Schön seit längerem verärgern Gelbhaubenkakadus die Australien, weil die Vögel Mülltonnen öffnen und nach Essensresten durchwühlen. Jetzt haben die Vögel etwas Neues gelernt: Die hübschen Papageien öffnen Trinkbrunnen, die für Menschen gedacht sind. Dabei müssen die Kakadus einen Griff drehen und halten, damit Wasser heraussprudelt – ein Vorgang, für den sie Krallen, Schnabel und Körpergewicht koordinieren müssen.
Ein Forschungsteam um die Verhaltensbiologin Barbara Klump von der Universität Wien hat die Vögel mit Hilfe von Kameras beobachtet. Sie erscheinen meist bei Sonnenauf- oder -untergang an den öffentlichen Brunnen und tüfteln. Klump forscht bereits seit Jahren zu Gelbhaubenkakadus (Cacatua galerita). Dem Wissenschaftsmagazin „Science“ sagte sie: „Sie sind so innovativ und gut im Problemlösen, dass sie letzten Endes immer Lösungen finden.“ Dabei sind nicht alle Kakadus gleich erfolgreich.
Hirn statt Muskelkraft
Von 525 beobachteten Versuchen, einen Brunnen zu knacken, gelang es den Tieren nur in 52 Prozent der Fälle – unter anderem, weil Artgenossen störten, wie das Team im Fachjournal „Biology Letters“ berichtet. Aber fast die Hälfte der markierten Tiere hatte den Dreh letztlich raus. Im Unterschied zur Mülltonnen-Öffnungstechnik, die Kakadus in ganz Sydney beherrschen, blieb die Brunnennutzung bislang lokal begrenzt. Warum, ist unklar – die Biologen vermuten, es könne daran liegen, dass die Wasserhähne an den Trinkbrunnen von Stadtbezirk zu Stadtbezirk unterschiedlich sind. Der Kniff lässt sich daher nicht überall anwenden.
Im Gegensatz zur den Mülltonnen, die vor allem kräftige Männchen öffnen können, zeigt sich bei den Brunnen kein Unterschied zwischen den Geschlechtern. Offenbar sei körperliche Stärke beim Wasserzapfen weniger entscheidend, vermuten die Forscher.
Warum so ein Aufwand?
Warum trinken die Kakadus nicht einfach aus Pfützen und anderen frei verfügbaren Wasserquellen? Es ist schließlich anstrengend, die Wasserspender zu bedienen. Hitze und Trockenheit sind wohl nicht der Auslöser: Es kamen an kühlen wie an heißen Tagen etwa gleich viele Tiere, unabhängig davon ob Bäche oder Tümpel ausgetrocknet waren oder nicht. Vielleicht schmeckt das Wasser aus der Leitung einfach besser – oder die Brunnen bieten mehr Sicherheit vor Feinden. Für eindeutige Antworten seien weitere Studien nötig, hieß es.
Sicher ist: Die Kakadus entwickeln immer wieder neue Tricks, um sich an das Leben in der Großstadt anzupassen – und beobachten dabei genau, was ihre Artgenossen so anstellen. Was als spontaner Einfall beginnt, verbreitet sich so schnell unter den Vögeln. Sozusagen als Trend, oder wie die Wissenschaftler sagen würden: Kultur.