Fifa-Expertin Schenk äußert sich vor Klub-WM

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Die reformierte Klub-WM startet am Wochenende. Mit dabei sind auch zwei deutsche Teams. Ein umstrittenes Turnier, hinter dem noch mehr steckt.

Ab Samstag kämpfen in den USA 32 Teams um den Titel Klub-Weltmeister. Auch der FC Bayern und Borussia Dortmund mischen mit. Es ist ein Prestigeprojekt von Fifa-Präsident Gianni Infantino, das im Vorfeld mächtige Schwierigkeiten hatte. Mit dem Start soll sich das ändern.

Als Gastgeber sind die USA derzeit gefordert, schließlich findet im kommenden Jahr die Fußball-WM in den Vereinigten Staaten statt. Ein Turnier, von dem auch Präsident Donald Trump profitieren will. Fifa- und Menschenrechtsexpertin Sylvia Schenk blickt im Interview mit t-online kritisch auf die Beziehung zwischen Trump und Infantino sowie auf die WM 2034 in Saudi-Arabien und gibt ihre Meinung zu den Entwicklungen in Katar ab.

t-online: Ab 14. Juni wird in den USA die Klub-WM ausgetragen – ein viel diskutiertes neues XXL-Turnier der Fifa. Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf dieses Turnier?

Sylvia Schenk: Dieses neue Turnierformat stand von Anfang an unter keinem guten Stern, schon im Vorfeld gab es Eruptionen. Es fehlten Sponsoren, und deshalb wurde Druck auf existierende Fifa-Sponsoren wie Coca-Cola gemacht, mit einzusteigen. Die waren kurz vor dem Rechtsstreit. Die Fifa hatte offenbar große Schwierigkeiten, die riesigen Versprechen, die sie gemacht hat, zu refinanzieren. Insofern verfolge ich interessiert, wie sie da rauskommt. Auch der TV-Rechteverkauf funktionierte nur mithilfe von DAZN und wohl Saudi-Arabien im Hintergrund. Eine Sache hat mich besonders amüsiert.

Der Pokal für die Klub-WM, in den eingraviert wurde, dass die Idee dafür von Fifa-Präsident Gianni Infantino kommt. Infantino verhält sich bei der Fifa wie ein Sonnenkönig. Und keiner setzt was dagegen. Das kann man nur mit Staunen beobachten.

Das Sonnenkönigtum scheint nicht nur bei der Fifa ausgebrochen zu sein: Wie nehmen Sie die Rolle und das Auftreten von US-Präsident Donald Trump als Mit-Gastgeber der Klub-WM und der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko wahr?

Da haben sich zwei gesucht und gefunden. Dieser Pokal stand sogar bei Trump im Oval Office. Es gingen Bilder um die Welt, auf denen er Dekrete unterzeichnete, bei denen es um etwas völlig anderes ging, und man sah daneben auf seinem Schreibtisch den Pokal. Das unterscheidet sich schon von dem, was viele andere Herrscher oder sonst wer je gemacht haben aus solchen großen Events. Trump überhöht damit die Fifa und schmeichelt Infantinos Ego, auch indem er ihn zur Inauguration einlud. Er verschafft ihm damit eine riesige Plattform, aber auch sich selbst.

Trump versucht, die WM für sich zu nutzen. Er hat schon die WM-Bewerbung in seiner ersten Amtszeit unterstützt, in der auch die Vergabe stattfand. Er ist halt ein Sportfan, das kann man nicht leugnen. Trump weiß, wie man sich den Sport populistisch zunutze macht. In bestimmten Wähler- und Bevölkerungskreisen hilft ihm das. Da seine Umfragewerte gerade abstürzen, braucht er das vielleicht nochmal dringlicher.

Infantino und Trump waren in den vergangenen Monaten zehnmal gemeinsam auf Reisen, zuletzt in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar und Saudi-Arabien. Was sind die beiden aus ihrer Sicht für ein Gespann?

Das sind zwei Männer, die sich immer sehr stark in den Vordergrund schieben. Sie als extrovertiert zu bezeichnen, ist noch untertrieben. Denken Sie an die Aufnahmen aus dem Weißen Haus oder von der Inauguration, die Infantino dann als Selfies verschickt hat: wie so ein kleiner Junge zu Weihnachten, der alle Geschenke bekommen hat, die er sich gewünscht hat. In seinem Fall war das, dass er im Weißen Haus war und Trump die Fifa erwähnt hat. Er merkte gar nicht, wie peinlich das war. Und das passt zu beiden: ohne Hemmungen, ohne Skrupel, immer nur das Ego im Vordergrund. Beide beherrschen das Großsprechertum, das ja im Moment leider bei sehr vielen Menschen sehr gut anzukommen scheint, nicht nur in den USA. Der Rest der Fifa bis hin zu DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat bisher kein Rezept dagegen gefunden.