Wasserstoffgeschäft von Thyssenkrupp geht es besser als erwartet

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Die Unsicherheit, wie es mit der Wasserstoffwirtschaft weitergeht, macht auch vor Unternehmen nicht halt, die ihr Geschäftsmodell darauf ausgerichtet haben: Der Elektrolysespezialist Thyssenkrupp Nucera aus Dortmund schreibt operativ Verluste und blickt mit einiger Zurückhaltung auf das neue Geschäftsjahr, das für das Unternehmen zum 1. Oktober 2024 gestartet ist. Das jedenfalls ist die eine Seite.

Andererseits stecken die Dortmunder viel Geld in Forschung und Entwicklung, machen klar, dass sie weiterhin an den Wasserstoffhochlauf glauben, und schneiden im laufenden Geschäftsjahr unterm Strich besser ab, als viele befürchtet hatten. Unternehmenschef Werner Ponikwar sagte am Dienstag vor Journalisten, dass die „kurzfristigen Herausforderungen im Markt“ seiner Meinung nach bestehen bleiben werden. „Wir werden voraussichtlich weiterhin Verschiebungen von Investitionsentscheidungen sehen.“ Gleichzeitig habe Nucera „unter den herausfordernden Marktbedingungen Stärke und Widerstandskraft bewiesen“.

Der Anlagenbauer rechnet im schlimmsten Fall im kommenden Geschäftsjahr mit einem Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von bis zu 30 Millionen Euro. Läuft es gut, wäre aber auch ein kleiner Gewinn vor Zinsen und Steuern von bis zu fünf Millionen Euro drin, so die Prognose.

Hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung

Hintergrund sind zum einen hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die sich im kommenden Geschäftsjahr auf 36 Millionen Euro summieren sollen. Zum anderen gibt es weiterhin viele regulatorische Unsicherheiten am Markt für grünen Wasserstoff. Fachleute glauben etwa, dass der Wahlsieg Donald Trumps in den USA für die Branche keine gute Nachricht ist, und fürchten sich vor möglichen künftigen Kürzungen der dortigen Förderung von Technologien für eine kohlendioxidärmere Wirtschaft. Ponikwar gab sich allerdings gelassen. „Wenn wir feststellen, dass es in den USA tatsächlich weniger Geschäft gibt, als wir ursprünglich dachten, bedeutet das nicht, dass wir unsere Ressourcen nicht auch anderswo einsetzen können.“

Ein Zurückdrehen der Förderung klimafreundlicher Technologien sei zudem auch unter einer Trump-Administration gar nicht so wahrscheinlich, da vor allem republikanische Bundesstaaten vom Aufbau grüner Wertschöpfungsketten profitierten. Thyssenkrupp Nucera macht ohnedies nur rund zehn Prozent seines Umsatzes in den USA. Gleichwohl sei es wichtig, dass die genaue Fördergesetzgebung für grünen Wasserstoff in den Vereinigten Staaten schnell geklärt werde.

Die Thyssenkrupp-Tochtergesellschaft Nucera ist erst seit 2023 an der Börse, die Thyssenkrupp AG hält weiterhin die Mehrheit der Anteile. Für das jetzt abgelaufene Geschäftsjahr 2023/2024 muss der Elektrolysespezialist einen operativen Verlust vermelden. Das Ebit lag bei minus 14 Millionen Euro. Damit allerdings erzielte das Unternehmen sogar ein besseres Ergebnis, als es zuletzt selbst prognostiziert hatte. Erwartet worden war ein Minus beim Ebit im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Der Umsatz stieg im vergangenen Geschäftsjahr um fast ein Drittel auf 862 Millionen Euro – „ein neuer Höchststand“, hob Ponikwar hervor. Aufgrund hoher Zinserträge stand unterm Strich am Ende ein Gewinn von elf Millionen Euro. Das kam an der Börse gut an. Der Aktienkurs lag am Nachmittag zweistellig im Plus – so hoch wie seit mehr als sechs Wochen nicht mehr.