Im Rahmen der geplanten Wiederverstaatlichung der viel kritisierten, britischen Bahn ist am Sonntag ein erstes Zugunternehmen verstaatlicht worden. „South Western Railway ist jetzt wieder in staatlichem Besitz. Und das ist nur der Anfang“, schrieb der britische Premierminister Keir Starmer auf dem Onlinedienst X. Der private Bahnbetreiber South Western Railway betrieb Züge im Teilen von Südengland, darunter auch in London.
Die britische Regierung will innerhalb der nächsten zwei Jahre alle Eisenbahnbetreiber wieder verstaatlichen. Die linksgerichtete Labour-Partei von Starmer hatte die Verstaatlichung schon im Wahlkampf angekündigt. Dadurch würden die Interessen der Zugreisenden wieder an die erste Stelle gestellt, erklärte Starmer am Sonntag.
Er versprach ein besseres Angebot mit einem einfacherem Ticketsystem und bequemeren Zügen. Zugreisende in Großbritannien haben häufig unter Zugausfällen und hohen Bahnpreisen zu leiden.
„Wir haben immer klar gemacht, dass Staatsbesitz keine Wunderwaffe ist“
„30 Jahre der Zersplitterung“ gingen zu Ende, erklärte Großbritanniens Verkehrsministerin Heidi Alexander. Zugleich warnte sie, dass Veränderung nicht über Nacht passieren werde. „Wir haben immer klar gemacht, dass Staatsbesitz keine Wunderwaffe ist“, erklärte Alexander. „Aber wir sind dabei, den Startschuss für das Rennen um eine echte Eisenbahn des 21. Jahrhunderts zu geben, und das bedeutet eine Neuausrichtung weg vom privaten Profit und hin zum öffentlichen Wohl“, fügte sie hinzu.
Die britische Bahn war in den neunziger Jahre von der damaligen konservativen Regierung unter dem Premierminsiter John Major privatisiert worden. Das Gleisnetz blieb aber in öffentlicher Hand. Der Bahnbetrieb auf vielen Streckenabschnitten wurde in der Folge von Privatunternehmen übernommen, von denen viele allerdings wegen schlechter Leistung und hoher Betriebskosten in Schwierigkeiten gerieten. Vier von 14 Zugbetreibern kamen daher bereits in den vergangenen Jahren wieder unter staatliche Kontrolle. In den vergangenen Jahren war die britische Bahn angesichts hoher Lebenshaltungskosten im Land mit etlichen Streiks konfrontiert.