Ärzte transplantieren erstmals Harnblase in historischer OP

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Es ist ein medizinischer Durchbruch: Ärzte haben erstmals erfolgreich eine Harnblase transplantiert. Doch der Eingriff eignet sich nur für wenige Patienten.

In den USA ist die Transplantation einer menschlichen Harnblase gelungen. Der 41-jährige Patient erhielt am Ronald Reagan UCLA Medical Center in Los Angeles neben der Blase auch eine neue Niere. Die Operation dauerte acht Stunden und verlief laut dem behandelnden Ärzteteam erfolgreich: Noch während des Eingriffs begann die neue Niere, Urin zu produzieren.

Der Eingriff gilt als historischer Durchbruch. Laut der Universität von Kalifornien hatten die beteiligten Ärzte über vier Jahre lang daran gearbeitet. Sie testeten ihre Technik an Tieren, einer Leiche und hirntoten Spendern. Erst danach wagten sie die Operation am lebenden Menschen.

Eine Blasentransplantation galt lange als nicht realisierbar. Grund dafür ist die komplexe Gefäßstruktur: Die Blase besitzt mindestens sechs kleine Arterien, deren Anschluss technisch äußerst anspruchsvoll ist. Zudem ist unklar, ob eine transplantierte Blase ohne Nervenverbindung kontrolliert entleert werden kann – wie es bei einer gesunden Blase der Fall ist.

Bisherige Alternativen für Patienten ohne Blase sind sogenannte Neoblasen oder Pouches, die aus Darmabschnitten geformt werden. Diese Lösungen bergen allerdings Risiken wie Infektionen und Verdauungsprobleme.

Der jetzt operierte Patient war ein Sonderfall: Ihm wurden nach zwei Krebserkrankungen sowohl Blase als auch Nieren entfernt. Er war seit sieben Jahren auf Dialyse angewiesen und sollte ohnehin eine Spenderniere erhalten – inklusive lebenslanger Immunsuppression. Damit erfüllte er die Voraussetzungen für die Blasentransplantation.

Laut den Chirurgen eignet sich der Eingriff nur für Menschen, die ohnehin Medikamente zur Unterdrückung der Immunabwehr einnehmen müssen – etwa nach einer Nierentransplantation. Für andere Patienten wäre das Risiko einer solchen OP zu hoch.

Ob die transplantierte Blase langfristig funktioniert, muss sich noch zeigen. Entscheidend wird sein, ob sie ohne Nervenanbindung Urin kontrolliert speichern und entleeren kann. Die endgültigen Ergebnisse der Operation stehen noch aus, eine wissenschaftliche Veröffentlichung ist geplant.

Klar ist aber: Die Blasentransplantation bleibt ein Sonderfall – vorerst. Experten wie Johannes Huber vom Universitätsklinikum Heidelberg sehen darin keine breite Anwendung. “Das bleibt ein Eingriff für hochspezialisierte Einzelfälle”, sagt er dem “Ärzteblatt”. Eine Warteliste für Blasen werde es in absehbarer Zeit nicht geben.