Zu sehr zu mir geworden

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“Polizeiruf”-Abgang mit Nachwirkungen

Wenn die Rolle der Realität zu nahe kommt


Aktualisiert am 05.06.2025 – 17:05 UhrLesedauer: 2 Min.

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Charly Hübner: Der Schauspieler war lange als Kommissar im TV zu sehen. (Quelle: Hannes Magerstaedt/Getty Images)

Mehr als zehn Jahre spielte Charly Hübner den Kommissar Bukow im “Polizeiruf 110”. Als die letzte Klappe fiel, endete zwar seine Drehzeit – doch nicht die Rolle.

Für Schauspieler Charly Hübner war der Rostocker “Polizeiruf 110”-Ermittler Alexander Bukow mehr als nur eine Rolle. “Irgendwann habe ich gemerkt, dass Bukow viel zu sehr zu mir geworden ist, und das passt nicht in das Konzept, das ich von meinem Beruf habe”, sagt er im Interview mit dem “Playboy”.

Hübner beschreibt, wie die intensive Beschäftigung mit der Figur über Jahre hinweg ihre Spuren hinterlassen habe – psychisch wie körperlich. Es sei irgendwann “genauso anstrengend [gewesen], mich wieder von der Figur weg zu mir selbst zu bewegen”, so der 52-Jährige.

Wie sehr sich die Figur Bukow in Hübners Alltag eingenistet hatte, merkte er erst nach seinem Ausstieg. Es dauerte ein ganzes Jahr, bis er sich von ihr befreien konnte, wie er erklärt: Bis dahin hatten ihn Eigenheiten begleitet, die gar nicht zu ihm gehörten – aber sich unbemerkt eingeschlichen hatten.

“Das Gehen zum Beispiel, er hatte so einen Boxergang”, erzählt Hübner. Auch sagt er: “Und dieses Muffige, seine Kargheit, bestimmte Ticks, die sich in mein Unterbewusstsein geschlichen haben.”

Am 9. Januar 2022 war Schluss. In der Folge “Keiner von uns” verabschiedete sich Kommissar Alexander Bukow aus Rostock – und mit ihm Charly Hübner aus dem “Polizeiruf 110”. Zwölf Jahre lang prägte er die Krimireihe in der ARD, Seite an Seite mit Anneke Kim Sarnau als Ermittlerin Katrin König. Der Abgang war leise, der Nachhall laut. Für das Publikum – und für Hübner selbst.