Das Gespür der Investorenlegende Warren Buffett für das richtige Timing ist legendär. Er hat es mit seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway immer wieder verstanden, zum genau richtigen Zeitpunkt Aktien zu kaufen oder eben zu verkaufen und damit viel Geld einzunehmen. Aktuelles Beispiel ist der jüngste Aktieneinbruch im Zuge des Zollkonflikts. Schon im Vorfeld verkaufte Buffett Wertpapiere etwa von Apple und der Bank of America.
Nicht dass er den Absturz vorhergesehen hätte: Bankaktien findet er im aktuellen Marktumfeld einfach unattraktiver. Und bei Apple konnte er Gewinne mitnehmen – die Papiere kaufte er immerhin zum Teil für weniger als 30 Dollar und verkaufte sie nach weniger als zehn Jahren nun für 250 Dollar. Das Geld, das Berkshire auf diese Weise einnahm, setzte er in amerikanische Staatsanleihen um, man ahnt es, deren Renditen in den vergangenen Jahren stiegen und ihm ebenfalls hübsche Profite bescherten.
Damit soll nicht der Eindruck entstehen, Buffett sei ein Zocker, im Gegenteil. Vielen seiner Positionen ist er seit Jahrzehnten treu, wie etwa Coca-Cola . Und außerhalb seines Aktienportfolios hält er etwa seinen Versicherungen, dem Eisenbahnunternehmen BNSF oder der Textilmarke Fruit of the Loom seit Jahren die Treue. Seine Zurückhaltung auf den Märkten war auch nicht immer gut für ihn: Er bedauerte, nie in die Google-Muttergesellschaft Alphabet investiert gehabt zu haben, auch den Einstieg in das Thema Künstliche Intelligenz verpasste er. Und trotzdem schaffte es Buffett mit Berkshire Hathaway über Jahrzehnte den breit aufgestellten S&P 500 zu schlagen.
Sein Rückzug von der Spitze des Unternehmens folgt nun der Logik seines Anlageverhaltens: lang durchdacht und aus einer Position der Stärke heraus. Berkshire ist bestens aufgestellt, und er selbst konnte, so fit wie man als 95-Jähriger eben sein kann, noch selbstbestimmt seinen Rückzug verkünden. Diesen kündigte er immer wieder in Aktionärsbriefen an, sodass nun niemand überrascht wurde. Sein designierter Nachfolger Greg Abel steht seit Jahren bereit. Alles in allem hat er damit wieder einmal ein Gespür für das perfekte Timing bewiesen.