Warum kam der schwarze Rauch so spät?

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In Rom herrscht Ratlosigkeit: Tausende Menschen haben sich am Mittwochabend auf dem Petersplatz und der angrenzenden Via della Conciliazione versammelt, um zu sehen, wie der Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle steigt. Dort haben sich 133 Kardinäle am späten Nachmittag zum Konklave versammelt, um 17.46 Uhr verschloss der jüngste Kardinal, Mykola Bychok, das Tor des Sixtinischen Kapelle. Aber das Signal blieb zunächst aus.

Von 19 Uhr an sollte nach vatikanischen Angaben mit dem Rauch zu rechnen sein, der anzeigt, ob die Kardinäle schon im ersten Wahlgang einen Papst gewählt haben oder nicht. Tatsächlich stieg der schwarze Rauch aber erst gut zwei Stunden später um 21 Uhr auf.

Dass schwarzer Rauch aufsteigen würde, galt als sicher. Aber warum diese Verzögerung? Was könnte im Konklave vorgefallen sein? Die Spekulationen begannen. Denkbar wären mehrere Szenarien: Der erste Wahlgang könnte ungültig gewesen sein. Am Ende könnte ein Stimmzettel gefehlt haben oder einer mehr vorhandenen gewesen sein als Papstwähler im Raum sind – und es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass so etwas bei einer Papstwahl passiert.

Zwischenzeitlich erschien Wahl des Papstes im ersten Wahlgang denkbar

Oder hat sich das Prozedere nur deshalb in die Länge gezogen, weil diesmal deutlich mehr Kardinäle am Konklave teilnehmen als früher? Schließlich muss jeder Kardinal einzeln vortreten, um seinen Stimmzettel abzugeben. Außerdem können etliche Kardinäle kein Italienisch. Eine andere mögliche Erklärungsansatz wäre die Predigt, die der frühere Prediger des päpstlichen Hauses, Kardinal Raniero Cantalamessa, vor dem ersten Wahlgang gehalten hat. Sie könnte länger als üblich ausgefallen sein.

Aber eine Predigt, die ein bis zwei Stunden dauern sollte, erscheint unwahrscheinlich. Die Schätzungen reichten von 25 bis 45 Minuten. Nicht ausgeschlossen ist auch, dass die Kardinäle vor dem ersten Wahlgang Verfahrensfragen besprochen haben. Und es könnte schließlich auch ein Zusammenkommen mehrerer Faktoren gewesen sein.

Denkbar erschien zwischenzeitlich sogar eine Wahl des Papstes schon im ersten Wahlgang. Demnach hätte sich der Rauch verzögert, weil der neue Papst noch in der Kapelle der Tränen angekleidet werden muss. Theoretisch möglich gewesen wäre aber auch, dass sich ein gewählter Kandidat Bedenkzeit ausbedungen oder nach seiner Wahl eine lange Ansprache gehalten hat. Denn der gewählte Kandidat kann auf die Frage, ob er die Papstwahl annehmen möchte, einfach nur mit „Ja“ antworten, es ist ihm aber freigestellt, auch eine Ansprache von beliebiger Länge zu halten. Papst Johannes XXIII. soll etwa nach seiner Wahl länger das Wort ergriffen haben.

Zumindest diese letzte Möglichkeit schied mit dem schwarzen Rauch aus. Ob der Vatikan den Grund für diese Verzögerung mitteilt, ist fraglich. Denn damit würde die Geheimhaltungspflicht verletzt, die für die Vorgänge im Konklave gelten. Heute geht das Konklave mit zwei Wahlgängen am Vormittag weiter. Falls auch heute die Rauchsignale deutlich später erfolgen wäre dies aber ein Indiz dafür, dass die Verzögerung mit der großen Zahl der Kardinäle zusammenhängt. Angekündigt sind sie von „Vatican News“ für „nach 10.30“ Uhr und „nach 12 Uhr“.