Potsdam soll zum Stanford von Europa werden

17

Hasso Plattner baut sein millionenschweres Engagement in Potsdam aus. Wie der 81 Jahre alte Milliardär, Gründer und einstige SAP-Chef am Montag erklärte, wird seine gemeinnützige Stiftung zusammen mit dem Land und der Stadt für die Universität Potsdam einen neuen Campus errichten. Er soll so schnell wie möglich gebaut und für Forschungs- und Bildungseinrichtungen der Extraklasse geöffnet werden. Die Kosten belaufen sich auf weniger als eine Milliarde aber mehr als hundert Millionen Euro.

„Was immer das kosten wird, die Stiftung kann das finanzieren“, sagte Plattner. Seine gemeinnützige Stiftung ist aufgrund des unternehmerischen Erfolgs des Softwarehauses SAP eine der reichsten Organisationen ihrer Art in Deutschland. Der Ausbau der Universität Potsdam sei ein Signal für Bildung, Offenheit und die Zukunftsfähigkeit Europas. „Was der große Mann in Washington macht, ist ja fürchterlich, und das bedrückt mich sehr. Noch mehr bedrückt mich, dass 37 Prozent der Amerikaner das nach wie vor unterstützen.“ Der Schaden für Wissenschaft, Forschung und Lehre sei derzeit noch gar nicht abzusehen. Potsdam sei ein Ort, „an denen Talente aus aller Welt frei denken, forschen und gestalten können“, sagte Plattner.

Oliver Günther, Präsident der Uni Potsdam, sagte: Die Stadt werde künftig ein Standort der weltweiten Spitzenforschung sein. Der nun anstehende Ausbau der Universität suche seinesgleichen. Er werde magnetische Wirkung entalten. Um das auch zu erreichen, wird der alte, ausgebrannte und lange schon leerstehende Gebäudekomplex auf dem Potsdamer Brauhausberg in den kommenden zehn Jahren um- und ausgebaut.

Der Gebäudekomplex auf dem Brauhausberg in Potsdam.
Der Gebäudekomplex auf dem Brauhausberg in Potsdam.Reuters

Vor dem Ersten Weltkrieg hatte der Komplex dem Militär gedient, nach dem Zweiten Weltkrieg der SED, im vereinten Deutschland saß Brandenburgs Landtag vorübergehend hier. Plattner nahm den Ort erstmals vor 25 Jahren in den Blick. Damals hatte er gerade den Plan gefasst, massiv in eine eigene Bildungseinrichtung zu investieren. Nun bringt er die Wissenschaft auf den Brauhausberg und gibt dem weiteren Ausbau der Universität einen Hunderte Millionen Euro schweren Impuls.

Campus für bis zu 6000 Studenten

Auf den neuen Campus für bis zu 6000 Studenten sollen vor allem jene Bereiche der Potsdamer Universität kommen, die bislang in Potsdam-Babelsberg angesiedelt sind. Dort steht auch das Hasso-Plattner-Institut. Das HPI gilt neben München, Aachen und Karlsruhe schon heute als eine von Europas führenden Software-Schulen, eine Kaderschmiede für IT-Talente.

Sie war von Plattner Ende der neunziger gegründet und seither mit Hunderten Millionen Euro ausgestattet worden. Am Institut sind derzeit 29 Professoren und tausend Studenten tätig. In den kommenden Jahren soll es am Standort Babelsberg vor allem im Bereich Künstliche Intelligenz weiter wachsen. Die Zahl der Professuren werde schon bald auf 34 erhöht, auch die Zahl der Studenten könne dann weiter steigen, sagt Plattner.

Das HPI in Potsdam-Babelsberg
Das HPI in Potsdam-Babelsbergdpa

Nach dem Vorbild der 1885 von einem Eisenbahnmagnaten gegründeten Stanford Universität und Plattners Vision arbeitet das HPI sehr alltags- und praxisbezogen. So gingen aus dem Institut schon mehr als 300 Start-ups hervor. Anders als in Stanford fallen für ein HPI-Studium allerdings keine Gebühren an. Daran werde sich auch künftig nichts ändern, verspricht Plattner.

Das In­stitut ist nach wie vor privat finanziert, aber als Fakultät der Universität organisiert. Während die Plattner-Stiftung die Professuren bezahlt, sind alle HPI-Studenten an der Uni imma­trikuliert, die auch die obligatorische Semestergebühr von 320 Euro kassiert. An amerikanischen Elite-Universitäten belaufen sich die Gebühren schnell und oft auf 30.000 bis 40.000 Dollar je Semester.

Plattner, der im Krieg am Rande von Potsdam geboren worden, im Westen aufgewachsen, 1972 einer der fünf Gründer von SAP und dann bis 2024 für den Vorstand und Aufsichtsrat des Konzerns tätig war, kennt beide Welten. Er hat jahrelang in Potsdam wie auch im kalifornischen Stanford gelehrt und geforscht.

So entwickelte er mit Studenten am HPI neuartige Datenbanksysteme, die für SAP heute zu tragenden Pfeilern des Geschäfts geworden sind. Dank seines auf mittlerweile 14 Milliarden Euro geschätzten Privatvermögens ist er einer der größten Mäzene und steckte weltweit hohe Beträge in Bildung und Kultur.

Die Plattner-Stiftung ist in 20 Ländern und 50 Projekten engagiert: Schulen im Kongo, Sozialeinrichtungen in Südafrika, Kunstmuseen in Deutschland, der Wiederaufbau Potsdams. Dabei schöpft die Stiftung aus gut gefüllten Kassen, enthält ihr Beteiligungsportfolio doch 40 Millionen Aktien von SAP. Allein dieses Paket hat derzeit einen Wert von 10 Milliarden Euro – und sichert jährliche Dividendeneinnahmen von 90 Millionen Euro. „Hoffentlich spuckt die SAP auch weiterhin so viel Geld aus wie bisher“, sagte Plattner.