Bundesnetzagentur plant Abschied vom Kupferkabel

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Abschaltung geplant

Warum Ihr DSL-Anschluss bald Geschichte ist


18.05.2025 – 10:37 UhrLesedauer: 4 Min.

Internet-Router steht auf einem SchreibtischVergrößern des Bildes

Internet-Router: Der Abschied von DSL läutet das Ende des Kupferzeitalters ein. (Quelle: deepblue4you)

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Die Bundesnetzagentur plant den schrittweisen Abschied vom Kupferkabel. Doch was bedeutet das für Millionen Internetnutzer in Deutschland?

Noch ist der klassische DSL-Anschluss für Millionen Menschen in Deutschland der Standardzugang zum Internet – zuverlässig, ausreichend schnell und in vielen Haushalten etabliert. Doch hinter den Kulissen laufen längst die Vorbereitungen für einen tiefgreifenden Wandel.

Das veraltete Kupfernetz, auf dem DSL basiert, soll nach und nach abgeschaltet werden. Stattdessen rückt Glasfaser als neue Infrastruktur in den Fokus – schneller, stabiler und zukunftssicher. Die Bundesnetzagentur hat nun ein Impulspapier vorgelegt, das zeigt, wie dieser Technologiewechsel konkret ablaufen soll.

DSL gehört für viele Haushalte in Deutschland zum Alltag. Die Abkürzung steht für “Digital Subscriber Line” – eine Technik, bei der Daten über Kupferleitungen ins Haus gelangen. Das Kupferkabel liegt oft schon seit Jahrzehnten in der Wand, ursprünglich gedacht für das Festnetztelefon. Später hat man es fit fürs Internet gemacht.

Doch genau darin liegt das Problem: Kupfer ist ein Kompromiss. Zwar erreicht DSL je nach Leitungslänge und Technik Geschwindigkeiten von bis zu 250 oder 300 Mbit/s, aber damit stößt die Technik schnell an ihre Grenzen. Besonders bei langen Leitungen sinkt die Datenrate merklich. Und wer auf dem Land wohnt oder in einem Altbau lebt, merkt das besonders deutlich: Seiten laden langsam, Videostreams ruckeln, Videokonferenzen brechen ab.

Moderne Anforderungen wie Homeoffice, Cloud-Dienste oder 4K-Streaming verlangen heute viel mehr Bandbreite und Stabilität. Genau das kann das alte Kupfernetz langfristig nicht leisten. Hinzu kommt: Kupfer ist störanfällig, wartungsintensiv und kostet im Betrieb deutlich mehr als moderne Alternativen. Die bessere Lösung heißt Glasfaser – und auf die soll Deutschland in den kommenden Jahren umsteigen.

Extrem schnelles Internet mit Glasfasern: FTTH macht's möglich.
Extrem schnelles Internet mit Glasfasern: FTTH macht’s möglich. (Quelle: imago-images-bilder)

Glasfaser überträgt Daten als Lichtimpulse und bringt sie mit hoher Geschwindigkeit direkt ins Haus – das nennt sich FTTH (Fibre to the Home). Anders als Kupfer bleibt die Verbindung auch über lange Strecken stabil und schnell, mit Übertragungsraten von einem Gigabit pro Sekunde und mehr. Glasfaser ist unempfindlich gegenüber Störungen, schwer abzuhören und gilt als besonders zuverlässig. Zwar ist der Ausbau teurer, doch langfristig überzeugt die Technik durch Leistung, Sicherheit und Zukunftstauglichkeit.

Auch wenn Glasfaser technisch die bessere Lösung ist – der Wechsel vom alten Kupfernetz zur neuen Infrastruktur verläuft nicht automatisch. Noch sind viele Haushalte gar nicht an ein Glasfasernetz angeschlossen. Zwar treiben Bund, Länder und Netzbetreiber den Ausbau mit hohem Tempo voran, doch besonders in ländlichen Regionen fehlt oft noch die nötige Anbindung. Aktuell ist nur rund die Hälfte der Haushalte in Deutschland überhaupt technisch für Glasfaser erreichbar.

