Biontech treibt Krebstherapien voran

6

Nach einem Verlust von rund 700 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2024 konzentriert sich der Impfstoff-Überflieger Biontech auf seine Ziele in der Krebstherapie. Ende des Jahres will das Mainzer Unternehmen den ersten Zulassungsantrag für eines seiner Krebsmedikamente, eine Art Chemotherapie der nächsten Generation gegen Gebärmutterkrebs, in den USA einreichen. Dies teilte Biontech am Montag bei Vorlage der Quartalszahlen mit. Der Markteintritt ist für 2026 geplant.

Um die Krebstherapien an den Markt zu bringen, wird viel Geld in die Hand genommen. Im ersten Quartal 2025 flossen mit 525,6 Millionen fast 20 Millionen Euro mehr in die Forschungsaktivitäten als im Vorjahr. Im Gesamtjahr sollen es 2,6 bis 2,8 (2023: 2,25) Milliarden Euro werden. Dass Biontech mit der Entwicklung seiner vielversprechendsten Kandidaten aus den Bereichen mRNA-Krebsimmuntherapien, Antikörper und der nächsten Generation von Chemotherapeutika, den sogenannten Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten, auf die Tube drückt, hat zwei Gründe: Zum einen ist es seit jeher die Mission der Gründer, neuartige Therapien gegen Krebs zu entwickeln. Bis 2030 soll Biontech zu einem führenden Biotechunternehmen mit mehreren onkologischen Produkten heranwachsen. Zum anderen braucht Biontech neue Einnahmequellen.

Sinkende Umsätze, steigender Verlust

Denn das Geschäft mit den Corona-Impfstoffen, die viel Ruhm und Geld nach Mainz brachten, läuft nicht mehr so gut. Im ersten Quartal 2025 setzte Biontech 182,8 Millionen Euro um, knapp fünf Millionen Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Nettoverlust kletterte wegen hoher Forschungskosten von 315,1 auf 415,8 Millionen Euro. Für das laufende Geschäftsjahr bestätigt das Management bislang noch die ausgegebene Prognose, die einen Gesamtumsatz von 1,7 bis 2,2 Milliarden Euro vorsieht.

Doch die Musik spielt für Biontech in der Zukunft. Dafür wird viel Geld in klinische Studien für Krebsmedikamente investiert. In den vergangenen Wochen wurden dem Fachpublikum schon wichtige Daten-Updates vorgestellt, darunter der für Biontechs Kombinationstherapieansatz zentrale Antikörperkandidat BNT327. Er gilt als potentielle Therapie für einen neuen Behandlungsstandard in der Immunonkologie. Weitere Datenpräsentationen wichtiger Programme sollen noch in diesem Jahr folgen. Mit Partner Pfizer wird zudem an Anpassungen für den Corona-Impfstoff gearbeitet.

Die Corona-Jahre haben Biontech ein Finanzpolster beschert, von dem das Unternehmen derzeit zehren kann. Finanzchef Jens Holstein verbuchte zum Quartalsende 15,85 Milliarden Euro an Zahlungsmitteln und Wertpapieren. Holstein geht Ende Juni in Ruhestand und kann seinem Nachfolger eine stattliche Finanzkraft an die Hand geben. Von Juli an wird Ramón Zapata-Gomez diese verwalten. Der Finanzmanager mit Erfahrung in der Pharmaindustrie kommt von der internationalen biomedizinischen Forschungsorganisation des Schweizer Pharmariesen Novartis.