Nagelsmanns DFB-Elf will gegen Portugal ins Finale

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Mit Portugal wartet auf Deutschland in der Nations League ein schwerer Gegner. Gerade auch, weil dem Bundestrainer wichtige Spieler fehlen.

Aus München berichtet Benjamin Zurmühl

Leicht hat es Julian Nagelsmann nicht. Vor dem Nations-League-Halbfinale gegen Portugal (am Mittwoch ab 21 Uhr im t-online-Liveticker) gibt es viele personelle Fragen rund um die Nationalmannschaft. Da wäre Stammtorwart Marc-André ter Stegen, der gerade erst von einer Verletzung zurück ist und laut spanischen Medien beim FC Barcelona womöglich zur Nummer zwei degradiert wird. Außerdem sind da die Ausfälle im Defensivzentrum von Abwehrchef Antonio Rüdiger und Vertreter Nico Schlotterbeck. Die Absage von Mittelfeldhoffnung Angelo Stiller. Die ausbaufähige Spielpraxis von EM-Stammspieler Robert Andrich. Die monatelange Verletzung von Torjäger Tim Kleindienst. Das Trio um Nadiem Amiri, Jonathan Burkardt und Yann Aurel Bisseck, das sich nach der Nominierung verletzte. Kai Havertz und Jamal Musiala, für die es nach ihren Verletzungen nicht gereicht hat. Oder Florian Wirtz, der aufgrund seines bevorstehenden Wechsels nach Liverpool medial täglich Thema ist.

Eine ruhige und ideale Vorbereitung auf die “Mini-EM”, wie das Final Four der Nations League von DFB-Seite auch gern genannt wird, sieht anders aus. Doch an dem Ziel, den 7,5 Kilogramm schweren und 71 Zentimeter großen Pokal am Sonntagabend in den Münchner Nachthimmel zu strecken, ändert das nichts.

“Wir wollen jetzt dahin kommen, gemeinsam Titel zu gewinnen. Das ist für uns als Gruppe sehr wichtig”, betonte Julian Nagelsmann auf der Pressekonferenz vor dem Spiel. Ein Erfolgserlebnis als Teaser für das, was in einem Jahr bei der WM in Mexiko, Kanada und den USA folgen soll. Schon vergangene Woche hatte er das Beispiel Spanien hinzugezogen, um die Bedeutung der Nations League klarzumachen. Die Iberer hatten die vergangene Ausgabe gewonnen und “extrem ausgelassen gejubelt”. Nagelsmanns Erkenntnis: “Die spanische Mannschaft hat begriffen, wie bedeutungsvoll die Nations League sein kann.” Ein Jahr später gewann sie die Europameisterschaft in Deutschland.

Um den Titel zu gewinnen, muss die DFB-Auswahl am Mittwoch in München an Portugal vorbei. Mit welcher Elf Bundestrainer Nagelsmann das schaffen will, wollte er noch nicht verraten. Neun von elf Plätzen seien aber schon vergeben. “Wenn sie (die Spieler, Anm. d. Red.) aufgepasst haben im Training, wissen sie, dass sie spielen”, sagte der 37-Jährige. Leon Goretzka, der neben Nagelsmann auf der Pressekonferenz saß, entgegnete schmunzelnd: “Ich habe aufgepasst.” Neben Goretzka haben auch Torwart Marc-André ter Stegen, Kreativspieler Florian Wirtz und Kapitän Joshua Kimmich ihren Platz sicher. Zudem ist Jonathan Tah im Abwehrzentrum gesetzt, neben ihm spielt voraussichtlich der wiedererstarkte Waldemar Anton.

Zu den zwei offenen Positionen zählte am Dienstag die Stürmerposition. Nick Woltemade und Niclas Füllkrug sind die Kandidaten. Beide hätten “gut trainiert”, betonte der Bundestrainer, ergänzte dann aber: “Klar, Fülle ist im Training vielleicht etwas präsenter, weil er schon länger dabei ist und alle kennt. Ich finde es aber auch gut, dass Nick eine gesunde Demut hatte in den ersten Einheiten.” Ein Entweder-oder wollte der Bundestrainer aber nicht als einzige Option sehen. “Vielleicht spielen wir auch mit beiden, das kann auch sein. Lasst euch überraschen!”, gab er sich geheimnisvoll.

Etwas redseliger war Nagelsmann bei der Frage nach seiner Erwartung an den Gegner aus taktischer Sicht. “Sie haben eine riesige Stärke im eigenen Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte. Sie zocken extrem viel, da ist schon viel Freestyle. Man kann sie nicht in eine Schablone pressen”, erklärte er.

Von seiner Mannschaft erwartet er defensiv volle Aufmerksamkeit. “Sie (Portugal, Anm. d. Red.) haben einfach gute Momente, wo sie das Spiel beschleunigen. Das ist das Gefährlichste, sie ziehen viele Spieler aus deiner Kette, weil du das Gefühl hast, du musst Druck auf den Ball machen, und dann gehen sie mit viel Tempo in die Lücke rein”, analysierte er.