Funk-Pionier Sly Stone ist tot

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Seine Musik prägte eine ganze Ära

Funk-Pionier Sly Stone ist tot


Aktualisiert am 10.06.2025 – 00:22 UhrLesedauer: 3 Min.

FILE PHOTO: Funk music pioneer Sly Stone performs during Grammy Awards in Los AngelesVergrößern des Bildes

Sylvester Stewart, bekannt als Sly Stone, bei den Grammy Awards im Jahr 2006: Der Musiker ist im Alter von 82 Jahren gestorben. (Quelle: REUTERS/dpa-bilder)

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Er prägte den Sound der Sechziger wie kaum ein anderer, verschmolz Rock, Soul und Funk. Jetzt ist Sly Stone im Alter von 82 Jahren gestorben.

Die Musik-Welt verliert eine ihrer schillerndsten Persönlichkeiten: Sly Stone, Musikvisionär und Kopf der Band “Sly and the Family Stone”, ist tot. Er starb am Montag im Alter von 82 Jahren im Kreise seiner Liebsten. Wie seine Familie mitteilte, litt er an gesundheitlichen Problemen. Unter anderem kämpfte er jahrelang mit einer Lungenerkrankung.

“Sly ist friedlich eingeschlafen, umgeben von seinen drei Kindern, seinem engsten Freund und seiner erweiterten Familie”, heißt es in einer Erklärung, aus der mehrere US-Medien zitierten. “Sein musikalisches Vermächtnis wird Generationen inspirieren.”

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Sly Stone im April 1972: Eine Legende der Funk- und Soulmusik. (Quelle: ASSOCIATED PRESS/dpa-bilder)

“Sly and the Family Stone” war eine der ersten US-Bands mit gemischter Hautfarbe und Geschlechtern – und diente damit als ein Symbol für Gleichberechtigung. Die Band schaffte ihren Durchbruch im Jahr 1968 mit dem Song “Dance to the Music” und ihr Erfolg wurde mit ihrem vierten Album binnen zwei Jahren endgültig besiegelt. “Stand!”, das im Jahr 1969 herauskam, verkaufte sich über drei Millionen Mal.

Mit Hits wie “Everyday People” und “Family Affair” wurde Stone Ende der 1960er Jahre zum Symbol für eine Ära des Aufbruchs. Seine Shows vereinten weiße und schwarze Fans, seine Songs gaben der Bürgerrechtsbewegung einen mitreißenden Soundtrack. Funk, Rock, Soul – bei ihnen floss alles zusammen. Die stilistische Vielfalt der Band zog ein breites Publikum an – sie spielte auf den beiden prägenden Musikfestivals des Jahres 1969, Woodstock und dem Harlem Cultural Festival.

Doch so genial Stones musikalischer Erfindergeist war, so labil war sein Privatleben. Er verlor sich im Drogenkonsum und wurde immer unberechenbarer, die Band erschien immer unregelmäßiger zu Auftritten. 1974 heiratete Stone die Schauspielerin Kathy Silva auf der Bühne bei einem ausverkauften Konzert im Madison Square Garden in New York. Nur wenige Monate später, im Jahr 1975, später löste sich die Band vollständig auf.

Auch seine Ehe hielt nicht mehr lange. Silva, die einen Sohn, Sylvester Jr., mit Stone hat, ließ sich 1976 scheiden und machte ihm später schwere Vorwürfe. “Er schlug mich, hielt mich gefangen und wollte, dass ich eine Dreierbeziehung einging”, wird sie von dem Magazin “Rolling Stone” zitiert. “Ich wollte nicht in diese Welt der Drogen und des Wahnsinns.” Sly bekam später zwei weitere Kinder aus anderen Beziehungen: Sylvyette Robinson mit der Musikerin Cynthia Robinson und Novena Carmel.

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Sylvester “Sly” Stewart und seine Braut Kathy Silva, im Madison Square Garden in New York im Jahr 1974. (Quelle: ASSOCIATED PRESS/dpa-bilder)

Stone bemühte sich über mehrere Jahre weiterhin um musikalischen Erfolg. Doch seine persönlichen Probleme und Kokainsucht nahmen zu. Er wurde 1983 wegen Kokainbesitzes und 1987 wegen Fahrens unter Kokaineinfluss verhaftet und floh von Kalifornien nach Connecticut. Zwei Jahre später wurde er festgenommen und zu 55 Tagen Gefängnis, fünf Jahren Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt. Aufgrund seiner Schwierigkeiten war er in den 1990er Jahren kaum zu sehen. Erst 2006 trat er wieder öffentlich auf, bei einer Hommage an “Sly and the Family Stone” bei den Grammy Awards.

2015 bekam er in einem Prozess gegen seinen ehemaligen Manager und Anwalt fünf Millionen Dollar zugesprochen. Er argumentierte erfolgreich, dass ihm Tantiemen unterschlagen worden seien. Aufgrund einer Tantiemenvereinbarung mit einer Produktionsfirma aus dem Jahr 1989 erhielt er das Geld jedoch nicht. Stone verbrachte einen Großteil seiner letzten Jahre in Armut.

Geboren wurde Sly Stone 1943 als Sylvester Stewart im US-Bundesstaat Texas. Mit seiner Familie zog er nach Kalifornien und wuchs in San Francisco auf. Schon als Kind stand er mit seinen Geschwistern auf der Bühne. 1952 nahm die Familienband “The Stewart Four” ihre erste Single auf. Später wurde er DJ, Produzent, Talentscout – unter anderem arbeitete er mit Grace Slick und Bobby Freeman zusammen. Früh zeigte er auch politisches Gespür: “Ich finde, es sollte kein ‘Black Radio’ geben. Nur Radio. Jeder sollte Teil von allem sein”, sagte er einmal.

Ein besonderes Vermächtnis hat Stone kurz vor seinem Tod noch hinterlassen: Laut Familie hat er kürzlich das Drehbuch für einen Film über sein Leben fertiggestellt. “Sly war eine monumentale Persönlichkeit, ein bahnbrechender Innovator und ein wahrer Pionier, der die Landschaft der Pop-, Funk- und Rockmusik neu definierte”, heißt es in der Familienerklärung dazu. “Seine ikonischen Songs haben die Welt unauslöschlich geprägt, und sein Einfluss ist unbestreitbar”. Die Veröffentlichung des Projekts soll demnach bald folgen.