Honda und Nissan loten Fusion aus

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In Japan könnte schon bald der drittgrößte Autokonzern der Welt entstehen, der mit acht Millionen verkauften Fahrzeugen dicht an die zuletzt 9,2 Millionen von Volkswagen heranrücken würde. Wie japanische Medien berichten, wollen Honda und Nissan angesichts des global harten Wettbewerbs bei Elektrofahrzeugen über eine mögliche Fusion sprechen. Zur Diskussion steht die Gründung einer Holding, unter deren Dach die beiden Autokonzerne sowie der ebenfalls japanische Hersteller Mitsubishi Motors vereint würden, wie die japanische Wirtschaftszeitung „Nikkei“ unter Berufung auf informierte Kreise berichtet. Nissan ist mit 24 Prozent der größte Anteilseigner an Mitsubishi. Schon bald solle eine Absichtserklärung dazu unterschrieben werden.

Der Aktienkurs von Nissan stieg nach dem Bekanntwerden der Nachrichten um bis zu 24 Prozent an. Die Tokioter Börse gab noch vor dem Handelsbeginn am Mittwoch bekannt, dass sie den Handel mit der Aktie aussetzen wolle, um zunächst den Wahrheitsgehalt der Berichte zu prüfen, griff dann aber doch nicht zu dieser Maßnahme.

Mitsubishi-Aktien stiegen um 17 Prozent. Die Papiere von Honda verbilligten sich dagegen nach kurzzeitigen Kursgewinnen um 3,4 Prozent. Nissan und Honda teilten zunächst nur mit, man ziehe verschiedene Möglichkeiten für eine zukünftige Zusammenarbeit in Betracht, es seien aber noch keine Entscheidungen getroffen worden.

90 Prozent weniger Gewinn für Nissan

Die beiden Konzerne hatten im März angekündigt, bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen und Softwaretechnologien zusammenzuarbeiten, um die Kosten zu senken und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Der Markt wandele sich so schnell, dass man nicht mehr nach den herkömmlichen Regeln spielen könne, hatte der Vorstandsvorsitzende von Honda, Toshihiro Mibe, schon damals gesagt. Fragen nach einer möglichen Kapitalverflechtung der beiden Konzerne hatte er aber noch im Oktober zurückgewiesen.

Vor allem Nissan hat zuletzt stark unter den raschen Veränderungen am globalen Automarkt gelitten. In der ersten Hälfte des seit April laufenden Geschäftsjahres hat der Konzern unterm Strich 90 Prozent weniger Gewinn erzielt als im Vorjahreszeitraum. Nicht nur hat die wachsende Konkurrenz von heimischen Herstellern in China den Japanern das Geschäft vermiest. Auch in ihrem wichtigsten Auslandsmarkt Amerika wandten sich die Kunden ab, weil Nissan dort mit einer relativ alten Modellpalette am Markt ist, und zum Beispiel keine Hybride im Sortiment hat, die dort gerade besonders gefragt sind.

Anfang November kündigte der Nissan-Chef Makoto Uchida ein umfassendes Sparprogramm an, dem unter anderem 9000 Stellen zum Opfer fallen sollen. Ein Fünftel der weltweiten Produktionskapazitäten sollten eingespart werden. Kurz darauf war bekannt geworden, dass der aktivistische Investor Effissimo Capital Management aus Singapur sich mit 2,5 Prozent an dem japanischen Konzern beteiligt hat.

Vor einer Woche gab der Konzern dann eine größere personelle Neuordnung bekannt. Der bisherige Finanzvorstand Stephan Ma wurde an die Spitze des China-Geschäfts versetzt, der bisherige Amerika-Chef Jeremie Papin wurde zum neuen Finanzvorstand ernannt. Die Leitung des Geschäfts in den Vereinigten Staaten soll Christian Meunier übernehmen, der bis dato Nissans Luxusmarke Infiniti geführt und davor die Marke Jeep im Stellantis-Konzern verantwortet hatte.

Auch Honda musste für das zurückliegende Quartal einen Gewinn ausweisen, der kaum halb so hoch war wie von Analysten erwartet. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr senkte der Konzern auf 950 Milliarden Yen (5,9 Milliarden Euro), was 14 Prozent weniger wären als im Vorjahr.

Yoshitaka Ishiyama, ein Analyst der Großbank Mizuho Securities, wertete den Bericht in einer Mitteilung an Investoren am Mittwoch als zumindest kurzfristig positiven Faktor, da er auf die Möglichkeit einer tiefergehenden und effizienteren Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen hinweise. „Nissan war unsicher, wie es sich nach den angekündigten strukturellen Reformen neu aufstellen soll, und eine tiefere Allianz mit Honda könnte es dem Unternehmen erleichtern, einen Fahrplan für die Umstrukturierung zu erstellen“, schrieb er weiter.