Medizintechniker senken Prognosen wegen Zöllen

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Der niederländische Medizintechnikkonzern Philips senkt als Folge der US-Zollpolitik seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr. Der Konkurrent von Siemens Healthineers beziffert die Belastung für den operativen Gewinn auf 250 bis 300 Millionen Euro. An der Umsatzerwartung ändert sich nichts: Die Nachfrage ist nach Aussage des Vorstands unberührt, das spiegele sich auch in den Aufträgen. „Wir sehen nicht, dass Zölle momentan die Nachfrage beeinflussen“, sagte Vorstandsvorsitzender Roy Jakobs auf einer Telefonkonferenz am Dienstagmorgen. Philips will nun schneller als bisher Produktion in die USA verlagern. Die Niederländer folgen damit dem Konkurrenten GE Healthcare, der in der vergangenen Woche die Gewinnprognose gesenkt und das ebenfalls mit Auswirkungen von Zöllen begründet hatte. Siemens Healthineers informiert am Mittwoch über den aktuellen Geschäftsverlauf.

Produktion zunehmend am Verkaufsort

Der negative Effekt kommt zum weitaus größten Teil von bilateralen Zöllen zwischen den USA und China, wie Jakobs sagte: auf Geräte und Geräteteile, die Philips in China herstellt und nach Amerika liefert und andersherum. Dazu kommen Zölle anderswo. Philips betreibt in den Vereinigten Staaten 46 Standorte, stellt beispielsweise Ultraschallgeräte dort her. Allerdings hatte Jakobs schon bei seinem Amtsantritt 2022 als Ziel ausgegeben, mehr in den Absatzmärkten zu produzieren. Das diente dazu, die Lieferkette „widerstandsfähiger“ zu machen, entsprechend einem globalen Trend als Folge der Corona-Pandemie. Nach Jakobs’ Worten werden jetzt 90 Prozent der in China verkauften Produkte auch dort produziert. „Und wir haben auch den europäischen und Amerikas Fußabdruck gestärkt.“ Diesen Weg werde man fortsetzen, aber angesichts des aktuellen Umfelds mit höherem Tempo. „Ich glaube, was Sie jetzt sehen werden, ist, dass wir die Produktion in den USA beschleunigen werden.“ Den momentanen Anteil in Amerika nannte er auch auf Nachfrage nicht.

Philips legt der neuen Gewinnprognose die Zollsätze und Ausnahmeregelungen zugrunde, wie sie momentan angekündigt sind. Die genannten 250 bis 300 Millionen Euro Belastung beziehen sich auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Unternehmenswerte (Ebita). Die Ebita-Marge soll nun im Gesamtjahr zwischen 10,8 und 11,3 Prozent liegen, statt wie bisher angegeben zwischen 11,8 und 12,3 Prozent. Im ersten Quartal fielen 354 Millionen Euro an, was eine Marge von 8,6 Prozent Marge ergab.

China lahmt

Die Zölle sind der neueste, aber nicht der einzige belastende Faktor. In China lahmt die Nachfrage: Verbraucher halten sich dort zurück und Krankenhäuser sind wegen einer Antikorruptionskampagne der Regierung vorsichtig. Im ersten Quartal schrumpfte das Chinageschäft im Umsatz prozentual zweistellig, die Konzernerlöse insgesamt sanken um zwei Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Das Auftragsvolumen legte dagegen um zwei Prozent zu.

Noch nicht gelöst sind die Produktprobleme mit Beatmungsgeräten in der Schlaftherapie in den Vereinigten Staaten. Das Unternehmen hat einerseits den entscheidenden Schritt erreicht, um die Angelegenheit juristisch zu bewältigen: Mit der amerikanischen Justiz einigte es sich auf einen Vergleich, der finanziell glimpflich für Philips ausging. Es steht aber noch das Ergebnis einer Untersuchung des dortigen Justizministeriums aus; daran erinnern die Parameter, die für die Jahresprognose gesetzt sind. Sie lässt eventuelle Belastungen aus der Angelegenheit außen vor. Die Aktie im Amsterdamer Standardwerteindex AEX notierte am Dienstagvormittag 1,5 Prozent unter Vortagesschluss bei 22,15 Euro.