Köln-Profi die Nase gebrochen
Laut Anwalt: Mutmaßlicher Täter handelte in Notwehr
14.05.2025 – 11:52 UhrLesedauer: 3 Min.

Die Debatte um Tim Lemperle nimmt an Fahrt auf. Der Kölner wurde am Sonntag bei einem Streit tätlich attackiert. Doch er selbst soll nicht ganz unschuldig gewesen sein.
Der Prügel-Skandal um Tim Lemperle hat ein neues Kapitel hinzubekommen. Denn am Dienstag meldete sich der Anwalt des mutmaßlichen Täters zu Wort und behauptet, sein Mandant hätte im Streit mit dem Profi des 1. FC Köln in Notwehr gehandelt. Heißt im Grunde: Lemperle soll der Aggressor gewesen sein, nicht das Opfer.
Was war überhaupt passiert? Am Sonntag, zwei Tage nach dem 2:1-Sieg in Nürnberg, soll Lemperle auf dem Partyschiff “Rhein Roxy” in Rodenkirchen zugegen gewesen sein, schreibt die “Bild”-Zeitung. Der stark alkoholisierte Stürmer sei dort mit einem anderen Gast aneinandergeraten. Der Streit schien dem Bericht nach dann zwar schon beigelegt. Doch als Lemperle das Schiff um kurz nach 21 Uhr verlassen habe, habe sein Widersacher auf ihn gewartet. Die Folge: Der Mann soll dem 23-jährigen Fußballer mit der Faust ins Gesicht geschlagen, ihm damit einen Nasenbeinbruch, eine Platzwunde und eine Gehirnerschütterung zugefügt haben.
Ein Polizeisprecher bestätigte der “Bild” am Sonntag: “Es ist eine Anzeige eingegangen. Wir ermitteln gegen Unbekannt wegen Körperverletzung.” Der Tatverdächtige sei flüchtig. Doch sein Anwalt zeichnet nun ein anderes Bild von der ganzen Situation.
Martin Bücher, der den mutmaßlichen Täter vertritt, betonte am Dienstag im Gespräch mit dem “Express”, er habe sich ans Kölner Polizeipräsidium gewendet und diesem die Personaldaten seines Mandanten kundgetan. Der Mann habe “sich entgegen teils anderslautender Berichterstattungen dem Verfahren weder durch Flucht entzogen noch hat er versucht, seine Identifizierung zu verschleiern”, so Bücher. “Dazu bestand und besteht tatsächlich keinerlei Anlass.”
Spannend: Büchers Version des Abends wirft ein deutlich schlechteres Licht auf Lemperle. Auch der Anwalt spricht von einer starken Alkoholisierung des Spielers. Diese habe sich vor allem darin geäußert, dass Lemperle “mit diversen männlichen anderen Gästen in teils aggressive Wortgefechte geriet”, so Bücher. Es soll dabei um Lemperles hohen Alkoholpegel, aber auch um sein Verhalten sowie seine Einstellung zum bevorstehenden Saisonfinale gegangen sein. Büchers Mandant sei zwar nicht an den Diskussionen beteiligt gewesen, habe aber offenbar wahrnehmen können, wie gereizt der U21-Nationalspieler wirkte.
Irgendwann sei dann aber auch er mit Lemperle aneinandergeraten, weil der Sportler sich wohl zwei weiblichen Personen aus seiner Gruppe gegenüber “verbal und auch körperlich unangemessen verhalten haben” soll. Der Mann, selbst Köln-Fan, habe Lemperle aufgefordert, dies zu unterlassen und die Veranstaltung zu verlassen. Er riet Lemperle offenbar, lieber ins Bett zu gehen und den Fokus aufs Saisonfinale mit dem Klub zu legen.
Lemperle soll den Ratschlag aber nicht befolgt haben. Vielmehr habe er weiter Alkohol getrunken und den Mann in der Folge immer wieder provoziert. Außerhalb des Partyboots sei es dann später zu einem zufälligen Aufeinandertreffen gekommen. Bücher dazu deutlich: “Mein Mandant hat – entgegen teils anderslautender Berichterstattungen – keinerlei ‘Verstärkung’ herbeigerufen, da er nicht mit einer körperlichen Auseinandersetzung gerechnet hatte.”
Lemperle habe dann erneut verbal provoziert und “ein Verhalten an den Tag gelegt, das meinen Mandanten in eine Notwehrsituation versetzte, aus der er sich mit einem einzigen Schlag befreit hat.” Auch ein Begleiter Lemperles sei an der Situation beteiligt gewesen. Bücher betonte: “Mein Mandant wurde ebenfalls verletzt und erlitt zudem Sachschaden.” Zeugen hätten dies beobachtet. “Der weitere Gang der Ermittlungen wird nun zeigen, wer sich in dieser Sache tatsächlich strafrechtlich zu verantworten hat.”
Laut “Express” konnte Lemperle, der ins Krankenhaus eingeliefert wurde, keinen Atemtest durchführen, um seinen Alkoholpegel festzustellen. Deshalb sei eine Blutprobe durchgeführt worden. Das Ergebnis: 2,4 Promille. Ob der Torjäger noch einmal für den 1. FC Köln auflaufen wird, ist derweil unklar. Aktuell trainiert er nur individuell. Im Sommer wird er sich dem Vernehmen nach der TSG Hoffenheim anschließen.