Der israelisch-iranische Krieg ist übers Wochenende rasch auf einer höheren Eskalationsstufe angekommen: Iran beschoss Bevölkerungszentren in Israel, welches wiederum die iranische Öl- und Gasindustrie ins Visier nahm. Angriffe auf Teheran, insbesondere militärische Einrichtungen, belegten noch einmal die grundsätzliche Überlegenheit der israelischen Streitkräfte.
Das heißt nicht, dass die Israelis ihre Ziele vollständig erreichen werden. Vor allem bei der Bekämpfung einer wichtigen Nuklearanlage fehlt ihnen offenbar die geeignete Munition. Aber Iran hat keine Aussicht, diesen Krieg ohne schwere Schäden an seiner Infrastruktur zu überstehen, vor allem der strategisch relevanten.
Atomwaffen für die Schattenarmeen?
Über die akute Notwendigkeit des israelischen Vorgehens wird weiter gestritten werden. Netanjahu hat aber ein weiteres Argument geliefert, das aufhorchen lässt. Angeblich soll die iranische Führung geplant haben, Atomwaffen an ihre Schattenarmeen weiterzugeben.
Von außen lässt sich nicht beurteilen, ob das stimmt. Die Öffentlichkeit weiß ja nicht einmal, wie weit Iran auf dem Weg zur Bombe technisch schon war. Aber völlig abwegig scheint der Gedanke nicht, wenn man sich vergegenwärtigt, welche gewaltigen konventionellen Waffen Iran der Hizbullah und anderen Verbündeten schon geliefert hat.
Allein deshalb wird man sich in Israel nur mit einer weitgehenden Beseitigung der nuklearen Option in Iran zufriedengeben, Stichwort Urananreicherung. Netanjahus Sicherheitsberater hat gesagt, dass dieses Ziel nicht allein militärisch zu erreichen sei, sondern nur diplomatisch durch Trump.
Das zeugt von Realismus, setzt aber voraus, dass der Präsident den Iranern in seiner Sucht nach schnellen „Deals“ nicht zu weit entgegenkommt. Und auch die gedemütigte und in die Defensive gedrängte Führung in Teheran müsste zu Kompromissen bereit sein, die sie vor wenigen Tagen noch abgelehnt hat. Dass sie die für Sonntag angesetzten Gespräche absagte, spricht erst einmal nicht dafür.