Jennifer Hermoso geht auf Nationaltrainerin los

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Zwei Jahre nach Kuss-Skandal

Aussortierte Weltmeisterin geht auf Trainerin los


13.06.2025 – 14:46 UhrLesedauer: 2 Min.

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Jennifer Hermoso: Sie wurde mit Spanien 2023 Weltmeister. (Quelle: IMAGO/Kiko Huesca (es-ES))

Weltmeister Spanien verzichtet bei der Frauen-EM auf seine bekannteste Spielerin. Diese holt nun aus – und greift ihre Nationaltrainerin an.

Spätestens seit dem Kuss-Skandal bei der WM 2023 gehört die Spanierin Jennifer Hermoso zu den weltweit bekanntesten Fußballerinnen. Jetzt ist die 35-jährige Rekordtorschützin ihres Landes nicht in den Kader für die Europameisterschaft in der Schweiz nominiert worden. Die spanische Nationaltrainerin Montserrat Tomé führte sportliche Gründe an.

“Wir haben – genau wie bei anderen Spielerinnen – ihre Leistungen bei ihrem Verein ausgewertet und wir haben mit ihrem Trainer gesprochen. Auf ihrer Position herrscht große Konkurrenz. Ich denke, wir haben eine sehr professionelle Analyse durchgeführt”, sagte Tomé beim spanischen Radiosender “Cadena Ser”.

Hermoso, die beim mexikanischen Klub Tigres unter Vertrag steht, missfiel die Äußerung anscheinend so sehr, dass sie das spanische Team attackierte. Auf der Plattform X schrieb sie am Mittwoch: “Ich habe ein reines Gewissen – umso mehr, wenn ich mich von einem Umfeld mit derart negativer Energie fernhalte.”

Doch damit nicht genug. Hermoso warf Trainerin Tomé mangelnde Kommunikation vor: “Ich twittere, weil es die einzige Möglichkeit ist, die übrig bleibt, ein Gespräch zu führen.” Tomé solle sich laut Hermoso darauf konzentrieren, Spanien zum Europameister zu machen, “obwohl sie (die Mannschaft, Anm. d. Red.) das auch allein und wahrscheinlich viel besser schaffen könnten.”

In der Sendung “El Partidazo de Cope” hat sich nun auch der spanische Ex-Torhüter Santiago Cañizares zum Streit der beiden geäußert. “Montse Tomé kann in die Nationalmannschaft aufnehmen, wen sie will. Und wenn sie Jenni Hermoso nicht nominiert, dann deshalb, weil sie glaubt, dass es andere, bessere Spielerinnen gibt.”

Cañizares wurde deutlich: “Jenni Hermosos mangelnder Respekt gegenüber der Nationaltrainern ist unerträglich.” Die Aussage, Spanien könnte auch ohne Tomé den EM-Titel holen, sei für den 55-Jährigen ein No-Go: “Ich glaube nicht, dass ich so etwas schon mal von irgendjemandem, schon gar nicht von einer Sportlerin, gehört habe.”

Hermoso gewann 2023 in Australien den WM-Titel mit Spanien. Bei der anschließenden Siegerehrung küsste sie der damalige spanische Verbandspräsident Luis Rubiales auf den Mund. Hermoso stellte Strafanzeige gegen den Funktionär. Im Februar dieses Jahres sprach ihn ein spanisches Gericht der sexuellen Aggression schuldig. Die Disziplinarkommission des Weltverbands Fifa hatte Rubiales bereits im Oktober 2023 mit einem dreijährigen Tätigkeitsverbot im Fußball belegt.

Kurz nach dem Bekanntwerden des Kuss-Skandals wurde die Stürmerin von Tomé schon einmal aus dem Kader des Nationalteams gestrichen. Die offizielle Begründung damals war, Hermoso schützen zu wollen. Bei den Olympischen Spielen 2024 war sie wieder dabei. Danach kündigte die Trainerin an, ein neues Team aufbauen zu wollen.