“Doom: The Dark Ages”: Doom spielt gut

33

Eigentlich müsste ich Doom: The Dark Ages hassen. Für
die Shooter-Reihe braucht man schnelle Reflexe, und naja, ich bin eher der
Lange-Leitung-Typ. Dazu benutze ich eine ergonomische Maus und Tastatur, was in
Gamerkreisen quasi als Vorstufe zum Seniorenheim gilt. Und dann läuft da im
Hintergrund auch noch die ganze Zeit Metal-Musik. Ich mag kein Metal. Doom:
The Dark Ages
ist ein Albtraum auf Speed. Und trotzdem wollte ich nicht,
dass er endet. Denn ich hatte zu viel Spaß, bitte entschuldigen Sie meine
Ausdrucksweise, Dämonen Morgensterne in ihre Fratzen zu hämmern.

Doom: The Dark Ages ist der neueste Teil der
legendären Doom-Reihe. Wie in den Vorgängern steuert man darin den Doom Slayer. Das ist
ein riesiger muskelbepackter Typ in grüner Rüstung, der wie eine Mischung aus
Panzer und Kampfjet durch die Levels holzt. Im neuen Teil trägt der Slayer nun
einen Pelzumhang. Denn The Dark Ages spielt nicht mehr nur auf
Raumstationen, sondern vermischt Sci-Fi mit einer Dark-Fantasy-Welt. Und da
trägt man offenbar Pelz. 

Als das erste Doom 1993 erschien, war es ein
technisches Wunder. Als eines der ersten Spiele bewegte man sich in scheinbar
dreidimensionalen Welten. Die Mischung aus flüssiger Bewegung, schneller Action
und Heavy-Metal machte Doom zum Erfolg und entsetzte die deutschen
Jugendschutzbehörden. Bis 2011 war der
erste Teil hierzulande indiziert. Mutmaßlich trug das nur noch mehr zum
Kult ums Spiel bei. Unter dem Motto “Will it run Doom?” haben
Fans den Ego-Shooter des Entwicklerstudios id Software bisher auf fast jedem
Gerät zum Laufen gebracht, darunter Geldautomaten, Taschenrechner und
sogar Schwangerschaftstests.

Bist du’s, Anor Londo? © id Software /​ Screenshot ZEIT ONLINE

Nach Doom folgte eine Flut von Ego-Shootern, Spiele
und Technologien wie Unreal und seine Unreal Engine machten id
Software Konkurrenz. Doom 3 änderte die Grundformel und versuchte sich
als langsamer Horrorshooter mit Taschenlampe, was vielen Fans nicht gefiel.
Nach einer langen Pause wurde
die Reihe mit Doom (2016) wiederbelebt und mit Doom Eternal noch
mehr auf Speed fortgesetzt. In The Dark Ages ist der Slayer wieder ein
Kampfpanzer. Viele Fans feiern das, auf Steam hat der
Shooter bislang sehr gute Bewertungen erhalten.

Drachen mit Gaspedal

Doom: The Dark Ages ist ein Prequel und spielt somit
vor den Angriffen der Hölle auf Mars und Erde, um die es in den vorherigen
Spielen ging. In dieser dreckigen Fantasywelt gibt es Drachen und Burgen, aber
keinen Mount Doom, der ist aus Der Herr der Ringe. Der Slayer ist
darin die Superwaffe der Götter und Könige, deren Welt von Dämonen angegriffen
wird. Erstmals in der Reihe gibt es aufwendige Zwischensequenzen, die die
Handlung vorantreiben sollen. Wobei “Handlung” in diesem Fall stark
übertrieben ist. Es sind eher kurze Filme, die die 22 Level miteinander
verbinden, dabei aber mehr Fragen aufwerfen als beantworten. Einiges könnte ich
zwar in der Enzyklopädie nachlesen. Aber ein 163 Kilogramm schwerer Krieger
liest nicht. Er drückt an seinem Drachen das Gaspedal.