„Mobbing und Tyrannei führen nur in die Selbstisolation“

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Nach der Zolleinigung zwischen den USA und China entspannt sich der Handelskrieg auch an anderen Fronten. Chinesische Fluglinien dürften wieder Boeing-Flugzeuge bestellen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag. Peking hatte im Handelskrieg einen Bann gegen US-Flugzeuge ausgesprochen.

Die Einigung vom Montag sieht neben deutlichen Zollsenkungen um 115 Prozentpunkte vor, dass China alle seit Anfang April ergriffenen Maßnahmen gegen die USA auch jenseits der Zölle aussetzt oder aufhebt. Neben dem Boeing-Embargo gehörten dazu strenge Exportkontrollen für wichtige Seltene Erden, die zu einem Exportstopp führten. Die Branche rechnet damit, dass die Lieferungen wieder aufgenommen werden. Noch gibt es dafür keine offizielle Bestätigung.

Brasilien, Chile, Kolumbien

Die USA senkten neben den generellen Importzöllen auch ihre Zölle auf Kleinstimporte aus China von 120 auf 54 Prozent, wie das Weiße Haus in Washington mitteilte. Diese Zölle betreffen vor allem die Lieferungen der chinesischen Onlinehändler Temu und Shein nach Amerika und gelten für Waren mit einem Wert von weniger als 800 Dollar. Eine Gebühr in Höhe von 100 Dollar bleibt aber in Kraft.

Chinas Präsident Xi Jinping suchte kurz nach der Einigung mit den USA den Schulterschluss mit Südamerika. „Mobbing und Tyrannei führen nur in die Selbstisolation“, sagte Xi am Dienstag. Es sei wichtig, „die Stabilität und den reibungslosen Ablauf der globalen Industrie- und Lieferketten aufrechtzuerhalten“, sagte er auf einer Veranstaltung mit Vertretern lateinamerikanischer und karibischer Staaten in Peking. „Handelskriege kennen keine Gewinner.“ An der Veranstaltung nahmen unter anderen Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, Chiles Präsident Gabriel Boric und Kolumbiens Präsident Gustavo Petro teil.

Xi gab in der Rede neue Kreditlinien für Lateinamerika in Höhe von 10 Milliarden Dollar bekannt, die allerdings in Yuan ausgegeben werden sollen. China will seine Währung internationalisieren, um den Dollar zurückzudrängen. Xi versprach zudem, Bürgern aus der Region die visafreie Einreise nach China zu ermöglichen. Um welche Länder es sich handelt, sagte er nicht.

Brasiliens Präsident Lula sagte in seiner Rede, Lateinamerika und die Karibik sollten keine „Bühne für Hegemonialstreitigkeiten“ werden und Unabhängigkeiten bleiben von den großen Wirtschaftsmächten. Das Schicksal Lateinamerikas „hängt nicht von Präsident Xi Jinping ab, nicht von den Vereinigten Staaten, nicht von Europa, sondern nur davon, ob wir großartig sein wollen oder weiterhin klein“, sagte Lula.

US-Präsident Donald Trump sagte nach der Einigung, er könnte gegen Ende der Woche mit Xi telefonieren. Dazu äußerte sich die chinesische Seite bisher nicht.