Politiker würdigen Verdienste von Margot Friedländer

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Zahlreiche deutsche Politiker haben die Verdienste der verstorbenen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer gewürdigt. „Sie hat unserem Land Versöhnung geschenkt – trotz allem, was die Deutschen ihr als jungem Menschen angetan hatten“, erklärte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem Kondolenzschreiben am Freitagabend. „Für dieses Geschenk können wir nicht dankbar genug sein.“ 

Nur kurze Zeit zuvor war der Tod von Friedländer bekannt geworden, sie wurde 103 Jahre alt. Die Berliner Ehrenbürgerin werde in ihrer Geburtsstadt Berlin beigesetzt, sagte ein Sprecher ihrer Stiftung dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Samstag. Ort und Tag sollen zu Beginn der kommenden Woche bekanntgegeben werden.

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) hob hervor, Friedländer habe ihre Erinnerungen als einen Auftrag für die Zukunft verstanden: „’Seid Menschen!’ – mit dieser schlichten aber eindringlichen Botschaft verdichtete sich ihre Lebensweisheit, gewonnen im Angesicht von Unmenschlichkeit“, sagte Klöckner. Friedländer habe mit ihrer Offenheit und Zugewandtheit „berührt und beeindruckt“. Am Donnerstag habe sie leider nicht mehr an der Gedenkfeier zum Kriegsende vor 80 Jahren im Bundestag teilnehmen können.

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Vor dem Hintergrund ihrer außergewöhnlichen Lebensleistung habe sie, Klöckner, sich entschieden, zu Beginn der nächsten Sitzungswoche im Bundestag für die Abgeordneten ein Kondolenzbuch auslegen zu lassen. „Diese Entscheidung, die einer Persönlichkeit gilt, die dem Parlament nicht angehörte, habe ich als besondere Ausnahme getroffen“, sagte die Bundestagspräsidentin. Damit wolle der Bundestag seinen Respekt und seine Dankbarkeit gegenüber Friedländer bekunden.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bezeichnete Friedländer als eine „der stärksten Stimmen unserer Zeit“. Sie sei für ein friedliches Miteinander, gegen Antisemitismus und Vergessen eingetreten, schrieb er auf der Plattform X. „Sie hat uns ihre Geschichte anvertraut. Es ist unsere Aufgabe und unsere Pflicht, sie weiterzutragen. Wir trauern mit ihrer Familie und Freunden.“

Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) sagte, „sie war eine Stimme, die uns immer wieder ermahnt hat, was wirklich zählt: Menschlichkeit“. Gerade in Zeiten, in denen Hass und Hetze wieder stärker in unsere Gesellschaft einsickerten, sei ihre Erinnerung und ihre Stärke ein großes Geschenk für unser Land, sagte Klingbeil der „Rheinischen Post“. „Trotz aller Grausamkeiten, die sie selbst erleben musste, hat sie so vielen Menschen Hoffnung geschenkt.“

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte der „Bild“: „Wir können gar nicht dankbar genug sein, dass Margot Friedländer die Kraft fand, von ihrer Leidens- und Lebensgeschichte zu erzählen. Damit legte sie Zeugnis ab.“ Friedländer habe das getan, weil sie überzeugt gewesen sei, „dass es von überragender Bedeutung war und ist, gerade junge Menschen dafür zu gewinnen, sich entschieden gegen Ausgrenzung, Abwertung, Rassismus, Antisemitismus und jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu wenden“. Kein Satz könne dieses Vermächtnis eindrucksvoller vermitteln als Friedländers Mahnung: „Seid Menschen“. 

Auch viele weitere Politiker, Institutionen und Ogranisationen drückten ihre Trauer aus.

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