Im vergangenen Jahr verfolgten fast acht Millionen Deutsche das ESC-Finale live im Fernsehen. Doch wer nicht vor Ort ist, verpasst einiges. Das zeigt sich auch dieses Jahr.
Tobias Schibilla berichtet vom Eurovision Song Contest aus Basel.
Der Eurovision Song Contest ist alljährlich eine gigantische Medienveranstaltung. Im vergangenen Jahr schauten rund 163 Millionen Menschen vor den Fernsehern dabei zu, wie sich Nemo aus der Schweiz gegen zahlreiche Mitbewerber durchsetzen konnte und den Wettbewerb nach Céline Dion im Jahr 1988 wieder in die Alpenrepublik holte.
Dieses Jahr sind zahlreiche ESC-Fans nach Basel gereist, um den größten Musikwettbewerb vor Ort mitzuerleben. Mit einer Kapazität von etwa 12.000 Plätzen bietet die St. Jakobshalle vielen Zuschauern Raum – und die Chance, einige Elemente der Show zu erleben, die Fernsehzuschauern verborgen bleiben. t-online-Reporter Tobias Schibilla ist ebenfalls in Basel. In seinem Bericht erklärt er, was ESC-Fans vor den heimischen Fernsehern verpasst haben.
Nicht nur die Musikerinnen und Musiker erbringen bei den ESC-Shows Höchstleistungen, auch den Bühnentechnikern gebührt ein großes Lob für ihre Fähigkeiten. In den vergangenen Jahren wurden die Bühnenbilder immer opulenter und größer – so auch 2025. Sei es der riesige Kronleuchter beim britischen ESC-Beitrag in diesem Jahr, der Sand, auf dem die französische Sängerin Louane ihr Lied darbietet, oder das meterhohe Gerüst, auf dem die Geschwister Abor & Tynna für Deutschland singen.
Diese aufwendigen Kulissen müssen nach dem Ende eines Beitrags innerhalb von maximal 30 Sekunden abgebaut und die Bühne für den nächsten Künstler vorbereitet werden. Das funktioniert nur dank der Professionalität der zahlreichen Helfer, die im Dunkel der Halle auf die Bühne huschen und die Kulissen auf- und wieder abbauen. Während sie das tun, sehen die Zuschauer vor den Fernsehern kleine Zwischenfilme, die sie auf den nächsten Künstler einstimmen.
Während die Künstlerinnen und Künstler ihre Lieder in den Livesendungen zum Besten geben, schauen ihnen nicht nur die ESC-Fans in der Halle und im heimischen Wohnzimmer zu, sondern auch die Delegationen der anderen Länder. Diese haben mit dem sogenannten Green Room ihren eigenen Bereich in der St. Jakobshalle, der für die Fans in der Arena bestens einsehbar ist – im Fernsehen allerdings nahezu nur während der Punktevergabe gezeigt wird.
So entgeht den ESC-Fans der Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Sängerinnen und Sängern. Als Abor & Tynna etwa im Finale ihr Lied “Baller” singen, hält es unter anderem die Isländer von Væb nicht mehr auf den bequemen Lounge-Sitzen: Sie stehen an der Brüstung des Green Room und tanzen sich die Seele aus dem Leib.
Am meisten Unterstützung heimst das albanische Duo Skodra Elektronike ein. In der Jury-Probe am Freitagabend und im Finale tanzt nahezu der gesamte Green Room zu dem Lied “Zjerm”. Und dann ist da noch der 19-jährige Kyle Alessandro aus Norwegen, der jeden einzelnen Teilnehmer abfeiert, als gäbe es keinen Morgen mehr. Diese Momente des Zusammenhalts zwischen den Künstlern bleiben Fernsehzuschauern verborgen.
Die Teilnahme der israelischen Delegation am diesjährigen Eurovision Song Contest ist umstritten. Nicht nur steht das Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen in der Kritik, auch die israelische ESC-Delegation leistete sich sowohl beim Wettbewerb 2024 in Malmö als auch in diesem Jahr Fehltritte. Unter anderem beleidigte ein israelischer Kommentator den armenischen ESC-Teilnehmer Parg. Mehr dazu lesen Sie hier.

So gibt es auch in der St. Jakobshalle in Basel lautstarke Proteste gegen die israelische Teilnehmerin Yuval Raphael, von denen im Fernsehen kaum etwas durchdringt. Während ihres Auftritts zeigen einige Zuschauer palästinensische Fahnen, Pfiffe, Buh- und “Free Palestine”-Rufe sind in der Halle zu hören. Bei der Punktevergabe buhen einige Zuschauer diejenigen Länder aus, die ihre Punkte nach Israel gaben.