Jahr für Jahr fließen aus Brüssel Milliarden in die deutsche Landwirtschaft. Im Jahr 2024 kamen hiesigen Empfängern 6,5 Milliarden Euro an EU-Subventionen zugute. Nun liegen die aktuellen Zahlen für 2023/24 der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung vor. Eine Aufschlüsselung des Portals Proplanta zeigt, dass am üppigen Fördertisch dabei längst nicht nur Landwirte sitzen. Die größten Summen flossen an die öffentliche Hand, Institutionen und Genossenschaften.
Der größte Einzelempfänger im Jahr 2024 war demnach der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) in Sachsen-Anhalt. 37 Millionen Euro flossen dorthin. Laut LHW wird der Großteil für den Wiederaufbau nach Naturereignissen sowie für den Hochwasserschutz, etwa die Deichrückverlegung, eingesetzt. Das Bayerische Landwirtschaftsministerium, das 9,2 Millionen Euro erhielt, teilte mit, das Geld für „Technische Hilfe“ zu nutzen – vor allem für Programmierer und externes Personal zur Förderabwicklung.
Mitunter fließt aber auch Geld von Institutionen wieder an die Bauern zurück, jedenfalls von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG), die 2024 stattliche 28 Millionen Euro erhielt. Das Geld fließe als Beihilfe an Freilandobst- und Hopfenbetriebe, teilt man mit.
Unter den Subventionsempfängern finden sich neben Institutionen auch Unternehmen, etwa der Zuckerproduzent Südzucker AG, der gut eine Million Euro erhielt, oder RWE Power mit rund 480.000 Euro.
Gelder aus der ersten und zweiten Säule
Hintergrund der Subventionen ist die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU, die sich auf zwei Säulen stützt. Die erste Säule, das Hauptinstrument der Förderung, besteht hauptsächlich aus Direktzahlungen an Landwirte – je Hektar landwirtschaftlicher Fläche. Sie dienen als Einkommensstütze und entgelten die Einhaltung strenger EU-Standards. Rund 75 Prozent der Agrarfördermittel werden so ausgeschüttet, was jährlich etwa 4,4 bis 4,6 Milliarden Euro entspricht.
Die zweite Säule der GAP legt den Fokus stärker auf Nachhaltigkeit und den ländlichen Raum. Hier werden unter anderem Ökolandbau, Klima- und Umweltschutzprogramme, benachteiligte Regionen und Investitionen in die Infrastruktur gefördert. Diese Mittel machen rund ein Viertel der gesamten Förderung aus, werden aber nur ausgezahlt, wenn Deutschland auf Bundes-, Länder- und Kommunalebene mitfinanziert. Entscheidend für die Höhe der Förderung ist die bewirtschaftete Fläche: Mehr Hektar bedeuten mehr Geld – ein Umstand, von dem große Betriebe besonders profitieren. Doch um kleine und mittlere Höfe zu stärken, hat die EU die sogenannte Umverteilungsprämie eingeführt. Für die ersten 60 Hektar eines Betriebs gibt es einen Zuschlag, erst ab der darüber liegenden Fläche sinkt die Unterstützung je Hektar.
Die Schere geht dennoch auseinander: Durchschnittlich erhielt ein kleiner Betrieb laut Proplanta-Auswertung im vergangenen Jahr 11.000 Euro, ein größerer Haupterwerbsbetrieb 37.000 Euro. Juristische Personen wie Firmen kamen auf 278.000 Euro. Insgesamt gab es 2024 rund 255.000 landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland. 191 von ihnen erhielten je mehr als eine Million, zwölf sogar mehr als fünf Millionen Euro. Meist sind diese Großbetriebe Erzeugergemeinschaften, zum Beispiel für Obst oder Gemüse, oder Agrargenossenschaften.
Hochsubventionierte Gebiete befinden sich in den ostdeutschen Flächenländern, aber auch in Teilen Niedersachsens und Schleswig-Holsteins. Deutschland zählt zu den größten Empfängern der EU-Agrarsubventionen, da die bewirtschaftete Fläche der Länder über die Höhe der Gelder entscheidet. Die Agrarzahlungen machen etwa ein Drittel des EU-Haushalts aus. Seit 2015 müssen die Mitgliedstaaten offenlegen, wohin die Mittel fließen.