Chiphersteller Wolfspeed nähert sich der Insolvenz

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Der angeschlagene amerikanische Chiphersteller Wolfspeed steht offenbar kurz vor der Insolvenz. Das Unternehmen, das noch bis vor Kurzem Pläne für ein neues Werk in Deutschland verfolgte, bereitet sich nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ darauf vor, in den nächsten Wochen einen Antrag auf Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des amerikanischen Konkursrechts zu stellen.

Die Nachricht ließ den zuletzt ohnehin schon stark gesunkenen Aktienkurs am Mittwoch um mehr als 60 Prozent abstürzen. Die Aktie kostet nun nur noch etwas mehr als einen Dollar, vor einem Jahr waren es mehr als 25 Dollar. Wolfspeed wird nun insgesamt mit weniger als 200 Millionen Dollar bewertet.

„Erhebliche Zweifel“ im Unternehmen

Wolfspeed stellte sogenannte Siliziumkarbid-Chips her, die unter anderem in Elektroautos eingebaut werden. Das Unternehmen leidet nun aber darunter, dass sich das Wachstum auf diesem Markt abgeschwächt hat, auch die Nachfrage aus anderen Industrien ist ins Stocken geraten. In seinem jüngsten Quartalsbericht vor wenigen Wochen meldete Wolfspeed zum wiederholten Mal einen deutlichen Umsatzrückgang und einen hohen Nettoverlust. Damals teilte man auch schon mit, man habe „erhebliche Zweifel“ an der Fähigkeit, die Geschäftstätigkeit fortsetzen zu können.

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Eine solche „Going-Concern“-Warnung ist oft ein Vorbote für eine Insolvenz. Im vergangenen Herbst hatte Wolfspeed auch seinen Vorstandschef ausgewechselt. Das Unternehmen stand danach zunächst unter interimistischer Führung, im März wurde der gebürtige Deutsche Robert Feurle zum Vorstandschef berufen. Feurle hat früher unter anderem für den deutschen Chiphersteller Infineon gearbeitet.

Hoffnungträger in der Region

Bis vor nicht langer Zeit war Wolf­speed noch ein großer Hoffnungsträger im Saarland. Auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlekraftwerks in Ensdorf nahe Saarlouis wollte der Konzern gemeinsam mit dem baden-württembergischen Autozulieferer ZF als Juniorpartner eine Waferfabrik für Siliziumkarbid-Chips bauen, 2,75 Milliarden Euro investieren, mehr als 1000 Arbeitsplätze schaffen. Für das gebeutelte Saarland galten die Ansiedlungspläne als Glücksfall: ein wichtiger Schritt zur Transformation, nachdem Ford angekündigt hatte, die Produktion in Saarlouis einzustellen. Zur Präsentation im Februar 2023 waren eigens Bundeskanzler Olaf Scholz und Wolfspeed-Chef Gregg Lowe gekommen, der Optimismus war groß.

Doch das Bild bekam schon bald Risse. Wolfspeed verschob den Baustart erst auf 2025. Dann wurde bekannt, dass der angeschlagene Konzern zu den ohnehin zugesagten Subventionen aus Deutschland von gut einer halben Milliarde Euro weitere Hilfen aus dem „European Chips Act“ forderte. Zugleich blieb die Nachfrage nach Elektroautos in Europa deutlich hinter den Erwartungen zurück, auch das dürfte den Baustart behindert haben. Seit Ende 2024 liegen die Pläne auf Eis.