Nachhaltigkeitskonferenz in Hamburg

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Der Rückzug der USA aus der internationalen Hilfe hat nach Angaben der neuen Entwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) „lebensbedrohliche Folgen“ für viele Menschen weltweit. Vor dem Hintergrund massiv gestiegener geopolitischer Spannungen und geschwächter internationaler Organisationen rief Alabali-Radovan bei der Eröffnung der Hamburger Nachhaltigkeitskonferenz am Montag zu verstärkter Zusammenarbeit auf. Sie warnte davor, dass Klimawandel, Konflikte und Hunger Millionen Menschen bedrohten und zur Flucht zwängen. Die Herausforderungen seien so groß wie nie, der Nutzen internationaler Zusammenarbeit werde weltweit aggressiv in Frage gestellt, so Alabali-Radovan.

Die Ministerin nutzte ihren Auftritt in Hamburg für scharfe Kritik an Israel. Was in Gaza zu sehen sei, sei eine „menschengemachte Katastrophe“. Jedes staatliche Handeln unterliege der Verhältnismäßigkeit, es könne kein militärisches Ziel sein, dass Kinder verhungerten. Die israelische Regierung müsse den Zugang für humanitäre Hilfe dauerhaft ermöglichen.

Die Hamburger Nachhaltigkeitskonferenz fand zum zweiten Mal statt; initiiert wurde sie 2024 unter der Ampel-Regierung. Bei der Eröffnung sagte Olaf Scholz (SPD), es solle ein Signal zur Aufholjagd ausgehen in Bezug auf die Ziele der Weltgemeinschaft für eine nachhaltige Entwicklung. Bis 2030 sollten unter anderem die extreme Armut sowie Hunger und Unterernährung verschwinden. Schon länger ist klar, dass die meisten Ziele unerreichbar sind. Zuletzt aber hat sich die Lage in vielen Entwicklungsländern massiv verschlechtert. Es fehlt an Geldern und Perspektiven, nicht zuletzt in Folge der Abwicklung der Hilfsorganisation USAID unter Donald Trump.

Sparkurs und Zölle treffen die Ärmsten

Zu beobachten sei ein massiver Abzug von Geldern in der internationalen Zusammenarbeit zu einer Zeit, in der es mehr denn je davon brauche, sagte der Leiter der UN-Entwicklungsprogramms UNDP, Achim Steiner. In Bezug auf den von den USA losgetretenen Zollkonflikt warnte er, dieser treffe vor allem die Ärmsten. Rebecca Greenspan von der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung, UNCTAD, warnte, die 40 am wenigsten entwickelten Staaten der Welt würden durch die von den USA erhobenen Zölle massiv beschädigt, obwohl sie nur einen Bruchteil zum Handelsdefizit Amerikas beitrügen.

Die Nachhaltigkeitskonferenz setze den Attacken gegen die „regelbasierte Ordnung“ etwas entgegen, sagte Alabali-Radovan; in Hamburg träfen sich „die Weltoffenen“. Viele Teilnehmer betonten, wie wichtig es sei, in diesen Zeiten miteinander zu sprechen. Allerdings bleibt offen, welche konkreten Ergebnisse daraus folgen. Verabschiedet wurde am Montag etwa eine Erklärung für eine nachhaltige Nutzung von Künstlicher Intelligenz, dabei handelt es sich allerdings nur um eine Absichtserklärung.

Trump habe die internationalen Spielregeln gewaltig geändert, deswegen gebe es jetzt die Haltung: jetzt erst recht, sagte der Hamburger Unternehmer Michael Otto, dessen Stiftung die Konferenz mitfinanziert. Er verwies darauf, dass in diesem Jahr Menschen aus noch mehr Ländern teilnahmen als im Vorjahr. Laut den Organisatoren waren es rund 1600 Teilnehmer aus mehr als 110 Staaten. Notwendig sei es nun, „vom Reden zum Handeln“ zu kommen, so Otto.