Selenskyj ist nur zu Treffen mit Putin bereit

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Russland will sich weiter nicht festlegen, wer an den für Donnerstag anberaumten Gesprächen mit der Ukraine in Istanbul teilnimmt. Man bereite sich weiter auf die Verhandlungen vor, sagte Kremlsprecher Dmitrij Peskow am Dienstag.  Wer genau für die russische Seite nach Istanbul reisen soll, wollte oder konnte er nicht sagen. „Sobald es der Präsident für nötig hält, werden wir es verkünden“, sagte Peskow dazu.

Auf eine Pressefrage nach dem Vorhaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, nach Istanbul zu reisen und dort  Präsident Wladimir Putin persönlich zu treffen, verwies Peskow lediglich auf den Vorstoß des russischen Präsidenten aus der Nacht zum Sonntag, die direkten Verhandlungen mit Kiew wiederaufzunehmen. Mit diesem Vorstoß hatte Putin die westlich-ukrainische Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe von 30 Tagen im russischen Angriffskrieg faktisch abgelehnt. Weitere Kommentare gebe es einstweilen nicht, sagte Peskow.

Der amerikanische Präsident Donald Trump hatte zuvor gesagt, er glaube, dass Selenskyj und Putin am Donnerstag nach Istanbul kämen. Trump deutete an, womöglich auch nach Istanbul zu fliegen, wenn er denke, dass dort etwas passieren könne. Auch deshalb dürfte Moskau die Entscheidung, wer nach Istanbul fliegt, schwerfallen. Putin ging bei seinem nächtlichen Vorschlag offenkundig davon aus, nicht selbst nach Istanbul zu reisen, sondern wie üblich eine Verhandlungsdelegation zu schicken, die Außenminister Sergej Lawrow oder ein anderer Funktionär leiten könnte. 

Nun sind viele Faktoren zu gewichten. Selenskyj gilt in Moskau nicht als hinnehmbares Gegenüber für den russischen Präsidenten, wird dem eigenen Publikum überdies seit Langem als kokainsüchtiges Oberhaupt einer nazistischen Clique und westliche Marionette präsentiert. Doch kommt es Putin seit Monaten darauf an, Trump für sich einzunehmen, um Vorteile wie ein Ende der amerikanischen Unterstützung für Kiew zu erzielen und im Ringen mit dem Westen insgesamt voranzukommen. Daher nimmt er Rücksicht auf Trump, will aber zugleich nicht den Anschein erwecken, als reagiere er auf äußeren Druck.