Stuttgart-Torjäger erregt nach DFB-Pokalsieg Aufsehen

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Beim Sieg im Finale des DFB-Pokals kann auch der Neu-Nationalspieler wieder glänzen. Nach dem Spiel erregt er mit einer besonderen Aktion für Aufsehen.

Nach Schlusspfiff im Berliner Olympiastadion am Samstagabend brachen bei den Spielern des VfB Stuttgart alle Dämme. Durch einen 4:2-Sieg gegen den (Noch)-Drittligisten Arminia Bielefeld hatte die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß gerade das DFB-Pokalfinale gewonnen, zum vierten Mal in der Geschichte des Klubs.

Nur Nick Woltemade hatte vor allen Festivitäten zuerst noch anderes vor: Der Stuttgarter Torschütze zum wegbereitenden 1:0 ging zu jedem einzelnen Bielefelder Spieler, klatschte ab, umarmte, bewies Sportsgeist, zeigte Größe im Sieg. Mit Arminia-Torwart Jonas Kersken, den er bereits nach 15 Minuten bezwungen hatte, unterhielt sich der Angreifer besonders lange. Eine Aktion, die auffiel.

“Wenn man sich ihren Weg diese Saison ansieht, nicht nur in der Liga, auch im Pokal – das war phänomenal”, erklärte Woltemade seine große Geste nach der Partie. “Da wollte ich nur noch mal jedem Einzelnen kurz gratulieren. Ich finde, das gehört sich so.” Dann erinnerte er an seinen eigenen Weg: “Vor zwei Jahren habe ich ja auch noch selbst in dieser Liga gespielt.”

In der Saison 2022/23 war Woltemade schließlich von seinem damaligen Klub Werder Bremen an die SV Elversberg ausgeliehen und trug mit 10 Toren in 31 Spielen maßgeblich zum Aufstieg der Saarländer in die 2. Bundesliga bei. Nach einem durchwachsenen Jahr zurück in Bremen wechselte der Offensivspieler vergangenen Sommer zum VfB.

Und mittlerweile kommt niemand mehr an Nick Woltemade vorbei. Hoeneß beim VfB ohnehin nicht, auch dank der 17 Treffer in 33 Pflichtspielen in der abgelaufenen Saison. Nun aber auch nicht Bundestrainer Julian Nagelsmann, der ihn unlängst für die anstehenden Länderspiele in der Nations League Anfang Juni nominierte. “Er hat gerade das Momentum auf seiner Seite und bringt außergewöhnliche Fähigkeiten mit”, lobte Nagelsmann den kommenden Neuling, und es gehört nicht viel Fantasie dazu, sogar an Startelf-Einsätze des Debütanten zu glauben.

“Er ist schlaksig und hat trotzdem sehr schnelle Beine”, versuchte Hoeneß kürzlich, das Phänomen Woltemade zu erklären. “Gute Technik auf engstem Raum, gute Ballführung, gutes Dribbling, technisch versiert. Er ist auch in der Lage, Bälle festzumachen. Da steckt richtig viel Klasse drin. Aber vor allem auch: sein Chararakter. Es macht Spaß, mit ihm zu arbeiten.”

t-online-Kolumnist Stefan Effenberg betonte zuletzt besonders die Entwicklung des trotz seiner 1,98 Meter so leichtfüßigen, elegant spielenden Woltemade: “Er hat in der abgelaufenen Saison einen großen Schritt nach vorne gemacht und sich mit regelmäßig starken Auftritten immer mehr auch für die Nationalmannschaft aufgedrängt.” Im Pokalfinale nun war der gebürtige Bremer einmal mehr der Aktivposten in der Offensive – nicht nur wegen seines Tores. Woltemade hatte mit 47 Ballkontakten die viertmeisten bei den Schwaben, bestritt mit 22 Zweikämpfen sogar die mit Abstand meisten Duelle.

Schon nach Bekanntwerden der schwereren Verletzung von DFB-Stürmer Tim Kleindienst hatte Effenberg betont: “Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Denn ich würde dem Bundestrainer unbedingt dazu raten, sowohl Nick Woltemade vom VfB Stuttgart als auch seinen Teamkollegen Deniz Undav zu nominieren.” So kam es dann auch. VfB-Legende und Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger bestätigte dieser Tage in “Sports Illustrated”: “Seine Fähigkeiten haben nicht viele in der deutschen Mannschaft, weil er trotz seiner Körpergröße technisch sehr versiert ist.”

Der Sieg im DFB-Pokalfinale nun ist der bisher größte Erfolg in der noch jungen Karriere des 23-Jährigen, die in dieser abgelaufenen Spielzeit eine rasante Entwicklung nahm. “Es ist so viel bei mir passiert in dieser Saison, so viel, das noch passieren wird in den nächsten Wochen”, sagte der noch merklich euphorisierte Woltemade nach dem Pokalfinale weiter.