Gibt es bald Verhandlungen im Vatikan?

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Bei dem Treffen von J. D. Vance mit Leo XIV. am Montag übergab der amerikanische Vizepräsident dem neuen Papst ein Schreiben von Präsident Donald Trump mit einer Einladung ins Weiße Haus. Diese dürfte der erste Papst aus den USA nicht ausschlagen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis Leo XIV. sein Heimatland besuchen wird.

Papst Leo XIV. bekräftigte gegenüber Vance auch die Bereitschaft, Delegationen aus Moskau und Kiew im Vatikan zu Verhandlungen über einen Waffenstillstand in der Ukraine und eine Friedenslösung zu empfangen.

Eine aktive Vermittlungsrolle des Papstes ist mit dem Angebot, Räumlichkeiten des Vatikans als Ort für weitere direkte Gespräche zwischen Kiew und Moskau zur Verfügung zu stellen, bisher nicht verbunden. Trump nahm nach seinem Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin unmittelbar Bezug auf das Angebot von Papst Leo XIV. und sprach von „Verhandlungen im Vatikan“ über eine Waffenruhe, die sofort beginnen sollten. Wer an solchen Gesprächen teilnehmen könnte und wann diese stattfinden könnten, ist noch unklar.

Meloni signalisiert Unterstützung

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ließ unmittelbar nach dem Gespräch Trumps mit Putin mitteilen, auch Italien arbeite „auf eine sofortige Aufnahme von Verhandlungen zwischen den Parteien hin, die so schnell wie möglich zu einem Waffenstillstand führen und die Voraussetzungen für einen gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine schaffen können“. Weiter teilte das Ministerpräsidentenamt mit, Italien bewerte „die Bereitschaft des Heiligen Vaters positiv, die Gespräche im Vatikan auszurichten“. Rom sei zudem „bereit, seinen Teil dazu beizutragen, Kontakte zu erleichtern und sich für den Frieden einzusetzen“.

Papst Leo XIV. trifft Vizepräsident JD Vance nach der offiziellen Amtseinführung auf dem Petersplatz im Vatikan am 18. Mai.
Papst Leo XIV. trifft Vizepräsident JD Vance nach der offiziellen Amtseinführung auf dem Petersplatz im Vatikan am 18. Mai.AP

Nach italienischen Medienberichten hatte Meloni bereits am Freitag mit Trump über die Möglichkeit von Verhandlungen im Vatikan gesprochen und die Aufnahme der Gespräche „in spätestens zehn Tagen“ angeregt.

Italien dürfte Haftbefehl gegen Putin nicht vollstrecken

Voraussetzung für die Teilnahme von Putin an direkten Verhandlungen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Vatikan wäre die Zusicherung Roms, den Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) gegen Putin nicht zu vollstrecken. In Rom heißt es, das Justizministerium habe den Haftbefehl, den Rom als Signatarstaat des IStGH aus Den Haag erhalten hatte, bisher nicht an die Generalstaatsanwaltschaft von Rom übermittelt, sodass die geforderte Festnahme Putins nach gegenwärtiger Rechtslage nicht vollstreckbar wäre. Italienische Medien berichten, die Regierung in Rom könnte sich den Vermittlungsbemühungen des Vatikans anschließen.

Papst Leo XIV. hatte Selenskyj nach der Messe zu seiner Amtseinführung am Sonntag in einer Privataudienz empfangen. Auch mit Vizepräsident Vance und Außenminister Marco Rubio war der ukrainische Präsident bei der Amtseinführung von Leo XIV. zusammengekommen. Dabei habe er die Vertreter Washingtons über die „unrealistischen Bedingungen“ informiert, die von der russischen Delegation bei den Friedensgesprächen am Freitag in Istanbul gestellt worden seien.

Nach den Gesprächen mit den Vertretern Washingtons sowie mit Papst Leo XIV. schrieb Selenskyj auf der Plattform X: „Ich habe bekräftigt, dass die Ukraine an echter Diplomatie festhalten will und die Bedeutung einer vollständigen und bedingungslosen Waffenruhe unterstrichen.“