Liberaler Nicușor Dan gewinnt Stichwahl

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Die Präsidentenwahl in Rumänien hat der liberale Bukarester Bürgermeister Nicușor Dan gegen seinen nationalistischen Herausforderer George Simion gewonnen. Nach Auszählung von knapp 99 Prozent der Stimmen lag Dan in der Stichwahl mit 54,1 Prozent der Stimmen vor Simoni mit 45,9 Prozent. „Es ist der Sieg von Tausenden und Abertausenden Menschen, die daran glauben, dass Rumänien sich in die richtige Richtung entwickeln kann“, sagte Dan vor seinen Anhängern, die „Europa“ und „Russland, Russland, Rumänien gehört nicht euch“ skandierten.

Simion gestand seine Niederlage ein, nachdem er zunächst wie auch Dan den Sieg für sich beansprucht hatte. „Ich möchte meinem Gegner, Nicusor Dan, gratulieren“, sagte Simion in der Nacht zum Montag in einem auf Facebook veröffentlichten Video. „Er hat die Wahl gewonnen, und das war der Wille des rumänischen Volkes.“ Zugleich kündigte er an, „unseren Kampf“ für Rumänien fortzusetzen und die 19 Millionen Einwohner des Landes „an die erste Stelle“ zu setzen. Der Vorsitzende der Partei AUR hatte im Wahlkampf die „absurde Politik“ der EU kritisiert und sich für Kürzungen bei der Militärhilfe für die Ukraine ausgesprochen.

Rückstand wettgemacht

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen gratulierte dem Pro-Europäer Dan am Sonntag zu seinem Wahlsieg. Die Menschen in Rumänien seien „in großer Zahl an die Urnen gegangen“, erklärte sie im Onlinedienst X. Sie hätten sich „für das Versprechen eines offenen und wohlhabenden Rumäniens in einem starken Europa entschieden“.

Auch der französische Präsident Emmanuel Macron begrüßte die Entscheidung der Rumänen „für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und die Europäische Union, trotz vieler Manipulationsversuche“. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gratulierte Dan ebenfalls und betonte die Bedeutung Rumäniens als zuverlässigem Partner.

Hohe Wahlbeteiligung

Dan hatte in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl vor zwei Wochen mit einem Zuspruch von 21 Prozent noch deutlich hinter Simion gelegen, der 41 Prozent der Stimmen erhielt. Doch hatte der von der Reformpartei „Allianz rettet Rumänien“ unterstützte Bürgermeister der Hauptstadt Bukarest laut Umfragen seither aufgeholt. Bereits in den ersten Hochrechnung lag Dan vor Simoni, allerdings waren die Stimmen der rumänischen Diaspora weder in den am Sonntagabend verbreiteten Nachwahlbefragungen noch in den ersten Hochrechnungen schon berücksichtigt, die als sehr konservativ gilt.

Gewiss war schon früh, dass die Wahlbeteiligung hoch ausgefallen war. Sie lag mit fast 65 Prozent deutlich über jener in der ersten Runde vor zwei Wochen, als gut 53 Prozent der etwa 18 Millionen registrierten Wähler ihr Stimmrecht wahrgenommen hatten. In der ersten Runde hatten sich etwa 970.000 Rumänen im Ausland an der Wahl beteiligt. Mehr als 60 Prozent von ihnen wählten Simion. Im Stichentscheid beteiligten sich am Sonntag sogar 1,6 Millionen Diaspora-Rumänen an der Wahl.

Dass Simion am späten Sonntagabend dennoch zunächst behauptete, er habe die Wahl, gewonnen und sich zum Sieger erklärte, sahen seine Opponenten als vorbereitende Taktik, um die Wahl später nach Trumpschem Vorbild anzufechten. Simion hatte am Abend behauptet, er habe 400.000 Stimmen Vorsprung vor Dan: „Wir sind die klaren Gewinner dieser Wahl. Wir beanspruchen diesen Sieg im Namen des rumänischen Volkes“, so der radikale Politiker.