Ralf Rangnick | Nach Frontalangriff: Die WM-Mission mit dem ÖFB startet

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Noch vor wenigen Wochen musste Ralf Rangnick beim ÖFB einen Frontalangriff abwehren. Seine Zukunft als Nationalcoach schien fraglich. Jetzt hat er Tatsachen geschaffen.

In diesen Tagen darf Ralf Rangnick endlich wieder das machen, was er am liebsten tut. In Seefeld arbeitete der österreichische Nationaltrainer mit seinen Spielern zusammen und bereitete die Mannschaft auf ihr Auftaktspiel bei der WM-Qualifikation vor. Am Samstag (20.45 Uhr) empfängt das ÖFB-Team dazu im Ernst-Happel-Stadion in Wien Rumänien.

Damit startet für Rangnick die Mission WM 2026. Zum bislang letzten Mal war der Alpenstaat vor 27 Jahren bei einer WM-Endrunde 1998 in Frankreich dabei. Mit der Teilnahme an dem Turnier in den USA, Kanada und Mexiko will Rangnick nun sich und ganz Österreich einen Lebenstraum erfüllen. Nur darauf soll ab sofort der komplette Fokus liegen. In den vergangenen Wochen und Monaten war das allerdings nicht immer so.

Leopold Querfeld, Ralf Rangnick, Xaver Schlager (v.l.): Die österreichische Nationalelf will mit ihrem deutschen Teamchef zur WM.Vergrößern des Bildes
Leopold Querfeld, Ralf Rangnick und Xaver Schlager (v.l.n.r.): Die österreichische Nationalelf will mit ihrem deutschen Teamchef zur WM. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto/EXPA/Groder)

Nach dem verpassten Aufstieg in der Nations League musste der 66-Jährige beim österreichischen Verband zuletzt turbulente Zeiten mit zahlreichen Störfeuern miterleben. Aus sehr vielschichtigen Gründen stand zwischenzeitlich öffentlich infrage, ob er bei der WM-Qualifikation überhaupt noch als Teamchef auf der Bank sitzen würde. Von “Sport Bild” wurde zwischenzeitlich sogar bereits über den mittlerweile beim VfL Wolfsburg entlassenen Ralph Hasenhüttl als sein möglicher Nachfolger spekuliert.

Die Erfolge und all die Euphorie, die er mit der EM-Teilnahme im vergangenen Sommer noch entfachen konnte, schienen keine Rolle mehr zu spielen. Inmitten eines Machtkampfes, der seit Jahren im Verband tobt, geriet plötzlich auch Rangnick in die Kritik.

Interimspräsident Wolfgang Bartosch sagte dem Nachrichtenmagazin “Profil”, Rangnick sei “sehr schwierig” und “unberechenbar”. Dessen Vize Johann Gartner kritisierte Rangnicks vermeintlich ausrechenbare Spielweise und fehlende Ideen. Der sportliche Erfolg habe vieles kaschiert, die Stimmung habe sich aber gedreht. Wer Rangnick kennt, weiß, dass der erfahrene Fußballlehrer eine derart heftige Kritik normalerweise nicht einfach so auf sich sitzen lassen kann.

Einige österreichische Führungsspieler um Kapitän und Ex-Bayern-Spieler David Alaba fürchteten nicht ohne Grund, dass Rangnick deshalb beim ÖFB hinschmeißen könnte, und sprangen ihm demonstrativ öffentlich zur Seite. “Wir haben gar kein Verständnis dafür, wenn unser Teamchef aus den eigenen Reihen so attackiert wird”, sagte Alaba. Sein Nationaltrainer sei überhaupt nicht schwierig, so der Ex-Bayern-Profi weiter. “Wenn das schwierig ist, dann wünsche ich mir, dass der neue Präsident auch schwierig wird.”

Rangnick ließ diese Frontalangriffe auf ihn wohl nur deshalb unkommentiert an sich abprallen, weil beide mittlerweile schon nicht mehr im Amt sind. Nach t-online-Informationen waren beide aufgrund der Wucht, die ihre offenbar etwas unbedacht dahingesagten Worte in der Öffentlichkeit entfalteten, sogar selbst überrascht. Zumindest Bartosch hat sich dafür mittlerweile auch bei Rangnick entschuldigt.

Am 18. Mai wurde nun Josef Pröll zum neuen ÖFB-Präsidenten gewählt – ein ehemaliger Politiker. Mit ihm sollen nun endlich wieder professionelle Strukturen und Arbeitsbedingungen geschaffen werden – so zumindest die Hoffnung. Ansonsten könnte es schwierig bis unmöglich werden, Rangnick davon zu überzeugen, die Mission WM 2026 noch länger anzuführen.

Fürs Erste ist das aber offenbar gelungen, wie Rangnick nun zumindest indirekt bestätigte. “Wenn man sich Sorgen machen müsste, wäre ich ja schon gar nicht mehr hier”, sagte er im Interview mit den “Salzburger Nachrichten”. “Für mich ist klar, dass ich die WM-Quali und hoffentlich auch die Weltmeisterschaft für Österreich auf jeden Fall noch machen werde. Und alles, was danach kommt, werden wir sehen.” Also alles wieder leiwand, wie die Österreicher für “toll” sagen?

An anderen attraktiven Optionen mangelt es Rangnick nicht gerade. Auch das spielte zweifellos eine Rolle bei der in den vergangenen Monaten entstandenen Unruhe um ihn beim ÖFB. Schon vor knapp einem Jahr wollte ihn der FC Bayern als Nachfolger für den entlassenen Cheftrainer Thomas Tuchel unbedingt verpflichten. Rangnick überlegte lange, sagte den Münchnern im letzten Moment aber doch noch ab – auch, weil er die österreichische Nationalelf unmittelbar vor der EM damals nicht im Stich lassen wollte.