Klimawandel hebt Südafrika aus dem Meer

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Stand: 20.05.2025 06:29 Uhr

Jedes Jahr ragt das südliche Ende Afrikas ein Stückchen weiter aus dem Meer – als Grund galten Strömungen im Erdmantel. Doch nun haben Bonner Geologen herausgefunden: Es könnte auch am Klimawandel liegen.

Es sind nur ein, zwei Millimeter. Je nach Region. Ein, zwei Millimeter, die das südliche Ende Afrikas pro Jahr etwas mehr aus dem Ozean herausragt. Zunächst wurde vermutet: Grund dafür sind Strömungsvorgänge im Erdmantel. Nun jedoch zeigt eine aktuelle Studie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, dass die Ursache dafür der Klimawandel ist.

“Die Beobachtungen haben wenig mit Vorgängen im Erdinneren zu tun”, sagt Makan Karegar. Er war als Geowissenschaftler an der Studie beteiligt und präzisiert: “Die Hauptursache liegt vielmehr in den oberflächennahen Schichten der Erde.” Dürren infolge von Klimaschwankungen führen dazu, dass diese Schichten austrocknen. Das hat wiederum ein Anheben der Südspitze Afrikas zur Folge.

Studienleiter Jürgen Kusche erklärt, wie dieser Prozess abläuft: “In meinen Vorlesungen verwende ich das Bild mit dem Schwamm: Wenn ein Schwamm austrocknet, nimmt er ja auch eine etwas andere Form an. An seinen Rändern kommt es dann zu Deformationen, während das Zentrum des Schwamms ganz anders aussieht.”

Phänomen bisher eher aus polaren Regionen bekannt

Vergleichbare Phänomene waren bislang eher aus polaren Regionen bekannt. Dort führten schwindende Eismassen dazu, dass weniger Druck auf der Erdkruste lastet und sie sich gewissermaßen entspannen und anheben kann. Das Anheben von Land infolge von Trockenheit registrierten Forschende der NASA hingegen erstmals in der 2010er-Jahren in Kalifornien.

Den Vorgängen in Südafrika kamen die Bonner Forschenden auf die Schliche, indem sie Niederschlagsmessungen mit Satellitendaten zur Wasserverteilung verglichen sowie mit den Aufzeichnungen von GPS-Stationen, so Karegars Forscherkollege Christian Mielke.

“In manchen Ländern und Regionen, vor allem auch in Afrika, ist es so, dass wir nur relativ wenige, teilweise in manchen Ländern sogar gar keine Stationen haben. Das Besondere aber an Südafrika war, dass es dort ein Netzwerk namens TRIGNET gibt”, konstatiert Karegars. TRIGNET könne das geologische Phänomen sozusagen millimetergenau auflösen.

Grundwasser muss nachhaltiger genutzt werden

Laut den Bonner Forschenden hat die neue Erkenntnis auch einen konkreten Nutzen: Das Ausmaß von Dürreperioden kann nun mit den bei der Studie verwendeten Methoden unaufwändiger erfasst werden als bisher. Außerdem sind die Ergebnisse ein Warnschuss an die Verantwortlichen in Südafrika: Sie sollten genauer überprüfen, wie nachhaltig mit dem Grundwasser umgegangen wird.

Das Gute jedoch ist, so Kusche: “Dieser Hebeprozess ist nicht so stark, dass beispielsweise technische Infrastruktur davon beschädigt wird. Wir haben ja ein paar Länder auf der Erde – Indonesien zum Beispiel – wo es aus anderen Grünen große Senkungen des Landes gibt, wo wirklich Straßen und andere Infrastrukturen kaputtgehen.” So stark seien die Auswirkungen in Südafrika jedoch nicht.

Außerdem sei der Trend, dass sich das Land Stück für Stück aus dem Meer hebt, nicht zwingend unumkehrbar. Sollten dort eines Tages wieder lange, intensive Regenfälle die Grundwasserreservoirs auffüllen, könnte die Südspitze des Kontinents auch wieder langsam zurück in den Ozean zurückgedrückt werden.