Ukraine-Liveticker: Ukraine und Russland wollen weitere Gefangenenaustausche

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Nach etwas mehr als einer Stunde sind die russisch-ukrainischen Gespräche in Istanbul zu Ende gegangen. Es sei, meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax, „ausführlich über das Thema der Austausche diskutiert worden“. Solche sind für beide Seiten ein Erfolg. Ein Austausch mit jeweils 1000 Kriegsgefangenen war Mitte Mai das einzige konkrete Ergebnis der ersten Runde der Verhandlungen gewesen.

Wladimir Medinskij, der Leiter der russischen Delegation, sagte, man sei übereingekommen, regelmäßig „alle“ schwerkranken und schwerverwundeten Gefangenen auszutauschen. Dafür sollten medizinische Kommissionen geschaffen werden. Zudem wolle man alle Gefangenen im Alter bis zu 25 Jahren austauschen. Insgesamt werde jede Seite mindestens 1000 Personen übergeben, womöglich bis zu 1200. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow, der Kiews Delegation leitete, bestätigte, dass diese Themen besprochen worden seien, nannte zunächst aber keine Details. 

Andrij Jermak, der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, sagte, man habe der russischen Delegation eine Liste mit den Namen Hunderter ukrainischer Kinder übergeben, die Russland deportiert habe und die zurückkehren müssten. Medinskij sagte, auf der ukrainischen Liste zu den Kindern stünden 339 Namen. Man werde jeden Fall prüfen und gegebenenfalls Familien wieder zusammenführen, doch aus dem Thema werde eine „Show für mitleidige Europäer“ gemacht. Es gebe keine entführten Kinder, sondern lediglich Kinder, die von den russischen Soldaten gerettet worden seien.

Umjerow äußerte, man habe sich nicht über eine Waffenruhe – wie sie Kiew und der Westen fordern und Moskau ablehnt – oder ein Treffen der Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Wladimir Putin verständigt. Doch sei man übereingekommen, die Leichname von jeweils 6000 Gefallenen auszutauschen. Medinskij sprach dagegen von einer „einseitigen Übergabe“ gefrorener Leichname von 6000 ukrainischen Soldaten. Russland habe der Ukraine Feuerpausen von zwei bis drei Tagen an einzelnen Frontabschnitten vorgeschlagen. Sie sollten dazu dienen, die Toten zu bergen. Da Russland angreife, gebe es auf dem Schlachtfeld mehr Leichname ukrainischer Soldaten. Üblicherweise tragen die Angreifer deutlich höhere Verluste als die Verteidiger.
 
Die ukrainische Seite, so Umjerow, habe von Russland ein Memorandum bekommen und werde es nun eine Woche lang studieren. In Anspielung auf die Drohnenangriffe auf russische Militärflughäfen vom Sonntag sagte Umjerow, wenn die Russen bereit wären zu einer Waffenruhe, wären die Kampfflugzeuge nicht in die Luft gesprengt worden. 

Medinskij sagte, das russische Memorandum sei der türkischen Seite übergeben worden – der Gastgeberin also. Es bestehe aus zwei Teilen. Im ersten gehe es darum, „wie ein echter, langfristiger Frieden zu erreichen ist“. Im zweiten gehe es um Schritte zu einer „vollwertigen Waffenruhe“, wobei verschiedene Varianten aufgezeigt würden. Bisher hatte Moskau für eine Waffenruhe Bedingungen genannt wie ein Ende der westlichen Waffenlieferungen für Kiew.