Wie Google KI in die Suche integriert

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Google unternimmt einen weiteren Versuch, seine Dominanz in der Internetsuche im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz zu erhalten. Der Konzern stellte jetzt auf seiner jährlichen Entwicklerkonferenz in seiner Zentrale im kalifornischen Mountain View ein neues KI-Angebot vor, das in seine namensgebende Suchmaschine integriert ist. Dieser KI-Modus („AI Mode“) soll es erlauben, auch auf kompliziertere Fragen direkte Antworten zu liefern, so wie das zum Beispiel auch KI-Systeme wie ChatGPT oder Perplexity tun. Vorstandschef Sundar Pichai sprach von einer „völligen Neugestaltung der Internetsuche“. Der KI-Modus soll ab sofort verfügbar sein, allerdings zunächst nur in den USA.

Für Google ist der KI-Modus die zweite größere Initiative, seine Suchmaschine mit KI aufzurüsten. Vor rund einem Jahr brachte der Konzern die Funktion „Übersicht mit KI“ heraus, die bei Suchanfragen direkten und von KI erstellten Antworten Priorität gibt und die traditionellen Links auf andere Internetseiten nach unten rutschen lässt. Dieses Angebot ist seit Kurzem auch in Deutschland verfügbar. Google nennt die Übersichtsfunktion „eine der erfolgreichsten Produkteinführungen in der Internetsuche im vergangenen Jahrzehnt“. Sie habe mittlerweile 1,5 Milliarden Nutzer im Monat.

KI-Modus soll personalisiert werden

Der neue KI-Modus soll nun auch direkte Antworten auf schwierigere und multidimensionale Fragen geben, „sogar zehn Fragen in einer“, wie Google es formuliert. Auch Nachfragen sollen beantwortet werden können. Als Beispiel nannte das Unternehmen die Suche nach Möbelstücken eines bestimmten Stils, die gut in eine kleine Wohnung passen würden. Oder die Suche nach nicht allzu überlaufenen Ausgehmöglichkeiten am kommenden Wochenende in Nashville für eine Gruppe von Freunden, die Fans von Musik und guten Restaurants sind. Der KI-Modus soll es auch ermöglichen, Kleidungsstücke virtuell anzuprobieren; dazu können Nutzer Fotos von sich selbst hochladen.

Noch nicht sofort, aber in naher Zukunft will Google die Funktion auch für die einzelnen Nutzer personalisieren und zum Beispiel Vorschläge auf Basis früherer Suchanfragen machen. Nutzer können außerdem per „Opt-in“ zustimmen, den KI-Modus mit anderen Google-Diensten wie Gmail zu verbinden, „um mehr persönlichen Kontext einzubringen“.

Der KI-Modus arbeitet mit Googles KI-System Gemini. Google hat ihn erstmals im März vorgestellt, zunächst noch als Testversion. Schon nach recht kurzer Zeit fühlt sich der Konzern nun offenbar in der Position, ihn für die Allgemeinheit freizuschalten. Mit früheren KI-Angeboten hat Google nach der Einführung wiederholt Pannen erlebt. Die KI-Übersicht zum Beispiel schlug kurz nach ihrem Start im vergangenen Jahr vor, Klebstoff in Pizzasoße zu mischen, damit Käse nicht von der Pizza rutscht.

Die Google-Suchmaschine ist eine Goldgrube und insofern von enormer Bedeutung für den Konzern. Google verdient sein Geld hier mit Anzeigen, die neben den Ergebnissen von Suchmaschinen gestellt werden. Das Unternehmen beherrscht dieses Geschäft seit langer Zeit. Nach Angaben der Marktforschungsgruppe Statcounter hatte es zuletzt einen globalen Marktanteil von fast 90 Prozent, in den USA waren es knapp 87 Prozent. Diese Zahlen haben sich in den vergangenen Jahren kaum verändert.

Streit um Googles Marktposition

Die Suchmaschine steht auch im Mittelpunkt eines Kartellstreits, den sich der Konzern mit der US-Regierung liefert. Ein Richter entschied im vergangenen August, Google sei ein Monopolist und sichere seine Marktposition mit unrechtmäßigen Mitteln ab. Kürzlich ging die zweite Phase des Verfahrens zu Ende, in der etwaige Auflagen für Google festgelegt werden sollen. Dabei steht auch eine Zerschlagung des Konzerns zur Diskussion.

Der Erfolg von KI-Diensten wie ChatGPT hat die Ausgangslage aber verändert, und Google sieht sich nun verstärkt Fragen gegenüber, inwiefern die bisherige Dominanz in der Internetsuche bedroht ist. Dies kam auch in dem Kartellverfahren zur Sprache. Ein ranghoher Manager des Elektronikkonzerns Apple sagte vor knapp zwei Wochen im Zeugenstand, im April sei die Zahl der Suchanfragen mit Google auf Apple-Geräten zum ersten Mal seit mehr als zwanzig Jahren gesunken, und er begründete dies mit der zunehmenden Nutzung von KI-Diensten. Google hat in dem Fall zu seiner Verteidigung selbst auf die Konkurrenz von ChatGPT hingewiesen, um zu argumentieren, die Kartellklage sei „rückwärtsgewandt“.

In Googles Geschäftsergebnissen schlägt sich der stärkere Wettbewerb freilich noch nicht spürbar nieder. Der Mutterkonzern Alphabet legte für das erste Quartal besser als erwartete Zahlen vor. In der Kernsparte, zu der das Werbegeschäft mit der Suchmaschine gehört, stiegen die Umsätze um 10 Prozent.