Das klingt so, als meinten Sie nicht nur den Sport. Sehen Sie darin auch ein gesamtgesellschaftliches Problem?
Ja. Lethargie, Mutlosigkeit und auch Spaltungsbereitschaft sehe ich im Allgemeinen. Gerade beim Thema Spaltung müssen die Menschen, die über den nötigen Intellekt verfügen, alles daran setzen, dass das nicht passiert.
Und was meinen Sie mit Mutlosigkeit?
Mittlerweile will niemand mehr Entscheidungen treffen, weil er Angst haben muss, dafür in der Öffentlichkeit zerrissen zu werden. Selbst wenn jemand alles richtig macht, werden noch Kleinigkeiten gesucht, für die man ihn dann kritisiert. Es ist immer nur die Suche nach Negativem. Das kotzt mich an. Das führt dann dazu, dass jedem Trend nachgerannt wird, statt Stellung zu beziehen.
Wir haben beispielsweise wirklich andere Probleme als die Frage, ob wir gendern sollten oder nicht. Wir sollten uns lieber mit den wichtigen Themen dahinter beschäftigen: Frauen verdienen in vergleichbaren Jobs weniger Geld. Das ist ein Thema, über das man reden muss. Aber ob jetzt irgendwo ein “innen” dahintersteht? Ist das das Problem, das wir in unserer Gesellschaft haben? Wie krank sind wir eigentlich?
Sie sprechen auch von Lethargie. Eine angeblich mangelnde Leistungsbereitschaft der Menschen ist immer wieder Teil der öffentlichen Debatte. Sehen Sie die auch?
Ja. Viele Bekannte, die Unternehmen haben, sagen mir, dass sie den Laden schließen und in ein anderes Land gehen wollen. Sie sagen: Bob, wir haben keinen Bock mehr, wenn die Leute nicht mehr arbeiten wollen. Wir haben ein Bequemlichkeitsproblem in der Gesellschaft. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Wir müssen alle wieder mehr tun.
Und welche Rolle spielen dabei Chefs? Studien zeigen schließlich auch: Wenn Mitarbeiter unmotiviert sind, liegt das nicht selten an schlechter Führung.
Wir haben auch ein Führungsproblem, definitiv. Man muss als Vorbild führen. Ein Beispiel: Wenn ich als Trainer nach Auswärtsspielen erst um 4 Uhr morgens wieder zu Hause bin, aber trotzdem immer am nächsten Tag um 7.30 Uhr wieder in der Trainingshalle stehe, dann wird keiner in meinem Team sich darüber beschweren, dass sie zu hart arbeiten müssen. Weil sie sehen: Der Alte macht es auch. Es gibt aber noch etwas anderes, das ganz wichtig ist.
Ich muss mich auch an den Bedürfnissen der zu Führenden orientieren. Bei allen Zielen, die ich verfolge, und allen Erwartungen, die ich habe, muss ich mich fragen, ob das auch richtig verstanden wurde. Wenn ich Fehler mache, muss ich das zugeben, einen anderen Weg einschlagen und dann auch erklären, warum ich diesen neuen Weg einschlage. Es muss jedem klar sein, wie er das, was ich vorhabe und was ich von ihm verlange, auch nutzen kann, um seine Karriere zu gestalten. Dann wird er sagen: Ja, das will ich auch.