Kurz vor Ablauf der Amtszeit des niederländischen Notenbankchefs Klaas Knot steht der Nachfolger fest. Sein Stellvertreter, Geldpolitikchef Olaf Sleijpen, führt vom 1. Juli an De Nederlandsche Bank (DNB) und zieht damit auch in den Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ein. Einem entsprechenden Vorschlag von Finanzminister Eelco Heinen stimmte das geschäftsführende Kabinett bei seiner Sitzung am Freitag zu.
Die Regierung hat sich damit für eine interne Lösung entschieden – anders als 2011 im Fall Knot, als sie nach der Kreditkrise jemanden von außen holte und den von der DNB bevorzugten eigenen Kandidaten überging. Knot kam aus dem Finanzministerium, allerdings mit langer vorheriger DNB-Erfahrung.
Sleijpen, 54 Jahre alt, sitzt seit 2020 im DNB-Vorstand und leitet die Abteilung für geldpolitische Angelegenheiten. Er verantwortet Wirtschaftspolitik, Forschung, Finanzstabilität, Finanzmärkte, Zahlungsverkehr, Marktinfrastrukturen und Statistik. Außerdem vertritt er Knot im Spitzenamt. Neben Sleijpen waren in Wirtschaftsmedien für die Knot-Nachfolge Vorstandskollegin Gita Salden und Finanzmarktaufsichtschefin Laura van Geest gehandelt worden – außerdem die Chefvolkswirtinnen der Großbanken ING und ABN Amro, Marieke Blom und Sandra Phlippen, beide durch ihre Medienpräsenz im Land weithin bekannt.
Möglicher Konflikt ums Gehalt
Die Personalie war in den vergangenen Wochen mehr und mehr Thema in der Finanzwelt und Politik, weil sie so ungewöhnlich lange auf sich warten ließ – die Nachfolge ist nun erst zweieinhalb Wochen vor dem Ablösungstermin geregelt. Der Grund bleibt unklar. Als mögliche Faktoren galten Spannungen zwischen dem DNB-Aufsichtsrat in Amsterdam und dem Finanzministerium in Den Haag ebenso wie das Gehalt. Denn ein Vergütungsgesetz für den öffentlichen Sektor – im Volksmund „Balkenende-Norm“ genannt nach einem früheren Ministerpräsidenten – legt eine Höchstgrenze in den Spitzenfunktionen fest; im laufenden Jahr sind das 246.000 Euro.
Wegen Sleijpens besonderer Qualifikation sei eine Ausnahme gemacht worden, schreibt Heinen jetzt in einem Brief ans Parlament. Der Spitzenbanker erhält 450.000 Euro im Jahr. „Diese Besoldung liegt unter der Belohnung des heutigen Präsidenten“, schreibt Heinen. „Damit wird der rückläufige Trend in der Besoldung der DNB-Direktion fortgesetzt.“ Die Top-Leute der DNB müssen sich darauf einstellen, weitere Kröten zu schlucken: Heinen möchte die Amtszeiten künftig von sieben auf fünf Jahre verkürzen.
Sleijpen hat als geldpolitischer Direktor regelmäßig an EZB-Sitzungen teilgenommen. Er ist außerordentlicher Professor an der Universität Maastricht. In früheren DNB-Posten sammelte er Erfahrung in der Aufsicht des Finanzsektors, arbeitete außerdem jahrelang für den größten europäischen Pensionsfonds ABP. Von 2001 an war er persönlicher Referent des ersten EZB-Präsidenten Wim Duisenberg.