Papst Leo XIV. fordert geeinte Kirche für versöhnte Welt

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Bei sonnigem Frühlingswetter ist Papst Leo XIV. am Sonntag mit einer feierlichen Messe vor rund 150.000 Gläubigen auf dem Petersplatz offiziell in sein Amt eingeführt worden. Am Morgen war das 69 Jahre alte geistliche Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken erstmals seit seiner Wahl vom 8. Mai mit dem offenen Papamobil über den Petersplatz und die Via della Conciliazione gefahren und hatte dort den jubelnden Gläubigen zugewinkt und Kinder gesegnet.

Vor der Messe am Hauptportal des Petersdoms waren in einer Prozession die Zeichen päpstlicher Vollmacht vom Grab des Apostels Petrus unter der Kuppel des Petersdoms auf den mit Blumen geschmückten Platz vor der Basilika getragen worden, wo sie dem erkennbar bewegten, mit den Tränen kämpfenden neuen Papst angelegt wurden. Das Pallium, eine Stola aus Schafswolle mit schwarzen Kreuzen, die an die Wundmale Jesu erinnern, symbolisiert das Hirtenamt des Papstes. Der Fischerring erinnert an den Apostel Petrus, der gemäß biblischer Erzählung Fischer war und von Jesus den Auftrag erhalten hatte, „Menschen zu fischen“, sie mithin für den christlichen Glauben zu gewinnen.

„Ich komme mit Furcht und Zittern zu euch“ 

„Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu euch als ein Bruder, der sich zum Diener eures Glaubens und eurer Freude machen möchte“, sagte Leo XIV. in seiner Homilie, die immer wieder von Applaus unterbrochen wurde. „Ich würde mir wünschen, dass dies unser erstes großes Verlangen ist: eine geeinte Kirche, als Zeichen der Einheit und der Gemeinschaft, die zum Ferment einer versöhnten Welt wird“, sagte der neue Papst und rief damit die von wachsender Zerrissenheit gekennzeichneten zwölf Jahre des Pontifikats seines unmittelbaren Amtsvorgängers in Erinnerung.

Das Papstamt sei ein Auftrag zu „aufopfernder Liebe“, so wie es Jesus einst Petrus aufgetragen hatte. Es könne niemals darum gehen, „andere durch Zwang, religiöse Propaganda oder Machtmittel zu vereinnahmen, sondern immer und ausschließlich darum, so zu lieben, wie Jesus es getan“ habe, sagte der Papst.

In seiner Predigt griff Leo XIV. einerseits zentrale Themen von Papst Franziskus auf, er geißelte etwa eine auf Ausbeutung des Menschen und der Natur fußende Wirtschaftsordnung, in welcher „die Ärmsten an den Rand gedrängt“ würden. Andererseits demonstrierte er mit seiner demütigen Verneigung vor Liturgie und Tradition sowie dem Aufruf zur Einigkeit eine Abkehr vom mitunter willkürlichen Umgang mit Geschichte, Überlieferung und Institutionen der Weltkirche durch Franziskus.

Mehr als 150 diplomatische Delegationen aus aller Welt nahmen an der Messe teil, unter ihnen Bundeskanzler Friedrich Merz und von Vizekanzler Lars Klingbeil. In der ersten Reihe saßen neben den Vertreten Italiens jene der USA und Perus,der beiden Länder, deren Staatsangehörigkeit Papst Leo XIV. besitzt. Aus Washington waren Vizepräsident J.D. Vance und Außenminister Marco Rubio angereist, aus Lima Präsidentin Dina Boluarte. Seinen ältesten Bruder Louis Prevost, Teil der Delegation aus den USA, nahm der neue Papst unter Bruch des Protokolls herzlich in den Arm.