Wundbehandlung: Was bringen silberhaltige Wundauflagen?

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Silberhaltige Wundauflagen enthalten Silber in Form von winzigen Partikeln. Silber wirkt antibakteriell und soll Entzündungen vorbeugen. Stimmt das?

Silberhaltige Wundauflagen werden zur Behandlung infizierter oder infektionsgefährdeter Wunden eingesetzt. Silber hat eine antiseptische Wirkung und kommt in Form von Silberionen oder Silberverbindungen zum Einsatz. Die sterile Wundauflage wird direkt auf die Wunde gelegt. Wer kann von der Silber-Wundversorgung profitieren?

Silber wird in Form von mineralischem Silber, anorganischen Silberkomplexen, Silberionen oder nanokristallinem Silber zur Wundbehandlung eingesetzt. Es ist antimikrobiell und wirkt gegen Bakterien, Pilze und einige Viren. Es zerstört beispielsweise die Zellwände von Bakterien, greift in ihren Stoffwechsel ein und tötet diese dadurch ab.

Dadurch lässt sich Entzündungsprozessen im Wundbereich entgegenwirken. Wundauflagen mit Silber können sowohl bei akuten Verletzungen genutzt werden als auch chronische und schlecht heilende Wunden vor Infektionen schützen.

Im klinischen Umfeld werden silberhaltige Wundauflagen unter anderem eingesetzt bei:

  • chronischen Wunden, beispielsweise beim diabetischen Fußsyndrom, einem Druckgeschwür (Dekubitus) oder einem offenen Bein (Ulcus cruris)
  • Verbrennungen
  • Wunden mit hohem Infektionsrisiko
  • postoperativen Wunden mit Entzündungsanzeichen

Bei größeren Wunden wirkt das eingesetzte Silber nicht nur Mikroorganismen entgegen, sondern fördert zudem ein sauberes Wundmilieu. Es reduziert Geruchs- und Sekretbildung der Wunden. Silberhaltige Auflagen können zudem gegen resistente Bakterien wie MRSA Anwendung finden.

Auch für den privaten Gebrauch gibt es silberhaltige Wundpflegeprodukte – von Pflastern über Auflagen bis hin zu Verbänden. Diese sind rezeptfrei in Apotheken und online erhältlich. Sie eignen sich vor allem zur Behandlung kleiner Wunden, etwa einer Schnittwunde, einer kleinen Verbrennung oder einer oberflächlichen Schürfwunde. Zwingend notwendig sind sie nicht. Studien zeigen, dass Silber die Heilung bei frischen, unkomplizierten Wunden nicht verbessert.

Für kleine Alltagswunden ist die klassische 3-Schritte-Behandlung in der Regel ausreichend:

  • Reinigen
  • Desinfizieren
  • Schützen

Die kleine Wunde zunächst unter kaltem Wasser vorsichtig reinigen, um Schmutz zu entfernen. Dann die Wunde mit einer Wunddesinfektion behandeln, um Erreger abzutöten. Die ersten beiden Schritte helfen, einer Entzündung der Wunde vorzubeugen. Zum Schluss schützt ein Pflaster die Wunde vor Verschmutzungen, Reibung und Stößen. Bei größeren Verletzungen sollte die Wundversorgung immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.

Es ist möglich, kleine Wunden nach dem Desinfizieren bei Bedarf dünn mit einer freiverkäuflichen Wundsalbe aus der Apotheke zu versorgen. Dieser Schritt ist optional. Die Salbe hält die Haut feucht und geschmeidig, was die Heilung fördert. Wundsalben enthalten heilungsfördernde Wirkstoffe wie Dexpanthenol, Hyaluron oder Zink sowie antiseptische Wirkstoffe, etwa Silber, Chlorhexidin, Octenidin oder Povidon-Jod.

Wichtig ist, im Rahmen der Wundhygiene den Wundverband beziehungsweise das Pflaster regelmäßig zu wechseln und beim Wechsel die Wunde erneut zu desinfizieren. Eine gute Wundversorgung ist nicht nur das A und O für die Wundheilung – sie senkt zudem das Narbenrisiko.

Silberhaltige Wundauflagen helfen, einer Wundinfektion vorzubeugen oder diese zu behandeln. Sie beschleunigen nicht die Heilung. Auch sollten sie nicht dauerhaft angewendet werden, da sie bei längerer Benutzung das Wachstum gesunder Hautzellen hemmen können.

Eine silberhaltige Wundversorgung ist nicht für trockene Wunden geeignet. Silber benötigt Feuchtigkeit zur Aktivierung. Zeigt die Wunde bereits Wundschorf und ist sie verschlossen, kann man auf den Einsatz von Silber verzichten. Zudem ist es kein Narbenmittel: Silber kann helfen, die Narbenbildung zu minimieren, wenn die Wundheilung gestört oder infiziert ist – also indirekt. Auf die Narbenbildung ist bei gesunder Wundheilung kein Effekt zu erwarten.

Es ist nicht auszuschließen, dass bei empfindlichen Menschen allergische Reaktionen auftreten oder es bei langfristiger Anwendung zu bleibenden Hautverfärbungen (Argyrie) kommt – was aber sehr selten ist. Ebenso kann es unter Umständen passieren, dass Bakterien bei unsachgemäßer Langzeitanwendung auch gegenüber Silber unempfindlicher werden.

Kleine Wunden heilen in der Regel nach wenigen Tagen komplikationslos ab. Wundheilungsstörungen sind dennoch nicht vollständig auszuschließen. Zum Arzt sollte man gehen, wenn folgende Warnzeichen einer gestörten Wundheilung auftreten:

  • Rötungen
  • Schwellungen
  • Überwärmung
  • Pochen
  • starkes Nässen
  • wiederkehrendes Bluten
  • gelbliche Sekretbildung (Eiter)
  • unangenehmer Geruch
  • Fieber

Auch sollte man nach einem Tierbiss oder wenn Schmutz in die Wunde gelangt ist, der sich nicht abspülen lässt, eine ärztliche Praxis für die Wundversorgung aufsuchen. Ebenso sollte man den Impfausweis mitnehmen und den Tetanus-Schutz überprüfen lassen. Gegebenenfalls ist eine Auffrischungsimpfung notwendig.