Tinnitus lindern: Kann Magnesium helfen?

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Ständige Ohrgeräusche sind belastend. Doch was hilft gegen das Piepen, Pfeifen, Rauschen und Brummen im Ohr? Diskutiert wird der Mineralstoff Magnesium.

Magnesium ist nicht nur bei Muskelschmerzen und Wadenkrämpfen ein beliebtes Hausmittel. Auch gegen störende Ohrgeräusche soll der Mineralstoff helfen können. Doch was ist dran an der Behauptung, dass Magnesium Tinnitus lindert?

Magnesium gehört zu den am meisten verkauften Nahrungsergänzungsmitteln. Der Mineralstoff ist für unseren Körper unverzichtbar. Unter anderem ist Magnesium an der Reizübertragung zwischen Nervenzellen sowie Nerven- und Muskelzellen beteiligt. Magnesium regelt die Muskelkontraktion, steuert den Herzrhythmus, reguliert den Blutdruck, versorgt die Knochenzellen und übernimmt wichtige Aufgaben im Fett- und Kohlenhydratwechsel. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfiehlt eine tägliche Magnesiumzufuhr von 350 Milligramm für Männer und 300 Milligramm für Frauen.

Ein Magnesiummangel wird als mögliche Mitursache für Tinnitus diskutiert. Auch wenn derzeit noch aussagekräftige klinische Studien fehlen, wird der Mineralstoff häufig therapeutisch eingesetzt. Im Jahr 2016 deutete eine Studie mit 76 Probanden einen möglichen Zusammenhang zwischen einem Magnesiummangel und Tinnitus an.

Das Forscherteam um Sinan Uluyol verglich die Magnesiumspiegel von Menschen mit und ohne Tinnitus. Das Ergebnis der Studie: Die Personen mit subjektivem Tinnitus wiesen einen niedrigeren Magnesiumspiegel auf als die gesunden Versuchsteilnehmer. Im Fazit betonten die Forscher die Bedeutung von Magnesium beim Krankheitsverlauf von Tinnitus. Aber: Die genauen Zusammenhänge sind unklar. Die Datenlage ist allgemein dünn. Weitere Untersuchungen sind notwendig.

Bei subjektivem Tinnitus handelt es sich um die häufigste Form von Tinnitus. Die Geräusche werden nur von der betroffenen Person selbst wahrgenommen. Es ist keine reale Schallquelle vorhanden. Vielmehr handelt es sich um eine fehlerhafte Verarbeitung im Gehirn, die zur subjektiven Wahrnehmung von Tönen führt. Beim objektiven Tinnitus liegt eine messbare Schallquelle in der Nähe des Innenohrs vor. Das heißt: Er kann von anderen Menschen gehört werden. Hier kann es sich um gefäßbedingte, muskulär bedingte oder atemabhängige Geräusche handeln.

Auch wenn gesicherte wissenschaftliche Belege fehlen, kann bei einem ärztlich diagnostizierten Magnesiummangel die Einnahme von Magnesium als Nahrungsergänzungsmittel probiert werden. Zu viel erwarten sollte man davon nicht: Die Autoren der Leitlinie “Chronischer Tinnitus” sehen keinen Nutzen in Nahrungsergänzungsmitteln wie Mineralstoffen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass diese eine Wirksamkeit auf den Tinnitus hätten.

Fazit: Wunder sollten Betroffene nicht erwarten. Magnesium sollte als begleitende Maßnahme zur Therapie von Tinnitus gesehen werden. Möglicherweise sind bei stressbedingtem Tinnitus geringe lindernde Effekte möglich. Unter Stress ist der Bedarf an Mineralstoffen generell erhöht. Magnesium kann das Nervensystem unterstützen. Liegt den Ohrgeräuschen eine Durchblutungsthematik zugrunde, könnte sich unter Umständen ebenfalls ein Effekt zeigen. So kann ein Magnesiummangel etwa den Gefäßtonus und den Blutdruck erhöhen. Wissenschaftliche Beweise gibt es dafür ebenfalls nicht.

Wer über die Ernährung seine Magnesiumversorgung verbessern möchte, findet hier eine Auswahl. Magnesium kommt überwiegend in pflanzlichen Lebensmitteln vor. Besonders magnesiumreich sind Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen.

  • 100 Gramm (g) Sonnenblumenkerne: 420 Milligramm (mg) Magnesium
  • 100 g Chiasamen: 335 mg Magnesium
  • 100 g Leinsamen: 325 mg Magnesium
  • 100 g Amaranth: 310 mg Magnesium
  • 100 g Kürbiskerne: 285 mg Magnesium
  • 100 g Quinoa: 275 mg Magnesium
  • 100 g Cashewnuss: 270 mg Magnesium
  • 100 g Sojabohnen: 220 mg Magnesium
  • 100 g Erdnuss: 160 mg Magnesium
  • 100 g Kidneybohnen: 150 mg Magnesium
  • 100 g weiße Bohnen: 140 mg Magnesium
  • 100 g Vollkornteigwaren: 125 mg Magnesium
  • 100 g Getreideflocken: 120 mg Magnesium
  • 100 g Tofu: 100 mg Magnesium
  • 100 g Spinat: 60 mg Magnesium
  • 100 g Banane: 30 mg Magnesium

Die Therapie von Tinnitus hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Ist ein Bluthochdruck der Auslöser, wird mit blutdrucksenkenden Medikamenten behandelt. Bestehen Probleme mit dem Kiefergelenk oder den Kiefermuskeln, werden diese kieferorthopädisch therapiert. Ist eine Hörminderung die Ursache, kann ein Hörgerät Hilfe leisten. Bei einem Hörsturz wird in der Regel eine Infusionstherapie eingeleitet.

Schwieriger ist es, wenn kein eindeutiger Auslöser gefunden wird. In dem Fall sprechen Mediziner von idiopathischem Tinnitus. Dann ist das Ziel, die Beschwerden zu lindern und Wege zu finden, mit dem Tinnitus im Alltag zurechtzukommen. Am besten untersucht ist die kognitive Verhaltenstherapie. Auch wenn die Ohrgeräusche nicht verschwinden, so kann doch die Lebensqualität der Betroffenen teils deutlich verbessert werden. Spezielle Medikamente gegen Tinnitus gibt es derzeit nicht.

In vielen Fällen ist die Prognose gut. Laut der Deutschen Tinnitus-Liga e. V. verschwindet ein akuter Tinnitus bei rund 80 Prozent der Betroffenen im Verlauf der Behandlung oder auch ohne Behandlung weitgehend vollständig. Auch bei der chronischen Form (länger als drei Monate) gibt es Hoffnung: Über 70 Prozent der Betroffenen lernen im Verlauf der Zeit, mit den Ohrgeräuschen umzugehen und diese zu akzeptieren. Knapp 30 Prozent der Menschen verlieren ihren chronischen Tinnitus auch noch nach fünf bis zehn Jahren.