DFB-Pokal: Stuttgart zieht Hut vor Bielefeld: “Nicht wie Drittligist”

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Bielefeld überrascht Pokalsieger Stuttgart

“Die haben nicht gespielt wie ein Drittligist”


24.05.2025 – 23:05 UhrLesedauer: 3 Min.

Nick Woltemade (M.) im Duell gegen Leon Schneider: Der Offensivmann hatte es nicht leicht gegen den Drittligisten.Vergrößern des Bildes

Nick Woltemade (M.) im Duell gegen Leon Schneider: Der Offensivmann hatte es nicht leicht gegen den Drittligisten. (Quelle: IMAGO/Michael Taeger)

Arminia Bielefeld gegen VfB Stuttgart galt vor der Partie als Duell von David gegen Goliath. Auch wenn David diesmal leer ausging, zollte Goliath dem Außenseiter Respekt.

Christoph Kramer sprach das aus, was sich wohl viele Zuschauer nach der zwölften Minute des DFB-Pokals dachten: “Wahrscheinlich wird sich – zurecht – ein ganzer Verein fragen: Was wäre, wenn?” ZDF-Experte Kramer sprach über die Großchance von Noah-Joel Sarenren Bazee, der den Ball aus fünf Metern an die Latte geschossen hatte. Es wäre die 1:0-Führung für Außenseiter Arminia Bielefeld im DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart gewesen.

Für Stuttgart war der Lattenschuss Sarenren Bazees ein dringend benötigter Weckruf. Denn in der Folge übernahmen die Schwaben das Spielgeschehen und drehten die Partie binnen 13 Minuten mit drei Treffern auf den Kopf. “Wir haben Glück, dass wir nicht hinten liegen und haben dann das Spiel auf unsere Seite gezogen”, sagte Trainer Sebastian Hoeneß nach dem Spiel am ZDF-Mikrofon.

“In der zweiten Halbzeit hatten wir die Chance, es zuzumachen und dachten dann, es wäre zu”, ergänzte Hoeneß. Das 4:0 durch Enzo Millot in der 66. Minute wirkte wie die Entscheidung im Finale. Doch dem war nicht so. Zumindest kam Arminia Bielefeld in der 82. und 85. Minute mit zwei Treffern noch einmal zurück.

“In diesem verdammten Spiel ist alles möglich, deshalb habe ich da noch einmal geschwitzt”, gab Hoeneß zu. Doch am Ende reichte es zum 4:2-Sieg im DFB-Pokalfinale. Der VfB Stuttgart hat zum vierten Mal in seiner Vereinsgeschichte den Titel gewonnen, für Hoeneß war es das erste Mal. “In mir ist viel los, ich bin überglücklich”, sagte der sichtlich bewegte Trainer, der auch von “viel Leere” in sich sprach.

Ähnlich ging es Nationalspieler Maximilian Mittelstädt. Der gebürtige Berliner holte zum ersten Mal in seinem Leben den DFB-Pokal – und dann auch noch im Stadion seines Heimatklubs Hertha BSC. “Ich bin fix und fertig. Die Emotionen kommen hoch. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, hier gerade mit unseren Fans zu feiern. Das ist das schönste Gefühl, das man haben kann, glaube ich. Ich bin überwältigt”, sagte der Linksverteidiger.

Gleichzeitig wandte er noch ein paar Worte an den Gegner: “Ich möchte Arminia Bielefeld großen Respekt aussprechen – wie sie das bewältigt haben, wie sie zurückgekommen sind. Sie haben uns das extrem schwer gemacht. Die haben nicht gespielt wie ein Drittligist. Es war ein würdiges Finale. Ich wünsche den Jungs von Bielefeld alles Gute.”

Die Ostwestfalen waren als Favoritenschreck durch den DFB-Pokal marschiert, Vereine wie der SC Freiburg, Union Berlin und Bayer Leverkusen scheiterten an der Bielefelder Alm. Doch im Olympiastadion konnte der Drittliga-Meister den Erfolg nicht wiederholen. “Wir sind natürlich alle enttäuscht, hatten die Hoffnung, den Pokal mit nach Hause zu nehmen. Es gab zehn, fünfzehn Minuten, in denen wir nicht da waren – das hat der Gegner eiskalt ausgenutzt”, fasste Trainer Mitch Kniat zusammen.

Die Spieler haderten noch mit den Fehlern, die den Unterschied ausmachten. “Wenn ich in die Gesichter der Jungs schaue, sehe ich teilweise Tränen. Natürlich sind alle sehr enttäuscht”, so Kniat. Dennoch stellte der Trainer klar: “Wir können auf die Pokalsaison und generell auf die gesamte Saison sehr, sehr stolz sein.” Manager Michael Mutzel gab ihm recht: “Ich bin unfassbar stolz auf die Mannschaft. Wir haben alles gegeben und nicht aufgegeben. Wir haben ein mutiges Fußball-Spiel gemacht.” Und ab kommender Saison ist die Arminia auch kein Drittligist mehr. Als Meister ist Bielefeld in die 2. Bundesliga aufgestiegen.