Frankreich erwartet historischen Meeres-Gipfel der Staatschefs

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Die Weltmeere werden immer wärmer, saurer und dreckiger: Um über einen besseren Schutz der Ozeane zu beraten, kommen ab Montag Vertreter von 130 Ländern sowie Aktivisten, Unternehmenschefs und Geldgeber zur dritten UN-Ozeankonferenz zusammen. Die deutsche Delegation wird von Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) geleitet.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat etwa 50 Staats- und Regierungschefs eingeladen. Die alle vier Jahre stattfindende UN-Ozeankonferenz gilt als wichtigster internationaler Gipfel für den Meeresschutz. Deutschland will sich insbesondere dafür einsetzen, möglichst bald Schutzgebiete auf Hoher See einzurichten, Plastikmüll in den Meeren zu verringern und ein Moratorium für Tiefseebergbau durchzusetzen.

„Weltweit sind Meere in einem schlechten Zustand“, erklärt das Bundesumweltministerium. „Ihre natürlichen Funktionen sind durch Plastikmüll, Überfischung, den Eintrag von Chemikalien und die Auswirkungen des Klimawandels massiv eingeschränkt.“. Minister Carsten Schneider (SPD) will zum Auftakt der Konferenz gemeinsam mit dem Extremsegler Boris Herrmann für mehr Meeresschutz werben. Schneider nehme gemeinsam mit Herrmann an der Jungfernfahrt des Forschungsschiffs „Malizia Explorer“ teil.

Neben einer bereits weitgehend ausgehandelten Erklärung zum Schutz der Ozeane sollen die Staaten eine Liste von Selbstverpflichtungen vorlegen. Der Umweltminister will mehrere Maßnahmen vorstellen, um den Schutz der Meere voranzutreiben, etwa den Einsatz gegen Plastikmüll, das Werben für eine „vorläufige Pause“ beim Tiefseebergbau und die Einrichtung von Meeresschutzgebieten auf Hoher See. Deutschland will außerdem sein Programm zur Bergung und Vernichtung von Altmunition aus den beiden Weltkriegen in der Nord- und Ostsee vorstellen.

Plastikmüll am Mittelstrand, nördlich von Beirut.
Plastikmüll am Mittelstrand, nördlich von Beirut.dpa

Vom Tagungsort in Nizza sind es nur wenige Schritte zur Küste des Mittelmeeres, das zu den am stärksten verschmutzen Meeren weltweit zählt. Im vergangenen Sommer wurde im Mittelmeer eine historische Höchsttemperatur von 28,9 Grad gemessen. Die steigenden Meerestemperaturen sind eine Folge der Erderwärmung.

Gegenüber den Zeitungen der Mediengruppe Bayern sagte der Kieler Klimaforscher Mojib Latif vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung GEOMAR und Präsident des deutschen Club of Rome: Der Trend der Meereserwärmung sei kurzfristig nicht zu stoppen. Er sei „eher skeptisch“, was zählbare Ergebnisse der UN-Konferenz angeht. Ähnlich sei die Situation beim Plastikmüll, so Latif: „Das riesige Plastik-Problem ist meiner Meinung nach nur noch mit Verboten in den Griff zu bekommen. Dem stehen aber mächtige Lobby-Interessen, nicht zuletzt der mächtigen Ölindustrie, und die betreffenden Länder entgegen. Denn der Grundstoff für Plastik ist nun mal Rohöl.“

Frankreich hat als Ziel ausgegeben, dass die Nizza-Konferenz für den Schutz der Ozeane ähnlich bedeutend wird, wie es die Pariser Klimakonferenz 2015 für den Kampf gegen die Erderwärmung war. Derzeit stehen nur etwa acht Prozent der Weltmeere unter Schutz. Mit der Konferenz in Nizza könnte die Schwelle von zehn Prozent überschritten werden, hofft das französische Umweltministerium.

Zu den großen Abwesenden bei der UN-Ozeankonferenz zählen allerdings die USA, die erstmals keine Regierungsdelegation schicken. Präsident Donald Trump hatte erst Ende April ein Dekret zum umstrittenen Tiefseebergbau in internationalen Gewässern unterzeichnet.

Wissenschaftler und Umweltschützer warnen vor Artenverlusten und irreversiblen Schäden für die Ökosysteme durch das Schürfen nach Rohstoffen am Meeresgrund. Bislang unterstützen lediglich etwa 30 Länder ein Moratorium für Tiefseebergbau, darunter Deutschland.

Frankreichs Präsident Macron hofft darauf, dass bis Ende des Jahres 60 Staaten das 2023 beschlossene Hochseeabkommen ratifizieren, damit dieses in Kraft treten kann. Bislang sind es erst 28 Länder und die EU. Das Abkommen soll unter anderem das Einrichten von Schutzgebieten auf hoher See ermöglichen, die bislang als rechtsfreier Raum galt.

Meere und Ozeane spielen eine erhebliche Rolle mit Blick auf die Erderwärmung, da sie große Mengen an Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre aufnehmen. Dadurch verändert sich allerdings die chemische Zusammensetzung des Meerwassers, es wird saurer. Korallen, Austern, Seeigel und zahlreiche weitere Meereslebewesen werden dadurch gefährdet.

„Das Jahr 2025 kann ein Wendepunkt für die Ozeane werden. Diese Chance muss die Weltgemeinschaft nutzen, denn gesunde Meere sind für das Leben auf diesem Planeten unersetzlich“, sagt Axel Krumsiek von der Naturschutzorganisation WWF Deutschland.

Politiker aus der besonders betroffenen Pazifikregion fordern konkrete Finanzierungszusagen: „Die Botschaft ist klar: Freiwillige Versprechungen reichen nicht“, sagt der Umweltminister von Vanuatu, Ralph Regenavu.