Vergrößerte Hämorhoiden durch falsches Training: Wann das möglich ist

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Vergrößerte Hämorrhoiden werden oft mit Verstopfung und langem Sitzen in Verbindung gebracht. Doch auch Sport kann die Gefäßpolster beeinflussen.

Hämorrhoiden hat jeder. Die ringförmig angeordneten Gefäßpolster am Ausgang des Enddarms sorgen dafür, dass der Darm richtig abdichtet und sowohl Gase als auch Stuhl nicht ungewollt austreten. Zum Problem werden Hämorrhoiden, wenn sie sich krankhaft vergrößern. Bestimmte Sportarten können unter Umständen ein Hämorrhoidalleiden begünstigen.

Viele Menschen haben vergrößerte Hämorrhoiden. Angaben der Leitlinie “Hämorrhoidalleiden” zufolge dürften annähernd 70 Prozent aller Erwachsenen im Laufe ihres Lebens irgendwann einmal von symptomatischen Hämorrhoiden betroffen sein. Doch nicht alle Betroffenen gehen mit Juckreiz, Blutungen, Brennen, Nässen und Druckgefühl zum Arzt. Die Beschwerden gehören nach wie vor zu den Tabuthemen. Dennoch: Über drei Millionen Menschen sind in Deutschland jedes Jahr aufgrund von Hämorrhoiden in ärztlicher Behandlung.

Es sind verschiedene Risikofaktoren bekannt, welche ein Hämorrhoidalleiden begünstigen. Dazu gehören:

  • chronische Verstopfung
  • harter Stuhl
  • Pressen auf der Toilette
  • häufiger Durchfall
  • schwächer werdendes Bindegewebe
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Schwangerschaft und Geburt
  • häufiges Heben schwerer Lasten
  • möglicherweise eine gewisse familiäre Veranlagung

“Bestimmte Sportarten, bei denen der Druck auf den Bauchraum und den Darmbereich erhöht ist, können die Bildung von Hämorrhoiden unter Umständen begünstigen. Das Risiko ist vor allem dann erhöht, wenn das Bindegewebe und der Schließmuskel aufgrund anderer Einflüsse bereits geschwächt sind”, sagt Professor Dr. Ingo Froböse, Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Professor Dr. Ingo Froböse
Professor Dr. Ingo Froböse (Quelle: Deutsche Sporthochschule)

Professor Dr. Ingo Froböse ist Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln. Er ist dort Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung und Leiter des Instituts für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation.

Sportarten, die möglicherweise die Bildung von Hämorrhoiden begünstigen beziehungsweise ein bestehendes Hämorrhoidalleiden verstärken können, sind:

  • Gewichtheben
  • Bodybuilding/ Kraftsport
  • Kampfsport
  • Rudern
  • Reiten
  • Laufen
  • Radfahren

“Bei diesen Sportarten kann das Hämorrhoiden-Risiko erhöht sein, weil verstärkt Druck oder Stöße auf den Unterleib ausgeübt werden. Auch Sportarten, bei denen längere Zeit im Sitzen trainiert wird, können die Bildung von vergrößerten Hämorrhoiden begünstigen beziehungsweise bereits bestehende Beschwerden verstärken”, erklärt Froböse. Je intensiver und länger das Training ausgeführt wird, desto stärker ist der Analbereich laut dem Experten beansprucht.

Auf Sport verzichten sollte man dennoch nicht. Regelmäßige Bewegung und Sport helfen, einem Hämorrhoidalleiden vorzubeugen. Bewegungsmangel gilt als bedeutender Risikofaktor für vergrößerte Hämorrhoiden. Bewegungsmangel schwächt die Muskulatur und fördert Verstopfung sowie Übergewicht.

Gesunde Menschen können die Sportarten ausüben, die ihnen Freude machen und müssen sich nicht einschränken. Sportarten, bei denen der Unterleib nicht zu stark belastet wird, sind vor allem Personen zu empfehlen, die bereits Beschwerden in der Analregion haben oder bei denen mehrere Risikofaktoren zusammenkommen, etwa Übergewicht, schwaches Bindegewebe, langes Sitzen, chronische Verstopfung sowie Schwangerschaften und Geburten.

Wer bereits Risikofaktoren für ein Hämorrhoidalleiden mitbringt oder vergrößerte Hämorrhoiden hat, kann den Po-Bereich entlasten, indem er kritische Sportarten meidet oder zumindest deren Intensität an die vorhandenen Beschwerden anpasst.

“Bei Sportarten, bei denen ein erhöhter Druck auf die Analregion besteht, lässt sich mit einer guten Technik die Belastung meist deutlich reduzieren. Hier ist die Begleitung und Beratung vonseiten des Trainers wertvoll”, sagt Froböse. “Ergänzend zum Sport sollten weitere vorbeugende Maßnahmen einbezogen werden, darunter eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine verbesserte Ballaststoffzufuhr, um Verstopfung entgegenzuwirken.”

Belastend – auch beim Sport – werden Hämorrhoiden vor allem im fortgeschrittenen Stadium. Dann ist in jedem Fall eine ärztliche Behandlung empfehlenswert, um die Lebensqualität wieder zu verbessern. Denn: Vergrößerte Hämorrhoiden bilden sich nicht von selbst zurück.

Mediziner unterscheiden vier Schweregrade:

  • Grad 1: Bei Grad eins sind die Gefäßpolster nur leicht vergrößert.
  • Grad 2: Bei Grad zwei sind die Gefäßpolster stärker vergrößert und können beim Stuhlgang herausrutschen. Sie ziehen sich von selbst wieder in den Darm zurück.
  • Grad 3: Bei Grad drei treten die Hämorrhoiden beim Stuhlgang oder körperlicher Anstrengung aus dem After heraus – und ziehen sich nicht von selbst wieder zurück. Von Hand können sie zurückgeschoben werden.
  • Grad 4: Bei Grad vier treten die Hämorrhoiden dauerhaft aus dem After heraus und können nicht zurückgeschoben werden. Möglicherweise ragt ein Stück Analschleimhaut mit heraus.

Erstes Warnzeichen für Hämorrhoiden sind meist schmerzlose, hellrote Blutungen – entweder auf dem Toilettenpapier oder der Unterhose. Durch starkes Pressen auf der Toilette, harten Stuhl, aber auch bei intensiver Belastung beim Sport, etwa Kniebeugen mit Gewichten, kann es passieren, dass die gedehnten Gefäße einreißen.

“Blutungen sollten immer ärztlich abgeklärt werden, da auch ernstere Ursachen hinter dem Symptom stecken können. Der behandelnde Arzt kann auch bei Fragen zu Sport beratend zur Seite stehen”, sagt Froböse. “Grundsätzlich gilt: Je früher Hämorrhoiden behandelt werden, desto kleiner ist der Eingriff, desto weniger Leidensdruck entsteht und desto weniger Einschränkungen beim Sport sind zu befürchten.”