feiern. War jetzt nicht so.” Aber: “Es ist schon schwer, dass wir jetzt noch eingeholt werden.”