Die FDP ist nicht mehr im Bundestag, die Grünen sind in der Opposition, und die SPD stellt sich neu auf – nach Ampelbruch und Regierungswechsel müssen sich viele Politiker neue Betätigungen suchen. Manche treten erst mal einen Schritt zurück. Andere wagen den Sprung auf die internationale Bühne.
Olaf Scholz: Ausschlafen und wandern
Der ehemalige Kanzler bleibt in der Politik: Er hat das Direktmandat in seinem Potsdamer Wahlkreis gewonnen und sitzt als Abgeordneter weiterhin im Bundestag. Führungsämter in der Partei oder Fraktion strebt er aber nicht mehr an.
Noch bevor er das Kanzleramt an Friedrich Merz übergeben hat, gab Scholz an, er wolle nicht Gerhard Schröders Weg in den Lobbyismus folgen. Der frühere Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte dem „Tagesspiegel“, Scholz habe immer deutlich gemacht, „dass es die größte Ehre seines Lebens gewesen ist, der neunte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland zu sein – insofern strebt er keine Mandate in Aufsichtsräten etc. an.“
Scholz’ neuer Posten dürfte ihm mehr Freizeit lassen als das Amt des Bundeskanzlers. Er könnte sich also häufiger seinen Hobbys widmen: Joggen, Radfahren, Rudern und Lesen. In einem Podcast der „Zeit“ sagte Scholz zu seinen Plänen, er wolle „wandern, in Konzerte, ganz selten auch ins Kino, ins Theater“ gehen. Und er werde mehr ausschlafen, denn: „Ich bin von Natur aus Langschläfer, aber mein Leben ist anders verlaufen.“
Robert Habeck: Kein neues Kinderbuch
Der ehemalige Wirtschaftsminister wollte sich gerüchteweise vollkommen aus der Politik zurückziehen. Eine Onlinepetition wendete sich daraufhin mit dem Aufruf an den „Hoffnungsträger“: „Wir dürfen uns und du darfst dich nicht entmutigen lassen. Gerade in der aktuellen Zeit ist Rückzug und Nachgeben keine Option.“ Die Petition bekam über 450.000 Unterschriften – und Habeck blieb. Er ist nun Abgeordneter im neuen Bundestag und hat angekündigt, im Auswärtigen Ausschuss mitwirken zu wollen.

Vor seiner politischen Karriere war Habeck als Autor umtriebig. Gemeinsam mit seiner Frau Andrea Paluch hat er mehrere Kinderbücher und Romane verfasst. Spekulationen, er könnte nun an einem neuen Buchprojekt arbeiten, bezeichnete er gegenüber dem „Tagesspiegel“ aber als „Schwachsinn“.
Annalena Baerbock: Umzug nach New York
Auch in der neuen Funktion dürfte sie viel herumkommen: Eine Aufgabe ihres neuen Amtes ist es, auf Reisen „mit den Menschen in den UN-Mitgliedstaaten in Kontakt zu treten und sich über das breite Spektrum der Themen von internationalem Interesse zu informieren“, wie die UN schreiben.
Baerbocks Wechsel nach New York sorgte für Aufruhr, denn eigentlich war die deutsche Diplomatin Helga Schmid schon für den Posten auserkoren. Zudem hatte Baerbock zuvor in einem Brief an ihre Partei geschrieben, für die Arbeit als Außenministerin hätte sie „auch einen privaten Preis“ zahlen müssen. „Daher habe ich mich aus persönlichen Gründen entschieden, erst einmal einen Schritt aus dem grellen Scheinwerferlicht zu machen und mich für kein führendes Amt in der Bundestagsfraktion zu bewerben.“
Christian Lindner: Frischgebackener Papa
Der ehemalige Finanzminister hat nicht nur seinen Regierungsposten verloren, sondern ist mit seiner Partei auch aus dem Bundestag geflogen. Nach dem Scheitern der FDP an der Fünf-Prozent-Hürde hat Lindner bekannt gegeben, seine politische Karriere zu beenden. Am Mittwoch wurde bekannt, dass er zukünftig als Autor und Redner tätig sein will. Unter anderem für Auftritte auf internationalen Kongressen in Wien, Sofia und Zürich soll er bereits Einladungen bekommen haben.
Aber auch sein Privatleben dürfte seit Kurzem mehr Zeit fordern: Anfang April gaben Lindner und seine Ehefrau Franca Lehfeldt bekannt, dass sie ihr erstes Kind bekommen haben.
Volker Wissing: Eintritt in eine andere Partei?
In seiner Freizeit könnte er wieder häufiger an der Orgel sitzen. Wissing ist Organist und sagte der F.A.Z., er könne sich vorstellen, dem und anderen Hobbys wie dem Sport wieder mehr Zeit zu widmen. In anderen Interviews gab er an, viel Zeit im Garten und in der Küche verbringen zu wollen – und hinter der Kamera. Wissing fotografiert gerne, vor allem Menschen und ungewöhnliche Situationen.