Eine recht gute Entwicklung des Auftragseingangs im April und der Inlandsnachfrage stärken die Hoffnung auf eine konjunkturelle Wende zum Besseren. Die Industrieunternehmen zogen nach Angaben des Statistischen Bundesamts im April 0,6 Prozent mehr Aufträge an Land als im Vormonat. Nach dem starken Anstieg um 3,4 Prozent im März werteten Volkswirte das abermalige Plus als Erfolg. Hinter den Zahlen verberge sich möglicherweise eine Trendwende für die Industrie, kommentierte Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg LBBW. „Es tut sich was“, schrieb Ralph Solveen von der Commerzbank in einer Kurzanalyse.
Im Dreimonatsvergleich, der den Auftragstrend besser abbildet, stiegen die Bestellungen um 0,5 Prozent. Ohne Großaufträge stieg der Auftragseingang in diesem Vergleich um 1,3 Prozent. Das zweite Auftragsplus nacheinander deutet darauf hin, dass die Bestellungen nicht nur eine Reaktion auf den Zollschock sind, den der amerikanische Präsident Donald Trump ausgelöst hatte. Viele der Aufträge im März galten als Teil eines Vorzieheffekts, weil amerikanische Kunden noch schnell versuchten, vor weiteren Zollerhöhungen Waren in Deutschland einzukaufen.
Die Statistik zeigt, dass es diesen Vorzieheffekt vor allem bei pharmazeutischen Waren und bei Konsumgütern gegeben hat. Im April legten nun aber vor allem die Aufträge aus dem Inland um 2,2 Prozent zu, während die Aufträge von außerhalb des Euroraums um 0, 9 Prozent zurückgingen. Bestellungen aus dem Euroraum stiegen um 0,5 Prozent. Der zunehmende Auftragseingang aus dem Inland und aus Europa spiegelt eine größere wirtschaftliche Aktivität hierzulande. Aus dem Inland stieg vor allem die Nachfrage nach Investitionsgütern.
Das Bundeswirtschaftsministerium blieb dennoch vorsichtig. Angesichts der handelspolitischen Unsicherheit und der gedämpften Unternehmensstimmung bleibe abzuwarten, ob die Industrienachfrage im Verlauf des zweiten Quartals insgesamt weiter zulegen könne, hieß es.
Besonders stark legten im April die Aufträge für Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse zu. Mehrere Großaufträge trieben das Volumen hier um 21,5 Prozent in die Höhe. Stark um 7,1 Prozent stiegen zudem die Bestellungen im Bereich sonstiger Fahrzeugbau, was eine weiterhin starke Nachfrage nach militärischen Fahrzeugen anzeigt.
Weitere Angaben des Statistischen Bundesamtes zur Lohnentwicklung bestätigen derweil die Tendenz, dass der starke Zuwachs des vergangenen Jahres sich deutlich abschwächt. Im Zeitraum von Januar bis März lagen die Löhne danach um 3,6 Prozent höher als vor einem Jahr. Das war der schwächste Anstieg seit dem Jahr 2022. Bereinigt um die Inflationsrate von 2,3 Prozent, lagen die Reallöhne nur noch 1,2 Prozent höher als vor einem Jahr. Als Grund für die nur noch moderate Entwicklung vermuten die Statistiker unter anderem den Wegfall der steuerlich begünstigten Inflationsausgleichsprämie.