Ein weiteres Problem: Viele Verbraucher haben bisher keinen Bedarf gesehen, auf Glasfaser umzusteigen. Ihr DSL-Anschluss funktioniert, das Internet reicht für E-Mails, Surfen und Streaming. Warum also wechseln – und vielleicht auch noch zusätzliche Kosten in Kauf nehmen?

Selbst dort, wo Glasfaser schon im Haus liegt, nutzen viele den Anschluss gar nicht aktiv. Oft wurde er nur “für später” gelegt, etwa beim Neubau oder einer Renovierung. In der Praxis läuft das Internet dann weiter über DSL – aus Gewohnheit, aus Unwissen oder wegen des alten Vertrags. All das macht die Umstellung komplex.

Damit der Übergang vom Kupfer- zum Glasfasernetz nicht im Chaos endet, hat die Bundesnetzagentur ein sogenanntes Impulspapier veröffentlicht. Auf 45 Seiten beschreibt die Behörde, wie der Technologiewechsel in Deutschland strukturiert, fair und transparent ablaufen soll.

Im Zentrum steht dabei die Frage: Wie schaffen es Netzbetreiber, Verbraucher und andere Anbieter, gemeinsam den Wandel zu gestalten –, ohne dass Menschen plötzlich ohne Internet dastehen oder sich überrumpelt fühlen?

Die Bundesnetzagentur schlägt einen klaren Fahrplan vor, der alle Beteiligten einbindet: Netzbetreiber, alternative Anbieter, Politik und vor allem die Endkunden. Ziel ist eine geordnete Migration, wie sie im Fachjargon heißt – also der fließende Übergang von der alten Technik zur neuen.

Wichtig dabei ist der rechtliche Rahmen: Das Telekommunikationsgesetz (§ 34) gibt der Behörde die Befugnis, den Migrationsprozess zu überwachen, Pläne zu prüfen und letztlich auch Abschaltungen zu genehmigen. Doch bevor es so weit ist, sollen alle Marktteilnehmer mitreden können. Das Papier dient also nicht nur als Plan, sondern auch als Einladung zur Diskussion.

Der schrittweisen Prozess der Bundesnetzagentur ist in drei Phasen unterteilt. Jede Phase baut auf der vorherigen auf – und jede Phase soll sicherstellen, dass niemand ohne Anschluss zurückbleibt.

  1. Freiwilliger Umstieg: Am Anfang steht der freiwillige Wechsel. Netzbetreiber sollen ihre Glasfaserangebote so attraktiv machen, dass Kundinnen und Kunden von sich aus umsteigen – etwa durch bessere Konditionen oder schnellere Verbindungen. Wer schon heute auf Glasfaser umsteigt, ist also seiner Zeit voraus. Auch andere Anbieter können über sogenannte Open-Access-Modelle ihre Tarife über das neue Netz anbieten. Ziel ist, möglichst viele Haushalte zum Wechsel zu bewegen – ganz ohne Zwang.
  2. Der Abschaltplan: Wenn genügend Haushalte in einem Gebiet auf Glasfaser umgestiegen sind, darf der Netzbetreiber einen offiziellen Abschaltplan bei der Bundesnetzagentur einreichen. Die Behörde prüft dann genau, ob die Voraussetzungen erfüllt sind. Außerdem legt sie fest, wie der Rest der Umstellung ablaufen soll – inklusive Fristen, Kündigungsregeln und Informationspflichten. Der Plan wird veröffentlicht, damit alle Betroffenen Stellung nehmen können. Erst danach fällt die Entscheidung: Abschalten ja oder nein?
  3. Die Abschaltung: In der letzten Phase wird das Kupfernetz tatsächlich abgeschaltet – aber nur dort, wo alle Haushalte erfolgreich migriert wurden. Die Netzbetreiber müssen sicherstellen, dass niemand den Anschluss verliert. Verbraucherinnen und Verbraucher werden frühzeitig informiert und erhalten konkrete Angebote für den Wechsel. Erst wenn der Übergang abgeschlossen ist, gehen die alten Leitungen endgültig vom Netz.